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Furioser K2-Aufstieg von Anja Blacha: Deutsche erklimmt den "fiesesten Berg der Welt"


Deutsche erklimmt den "fiesesten Berg der Welt"

dpa, Zia Khan

17.08.2019Lesedauer: 4 Min.
Pakistan, K2: Anja Blacha steht beim Gipfelanstieg zum K2 vor der Kulisse des Broad Peak (l).Vergrößern des BildesPakistan, K2: Anja Blacha steht beim Gipfelanstieg zum K2 vor der Kulisse des Broad Peak (l). (Quelle: dpa-bilder)
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58 Tage war Anja Blacha unterwegs um den Gipfel zu besteigen, vor dem auch erfahrenste Bergsteiger größten Respekt haben: den K2 in Nordpakistan. Sie schaffte es ohne Flaschensauerstoff – und mit minimaler Verpflegung.

Er mag nur der zweithöchste Berg der Welt sein - aber er gilt als der fieseste. Eisfall, Steinschlag, Lawinengefahr und vor allem von Anfang bis zum Ende durchgehend steiler Anstieg - all das muss unbeschadet überstehen, wer den 8611 Meter hohen K2 in Nordpakistan bezwingen will. 31 Bergsteiger haben das in diesem Jahr geschafft – und die gebürtige Bielefelderin AnjaBlacha ist eine von ihnen.

Damit sollte Blacha die erste deutsche Frau sein, die den K2 erklommen hat, diesen Griesgram unter den Bergen, der sich in der Vergangenheit viele Jahre überhaupt von keinem einzigen Bergsteiger bezwingen ließ. Der pakistanische Alpinclub bestätigte, dass Blacha am Gipfel war, geht allerdings noch die Statistiken durch, um definitiv zu bestätigen, dass Blacha die erste Deutsche war.

Das Leben im Moment

Bis dahin war es eine lange Reise für die 29-Jährige, die heute in Zürich lebt. Bevor sie sich einen Versuch am K2 zutraute, hatte sie bereits die "Seven Summits" – die höchsten Gipfel aller Kontinente - bestiegen. Am Mount Everest war sie mit damals 26 Jahren die jüngste Deutsche.

Auch die Expedition auf den K2 war kein kurzfristiges Unterfangen. Erst die lange Anreise nach Pakistan, wo einem in Islamabad im Juni rund 40 Grad Hitze ins Gesicht schlägt, sobald man aus dem Flugzeug steigt. Dann geht es mit einem Kleinflugzeug in den Norden des Landes, nach Skardu, eine grüne Oase mit hohen, schmalen Bäumen, umringt vom schroffen Gebirge das Karakorum. Von dort aus schaukelt man in einem Jeep auf engen, holprigen Straßen in das Dorf Askole.

Von dort geht es sieben Tage lang 120 Kilometer zu Fuß über ruppige Steine und durch oder über zahlreiche Flüsse - begleitet von Dutzenden Einheimischen, aber auch Eseln, Mulis und Pferden, die alles tragen, was man für zwei Monate braucht – ins Basislager. "Und noch vor dem Basislager hatte die Hälfte der Bergsteiger mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen", erzählt Blacha lachend.

Trotz aller Strapazen genieße sie die Expeditionen, sagt Blacha. Das intensive Erleben der Natur, die Zeit ohne Internet, das Leben im Moment.

Im Basislager angekommen, beginnt die Bergsteiger-Routine: Aufsteigen, in der Höhe übernachten, noch mal etwas höher steigen, wieder runter. Sobald der Körper sich akklimatisiert hat, beginnt das Warten auf das passende Wetterfenster. Dazwischen, erzählt Blacha, wird viel Schnee für Tee mit den anderen rund 150 Bergsteigern geschmolzen.

Immerhin: Anders als am Mount Everest muss sie als Frau nicht Fragen anderer Bergsteiger beantworten, wie weit sie denn gehe, um dann alle mit "na, ganz nach oben!", offenbar zu überraschen. Wer im K2-Basislager sitzt, der hat Erfahrung, und das wissen alle.

"Der Großteil reiste ab"

Mehr als einen Monat ist Blacha schon unterwegs, als ihr Team erstmals den Versuch zum Gipfel startet. Doch mannshoher Schnee blockiert ein Teilstück zwischen Camp 4 und dem Gipfel. "Die Vorausgehenden traten praktisch auf der Stelle - es dauerte eine Stunde, um 30 Meter zu schaffen", erzählt sie. Drei kleinere Lawinen hatten zudem mehrere Sherpas und Bergsteiger mitgenommen, einer brach sich den Arm.

Nach dem erfolglosen Versuch, die Stelle zu passieren, stiegen alle frustriert ins Basislager ab. "Der Großteil reiste ab", erzählt sie. Sie seien überzeugt gewesen, dass 2019 wieder eines der Jahre sei, in dem der K2 sich nicht bezwingen lässt.

Nicht aber Blacha. Der K2 ist im Sommer nur wenige Wochen im Juni und Juli zu besteigen, denn danach beginnt der Monsun. Mit einem neuen Team und Sherpa versucht sie es fünf Tage später erneut.

Und diesmal scheint der K2 milde gestimmt, vielleicht auch der Wettergott. Starker Wind hatte die Tiefschnee-Stelle völlig freigeblasen, und Blacha kann das freigelegte, blaue Eis durchklettern. "Wir hatten richtig viel Glück", sagt sie.

Im Dunkel der Nacht

Rund zehneinhalb Stunden brauchte Blacha für die 600 Höhenmeter Aufstieg von Camp 4 bis auf den Gipfel. Sie ging ohne Flaschensauerstoff und ist eigenen Recherchen zufolge damit nur eine von fünf Frauen am K2, die das geschafft haben. Im Dunkel der Nacht durchsteigt sie die steilen Eispassagen mit 80 bis 90 Grad Steigung, hackt ihren Eispickel in die Wände, klettert mit Händen und Füßen durch die Stein- und Felspassagen. Ganze drei Mal beißt sie von ihrem Müsliriegel ab.


Nach Sonnenaufgang am Gipfel angekommen macht sie trotz Glücksgefühls keine Luftsprünge. "Es war eher eine Teilerleichterung", sagt Blacha, "denn man hat ja auch noch den Abstieg vor sich".

Verlassen hat sie den K2 ohne Muskelkater und mit dem gleichen Körpergewicht – "dem vielen Öl in der pakistanischen Küche sei Dank", sagt sie. Das Gewicht wird sie brauchen, denn Blacha bereitet sich bereits auf das nächste Abenteuer vor. Ende des Jahres will sie auf Skiern die Antarktis durchqueren – völlig alleine.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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