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Sylt: Der Song, der vom Dancehit zur rassistischen Hymne wurde


"L’amour toujours"
Vom Dance-Hit zum rechten Song

Von t-online, jcz

24.05.2024Lesedauer: 2 Min.
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Kampen auf Sylt: Im Video skandieren die Urlauber Nazi-Parolen. (Quelle: t-online)
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Ein Video, in dem rassistische Parolen gesungen werden, schockiert bundesweit. Immer wieder wird die Melodie eines bekannten Songs genutzt.

Als der italienische Musikproduzent Gigi D’Agostino 2001 seinen Song "L’amour toujours" veröffentlicht, geht der Song ohne Text durch die Decke. Das Lied mit dem eingängigen Techno-Rhythmus hält sich in Deutschland 19 Wochen lang in den Top 100, klettert sogar bis auf den dritten Platz. Doch mehr als 20 Jahre später erlebt der Song ein unrühmliches Revival.

Ende 2023 taucht ein Video auf, in dem in einer Dorfdiskothek eine Gruppe junger Erwachsener zu den Klängen und im Rhythmus das Technohits die rassistische Parole "Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!" mitsingen, die in den 1980er und 1990er Jahren in der Neonazi-Szene beliebt war. Daraufhin wird der Song zum Symbolsong in rechten Kreisen. Wird er als rebellische Grenzüberschreitung interpretiert, lässt sich so unter dem Deckmantel des vermeintlichen "Humors" Rassismus auch über rechtsextreme Kreise hinaus normalisieren. Außerdem funktioniert er nun innerhalb der Rechtsaußen-Gemeinschaft als Symbol für salonfähigen Rassismus – auch ohne Text.

Rechte Anneigung

Besonders auf TikTok tauchen immer wieder Videos auf, in denen auf das Lied Bezug genommen wird. Nutzer unterlegen mit diesem Song Videos, in denen sie rechte Propaganda verbreiten, oder teilen Videos, in den meist junge Menschen das Lied samt rassistischer Parolen mitgrölen. Jetzt sorgte ein Video für Aufsehen, in dem das Lied inklusive abgewandeltem Text in einem Nobelclub auf Sylt gesungen wurde. Auch hier war es eine der Beteiligten, die das Video selbst hochlud. Lesen Sie hier mehr dazu.

Diese Form der Aneignung ist eine Strategie der extremen Rechten. Immer wieder nehmen sie eigentlich Unpolitisches und verwenden es für die eigene Propaganda. Ein bekanntes Beispiel ist die Verwendung des Internet-Memes von "Pepe the Frog". Der rudimentär gezeichnete Frosch entstammt eigentlich einem Comic aus dem Jahr 2005, in dem der Frosch vor allem als unpolitischer Kiffer dargestellt wird. Anfang der 2010er Jahre entwickelte der Frosch sich zum beliebten Meme und bald daraufhin fingen rechtsextreme Internetnutzer an, ihn immer wieder in Verbindung mit rassistischen Parolen zu verwenden oder mit Naziuniformen zu zeichnen.

"Ich halte nicht alle Teile der extremen Rechten für besonders schlau"

Laut dem Politikwissenschaftler Dr. Rolf Frankenberger von der Universität Tübingen lohnt es sich, bereits Bestehendes für rechte Symbole umzudeuten, da man so die Popularität für sich nutzen kann. "Ich halte nicht alle Teile der extremen Rechten für besonders schlau", sagt Frankenberger.

Auch in seiner Bewertung, ob Bilder wie aus Sylt für die extreme Rechte positiv seien, ist er vorsichtig. Auf der einen Seite würden solche Bilder nach außen hin abschreckend wirken können, auf der anderen Seite hätten solche Bilder aber ein gewisses Vermarktungspotential. Nachdem Motto: "Seht her, die Reichen und Schönen teilen unsere Einstellung." Es könne auf jeden Fall für die extreme Rechte zur Selbstvergewisserung genutzt werden.

Verwendete Quellen
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