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Julia Klöckner plant Wildtierverbot: Ist die Zeit der Zirkustiere bald vorbei?


Klöckner plant Wildtierverbot
Ist die Zeit der Zirkustiere bald vorbei?

Von dpa, afp
Aktualisiert am 19.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Umstrittene Praxis: Tiere, wie hier ein Breitmaulnashorn, könnten in Wanderzirkussen bald Geschichte sein.Vergrößern des BildesUmstrittene Praxis: Tiere, wie hier ein Breitmaulnashorn, könnten in Wanderzirkussen bald Geschichte sein. (Quelle: Sina Schuldt/dpa)
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Tierschützer sprechen von Quälerei, die Zirkusse weisen den Vorwurf zurück: Seit Längerem wird über die Haltung von Wildtieren in Zirkussen gestritten. Agrarministerin Klöckner will die Sache gesetzlich neu regeln.

Die umstrittene Haltung von Wildtieren in reisenden Zirkussen soll eingeschränkt und insgesamt strenger geregelt werden. Die Bundesregierung will es Wanderzirkussen verbieten, Giraffen, Elefanten, Nashörner, Flusspferde, Affen und Großbären neu anzuschaffen.

"Wildtiere haben in der Manege nichts verloren", sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstag in Berlin, wo sie einen Verordnungsentwurf dazu vorstellte. Gerade in Wanderzirkussen litten die Tiere unter den ständigen Reisen und den oft nicht artgerechten Bedingungen und Stress.

"Hier geht der Tierschutz vor", betonte Klöckner. Mit der Verordnung komme man dabei einen großen Schritt voran. Voraussetzung sei aber eine wissenschaftliche Grundlage, damit ein Verbot rechtssicher sei und Bestand habe, falls dagegen geklagt werde. Für Tiere wie Großkatzen sei dies nach Expertenmeinungen bisher nicht der Fall. Ihr Ziel sei, das Verbot auszuweiten und etwa Großkatzen aufzunehmen. Für jede Tierart müssten die Bedingungen einzeln geprüft werden. "Sobald wir das rechtssicher regeln können, werden weitere Verbote folgen."

Klöckner: "Die Zeit hat sich geändert"

In der vorgesehenen Verordnung sollen außerdem erstmals spezielle Anforderungen an die Haltung, den Transport und das Training aller Zirkustiere festgelegt werden, wie Klöckner erläuterte – dabei gehe es etwa um Käfige, die Versorgung durch fachkundige Personen, die Behandlung kranker oder verletzter Tiere, Transportmittel und die Beschränkung der Transportdauer "auf das notwendige Maß". Alter, Veranlagung, Leistungsbereitschaft, Belastbarkeit und Ausbildungsstand der Tiere sollen dabei eine Rolle spielen.

Klöckner sagte, es gehe nicht um pauschale Unterstellungen gegenüber Wanderzirkussen. "Aber die Zeit hat sich geändert, und auch die Sichtweise von Zirkusbesuchern hat sich geändert." Reisende Zirkusse seien im Jahr oft an 50 Orten, teils mit wenig Platz. Eine artgerechte Haltung sei daher teils nicht zu gewährleisten.

Der Entwurf Klöckners wird derzeit zwischen den Ministerien abgestimmt, zudem können nun Fachverbände und Bundesländer ihre Stellungnahmen abgeben. Anschließend soll der Bundesrat die Verordnung beschließen.

Tierschützer halten Entwurf für nicht ausreichend

Die Naturschutzorganisation WWF Deutschland nannte den Verordnungsentwurf einen "wichtigen Schritt in Richtung Artenschutz". Allerdings wäre es "essenziell gewesen, auch jetzt schon Großkatzen in die Verordnung mit aufzunehmen", erklärte der Leiter des Fachbereichs Artenschutz beim WWF Deutschland, Arnulf Köhncke. "Heutige Erkenntnisse zu Großkatzen und deren Bedrohung liefern bereits genug belastbare Gründe, um allein aus Artenschutzsicht hier eine strengere Regulierung oder ein Verbot der Haltung durchzusetzen."

Weitere 13 Tier- und Artenschutzorganisationen, darunter der Deutsche Naturschutzring und der Deutsche Tierschutzbund, kritisierten den Verordnungsentwurf als nicht ausreichend. Auch diese Organisationen bemängelten, dass unter anderem Tiger und Löwen in Zirkussen vorerst weiterhin erlaubt bleiben sollten.

Außerdem kritisierten die Tierschützer, dass sich das Verbot nur auf neu angeschaffte Tiere beziehe und laut Verordnungsentwurf die aktuell in deutschen Zirkussen lebenden Wildtiere bis zum natürlichen Ableben gehalten, dressiert und zur Schau gestellt werden dürften.

Künast: "Die Vorlage ist dürftig"

Die Grünen-Tierschutzexpertin Renate Künast erklärte, Klöckner habe "endlich" eine Vorlage zur Haltung von Wildtieren im Zirkus gemacht, nachdem im vergangenen Jahr noch ein Grünen-Antrag über ein konsequentes Verbot abgelehnt worden sei. "Die Vorlage selbst ist aber dürftig", kritisierte die frühere Bundesagrarministerin. "Hier soll quasi verboten werden, was faktisch schon nicht mehr stattfindet."

So gelte etwa bei Elefanten, "dass diese aus der Wildnis nicht mehr entnommen werden dürfen". "Neugeborene aus Nachzuchten kommen in Artenschutzprogramme und nicht mehr in den Zirkus – das Verbot für diese Arten neue Tiere einzustellen, ist folglich bloße Augenwischerei."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
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