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Utah: Polygame US-Familie kämpft für ihre Lebensform


Ein Mann, vier Frauen, 17 Kinder
"Hallo, wir sind die Browns"

Von ap
Aktualisiert am 14.01.2014Lesedauer: 3 Min.
Die Browns: ein Mann, vier FrauenVergrößern des BildesKody Brown posiert mit seinen Ehefrauen (von links): Robyn, Christine, Meri und Janelle (Quelle: ap-bilder)
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Ein Mann, vier Frauen, 17 Kinder - das sind die Browns. Die polygame US-Familie flüchtete vor Strafverfolgung in Utah nach Nevada. Dort kämpfte sie vor Gericht um ihr Recht auf Zusammenleben. Mit Erfolg - jedenfalls vorerst.

Viele Amerikaner kennen sie aus dem Fernsehen, der TLC-Reality Show "Sister Wives": Kody Brown und seine vier Frauen Meri, Janelle, Christine und Robyn.

Fundamentalistische Mormonen

Polygamie ist ein Überbleibsel aus frühen Lehren der Mormonen-Kirche, aber sie habe keinen Platz "im modernen Mormonentum", hieß es in einer Erklärung von offiziellen Kirchenvertretern.

Die Kirche "Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" mit ihrem Hauptsitz Salt Lake City in Utah hat sich 1890 von der Polygamie abgewendet und verbietet ihren weltweit 15 Millionen Mitgliedern diese Praxis strikt.

Nach Schätzungen gibt es in den USA etwa 38.000 fundamentalistische Mormonen, die Polygamie praktizieren oder daran glauben. Die meisten leben in Utah und anderen westlichen Staaten.

Auch die Browns lebten früher in Utah, flohen dann mit ihrer Kinderschar 2011 nach Las Vegas in Nevada, um einer Strafverfolgung unter staatlichen Bigamie-Gesetzen zu entgehen.

Erfolg vor Bundesgericht in Utah

Zugleich reichten sie in Utah Klage ein, fochten die Vorschrift an, die ihnen das Zusammenleben als Familie unter einem Dach in diesem Bundesstaat verbot. Nun scheint eine Rückkehr der Browns in die Heimat ohne Furcht möglich. Ein Bundesrichter in Utah gab ihnen Recht, erklärte einen wichtigen Teil der Bigamie-Gesetze des Staates für verfassungswidrig.

Es gab keine lauten überschwänglichen Feiern, als die Familie vor einem Monat von ihrem juristischen Erfolg erfuhr. Sie hätten mit Demut reagiert und geweint, sagten die Fünf in einem Interview. "Das erste, woran ich dachte, waren all jene Familien, die seit hundert Jahren im Dunkeln, in Heimlichkeit gelebt und geliebt haben", sagte Kody Brown.

Die Familie hofft, dass das Urteil Bestand hat und anderen polygamen Familien in Utah die Möglichkeit gibt, offen zusammenzuleben, ohne juristisch verfolgt zu werden. "Es ist unglaublich für uns, nicht mehr in Angst leben zu müssen und das Recht in Anspruch nehmen zu können zu sein, wer wir sind", sagt Christine Brown, Kodys dritte Frau.

Eine Ehe mit Trauschein, die anderen sind "spirituell"

Aber noch ist das Urteil nicht in Stein gemeißelt, das Justizministerium in Utah hat noch nicht entschieden, ob es Berufung einlegen wird. Jonathan Turley, ein Washingtoner Anwalt, der die Browns vertritt, rechnet mit einer Anfechtung. Er selbst sei darauf vorbereitet, vor der Berufungsinstanz mit aller Kraft die Entscheidung zugunsten der Browns zu verteidigen, sagt der Jurist.

Hintergrund der vorerst positiven Wendung im Fall der Browns war die sogenannte Kohabitationsklausel. So waren die Gesetze in Utah bislang strikter als in anderen US-Staaten. Sie untersagten nicht nur Bigamie, offiziell bescheinigte Eheschließungen mit mehr als einer Person. Sie verboten auch ein Zusammenleben mit anderen Partnern unter einem Dach neben dem legalen Ehepartner.

Das, so entschied der zuständige Bundesrichter Clark Waddoups im Dezember, verstoße aber gegen das Recht auf freie Religionsausübung und sei somit verfassungswidrig. In den meisten polygamen Familien in Utah ist der Mann mit einer einzigen Frau per Trauschein, mit den anderen nur "spirituell" verheiratet.

Manche haben den Kampf der Browns mit dem für eine Legalisierung von Homo-Ehen verglichen. Aber das sieht die Familie nicht so. "Obwohl wir es unterstützen, dass andere Menschen ihre Familien nach eigener Wahl organisieren, waren unsere Argumente stets anders", sagt Kody Brown. "Was wir wollten, war schlicht, frei zu leben und unsere Religion ohne drohende Strafverfolgung ausüben zu können."

Vorurteile gegen polygame Familien ausräumen

Für die Fernsehshow haben sich die Fünf nach Angaben von Janelle Brown, Kodys zweiter Frau, entschieden, um Vorurteile gegen polygame Familien auszuräumen. "Wir waren es leid, dass viele ihre Vorstellung von Polygamie mit Warren Jeffs verknüpft haben."

Der Polygamist Jeffs sitzt in Texas eine lebenslange Strafe wegen sexuellen Missbrauchs von zwei minderjährigen Mädchen ab, die er als seine Bräute betrachtete. Er leitet aus dem Gefängnis heraus weiter eine Sekte fundamentalistischer Mormonen an der Grenze von Utah zu Arizona.

Die Browns flüchteten im Januar 2011 nach Las Vegas, nachdem die örtliche Staatsanwaltschaft nach der Premiere der Show im Fernsehen strafrechtliche Ermittlungen wegen Bigamie eingeleitet hatte. Sie leben nun in vier neuen Häusern. Dort werden Folgen der Show gedreht, die seit 2010 läuft.

In Las Vegas können sie nicht mit Glaubensbrüdern und -schwestern, anderen fundamentalistischen Mormonen, zusammen sein - Menschen, die ebenfalls Polygamie praktizierten oder diese unterstützten. Andachten gibt es jetzt nur daheim. Deshalb hofft die Familie, eines Tages nach Utah zurückzukehren. Doch bei dieser Entscheidung können mittlerweile ziemlich viele Personen mitreden.

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