Neuer Bericht enthüllt belastende Details U-Boot implodiert: Die fünf Insassen waren sofort tot

Fünf Abenteurer wollen das Wrack der "Titanic" sehen – und steigen in ein U-Boot. Kurz darauf sind sie tot. Eine Untersuchung belastet jetzt die Betreiberfirma.
Es sollte ein spektakulärer Ausflug zum gesunkenen Wrack der "Titanic" werden. Mit dem U-Boot "Titan" machten sich fünf Menschen auf den Weg in die Tiefe. Kurze Zeit später waren alle fünf tot – die "Titan" war rund 90 Minuten nach Beginn des Tauchgangs implodiert. Eine tagelange Suche hielt die ganze Welt in Atem. Doch wer trägt die Schuld an dem Unglück? Ein Untersuchungsbericht der Küstenwache, der am Dienstag veröffentlicht wurde, gibt auf diese Frage nun Antworten.
Der 335 Seiten starke Bericht fußt auf Anhörungen aus dem vergangenen Jahr. 26 Menschen sagten aus, darunter ehemalige Mitarbeiter des Reiseunternehmens Oceangate, sowie Experten und Ermittler. Der Bericht zeichnet das Bild einer Firma, in der Vorschriften ignoriert und Mitarbeiter unter Druck gesetzt wurden, wie der US-Sender CNN und die britische BBC übereinstimmend berichten.
Demnach sei das U-Boot bereits vor dem Unglückstauchgang beschädigt gewesen, sei aber daraufhin nicht angemessen untersucht worden. Auch Wartungen des Boots hätten nicht ausreichend stattgefunden. Das Design der "Titan" habe dem Bericht zufolge "grundlegende technische Prinzipien" verletzt.
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Firmenchef behauptete, "Titan" sei unzerstörbar
Doch damit nicht genug: Der Untersuchungsbericht wirft dem ebenfalls bei dem Unglück verstorbenen Firmenchef Stockton Rush vor, "fahrlässig" gehandelt zu haben. Dies habe "zum Tod von vier Personen beigetragen". Konkret seien Mitarbeiter in dem Unternehmen dazu gedrängt worden, Sicherheitsbedenken für sich zu behalten. Hingegen habe Firmenchef Rush wiederholt betont, die "Titan" sei unzerstörbar.
Der Bericht zeichnet das Bild eines Firmenchefs, der alle Erwartungen seiner abenteuerlustigen Gäste erfüllen wollte – auf Kosten der Sicherheit. Denn offenbar steckte Oceangate in finanziellen Schwierigkeiten. Mitarbeiter sollen das Unternehmen verlassen haben, weil Gehälter nicht rechtzeitig ausgezahlt worden seien. Ersetzt wurden diese Mitarbeiter demnach häufig mit technischen Laien. Wer das U-Boot steuern wollte, soll innerhalb von nur einem Tag dazu ausgebildet worden sein, kritisieren die Ermittler.
Insassen waren nach Implosion sofort tot
Der Bericht enthüllt auch Details zur Frage, wie genau der Moment der Implosion ablief – und was die fünf Insassen davon mitbekamen. Sie sollen unter dem Einfluss von 340 Bar Wasserdruck "sofort tot" gewesen sein. Wahrscheinlich sei kurz zuvor eine Klebeverbindung an der Kohlefaserstruktur gerissen. Das Gefährt implodierte daraufhin.
An Bord waren neben dem Gründer und CEO von Oceangate, Stockton Rush, der Geschäftsmann Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn Suleman Dawood, der Geschäftsmann Hamish Harding sowie der französische Taucher Paul-Henri Nargeolet. "Kein Bericht kann das herzzerreißende Ergebnis ändern oder die unermessliche Lücke füllen, die zwei geliebte Mitglieder unserer Familie hinterlassen haben", zitiert die BBC aus der Stellungnahme der Familie Dawood. Ein "solch katastrophales Versagen" müsse Konsequenzen nach sich ziehen.
Trümmerteile machten Hoffnungen auf Rettung zunichte
In ihrem Bericht listet die US-Küstenwache 14 Empfehlungen auf. So soll von den Eigentümern von Tauchbooten verlangt werden, vor der Durchführung von Fahrten Tauch- und Notfallpläne zu übermitteln.
Das Verschwinden der "Titan" hatte im Juni 2023 eine großangelegte Suchaktion im Nordatlantik ausgelöst. Das U-Boot war am Morgen des 18. Juni 2023 zu einer Erkundungstour in Richtung des Wracks der "Titanic" aufgebrochen – nach rund anderthalb Stunden brachen alle Verbindungen zur Besatzung ab. Tagelang gab es Hoffnungen, die Passagiere lebend zu retten: Die Atemluft an Bord hätte für rund vier Tage ausgereicht.
Am 22. Juni 2023 wurden Trümmerteile der "Titan" entdeckt und alle fünf Passagiere für tot erklärt.
- bbc.com: "Live: Latest updates" (Englisch)
- cnn.com: "OceanGate Titan submersible report: Live updates" (Englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa