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Kalifornien: Explodierende Mieten zwingen Menschen zum Leben im Auto


Miet-Wahnsinn in Kalifornien
Warum der 26-jährige Cameron jetzt im Auto wohnt

Von afp, t-online
04.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Im sonnigen Kalifornien sind horrende Mieten ein wachsendes Problem - so sehr, dass zunehmend Menschen in ihren Autos leben. (Symbolbild)Vergrößern des BildesIm sonnigen Kalifornien sind horrende Mieten ein wachsendes Problem - so sehr, dass zunehmend Menschen in ihren Autos leben. (Symbolbild) (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Eine Wohnung für über 2.000 Dollar: Die kalifornischen Behörden haben versäumt, gegen stark steigende Mieten vorzugehen – dies führt in dem US-Bundesstaat zu ausgefallenen Wohn-Situationen.

Deutschlandweit sollen am Wochenende Proteste gegen die explodierenden Mieten stattfinden. Auch im sonnigen Kalifornien sind horrende Mieten ein wachsendes Problem – so sehr, dass zunehmend Menschen in ihren Autos leben.

Cameron James fährt an einem kühlen Winterabend seinen weißen Sportwagen auf einen Parkplatz in Los Angeles, stellt den Sitz zurück und legt sich schlafen. "Ich habe vor zehn Tagen meine Wohnung verloren, weil ich die 2.200 Dollar (1.939 Euro) Miete nicht mehr aufbringen konnte", erzählt der 26-Jährige.

Seit 2018 entstehen immer mehr bewachte Parkplätze zum campen

"Dies hier ist ein sicherer Ort, bis ich wieder auf die Beine komme", sagt der US-Marineinfanterist, der in Afghanistan war und jetzt Solarmodule verkauft. "Ich kann gut schlafen, ohne nachts immer über die Schulter schauen zu müssen." Um vor der Arbeit zu duschen, trat Jones einem Fitnessclub bei. Seinen Anzug hat er auf dem Rücksitz hängen.

Es ist kalt auf dem Gelände neben einem dröhnenden Highway, doch innerhalb einer Stunde treffen etwa ein Dutzend anderer Fahrzeuge ein – manche mit Kindern an Bord. Den Campern stehen Mobiltoiletten und Handwaschbecken zur Verfügung; um den Parkplatz zu nutzen, müssen sie einen Antrag ausfüllen.

In der Region Los Angeles entstanden 2018 ein halbes Dutzend solcher von Sicherheitsfirmen bewachter Parkplätze, die Wohnungslosen in ihren Fahrzeugen einen Übernachtungsplatz bieten – hinter einer Kirche, bei einer Synagoge oder auf einem weitläufigen, vom US-Kriegsveteranenministerium betriebenen Gelände.

Obdachlosigkeit in Kalifornien steigt dramatisch an

Nach Angaben des US-Ministeriums für Wohnungsbau waren 2017 landesweit fast 554.000 Menschen obdachlos. Rund 25 Prozent oder 134.000 lebten in Kalifornien, die höchste Zahl aller US-Staaten. Mindestens 15.500 Menschen im Sunshine State hausen in ihren Autos.

Allein im Bezirk Los Angeles gibt es nach offiziellen Angaben 53.000 Obdachlose, ein gewaltiger Anstieg verglichen mit den 38.700 im Jahr 2010. Carlos Gonzalez ist ein 60-jähriger Ex-Soldat, der seit einigen Jahren im Wohnmobil lebt. Für ihn bedeutet das Safe-Parking-Programm, dass er sein Auto nicht ständig bewegen muss oder belästigt wird.

"Es gibt schlechte Menschen da draußen, hier fühle ich mich sicher", sagt er auf dem Ministeriumsgelände in der Nähe des Nobelviertels Westwood. "Hier kann ich schlafen, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass jemand in mein Auto einbricht."

Behörden versäumten rechtzeitiges Einschreiten

Ähnliche Programme gibt es in der Region San Francisco Bay, wo explodierende Immobilienpreise Einkommensschwache auf die Straße trieben. "Wir haben eine Lehrerin auf einem unserer Plätze, die sich ihre Miete nicht mehr leisten konnte und in ihrem Auto landete", erzählt Ira Cohen, der zusammen mit seiner Frau Pat das Programm mitinitiierte.

Experten zufolge sind der Mangel an erschwinglichem Wohnraum und steigende Mietkosten die Hauptgründe für den dramatischen Anstieg der Obdachlosigkeit. Behörden auf Bundes-, Staats- und Gemeindeebene hätten es versäumt, rechtzeitig gegenzusteuern, betont Gary Painter, Leiter des Forschungsinstituts über Obdachlosigkeit an der Universität von Südkalifornien.

"Das ist nicht über Nacht passiert, die Mieten in Los Angeles steigen seit Jahrzehnten schneller als die Einkommen, und seit drei Jahren haben wir unsere Belastungsgrenze erreicht, was dazu führte, dass die Leute auf der Straße landen", sagt Painter. Angesichts des Ausmaßes der Wohnungsnot rechnet er nicht mit schnellen Lösungen, obwohl in den vergangenen Jahren viel Geld für Neubauten, Unterkünfte und Förderprogramme floss.


Der junge Afghanistan-Veteran Jones muss sich an das Leben auf dem Parkplatz erst noch gewöhnen: "Wenn Sie mir vor ein paar Jahren gesagt hätten, dass ich eines Tages in diese Lage komme, hätte ich Sie wahrscheinlich ausgelacht. Damals dachte ich, ich lebe den American Dream."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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