Neue Drogenwelle im Anmarsch "Wir erleben eine quasi pandemische Dynamik"

Auf den ersten Blick macht der diesjährige Bericht des Drogenbeauftragten Hoffnung. Doch eine Entwicklung beunruhigt den Experten.
Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. 2.137 Menschen sind 2024 an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben – das sind 90 Fälle weniger als im Jahr zuvor. Dies hat der neue Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck am Sonntag in Berlin mitgeteilt. Obwohl die Gesamtzahl etwas zurückgeht, gibt es einen Bereich, der dem Experten Sorgen bereitet: Die Zahl der Toten unter 30 Jahren ist um 14 Prozent gestiegen.
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Nach Einschätzung von Streeck ist eine neue Drogenwelle im Anmarsch – angeheizt durch besonders gefährliche Substanzen. Einen sprunghaften Anstieg gab es demnach bei Todesfällen im Zusammenhang mit synthetischen Opioiden. Diese künstlich hergestellten Stoffe sind oft viel stärker als Heroin und können bereits in kleinsten Mengen tödlich wirken.
Streeck warnt vor "immer gefährlicheren Drogen"
Streeck sieht einen Zusammenhang mit politischen Entwicklungen in Afghanistan. Dort haben die Taliban den Anbau von Schlafmohn verboten und zahlreiche Felder zerstören lassen. Die Folge: Die Opiumproduktion brach ein und illegale Labore wichen auf synthetische Ersatzstoffe aus. "Wir müssen schneller, systematischer und konsequenter reagieren auf neue, immer gefährlichere Drogen", forderte Streeck.
2023 war mit 2.227 Todesfällen das bislang schlimmste Jahr in der Statistik. Im Vergleich zu 2022 stieg die Zahl damals um mehr als 200 Fälle. Damit hatte sich die Zahl der Drogentoten innerhalb von zehn Jahren beinahe verdoppelt.
Wie hoch die tatsächliche Zahl liegt, ist schwer zu schätzen. Denn viele Fälle werden nicht registriert. Die Dunkelziffer gilt als hoch.
Streeck warnt: "Wir erleben eine quasi pandemische Dynamik." Neue Drogen, schnelle Verbreitung, ein träges System: Das könne schon bald in eine massive gesellschaftliche Krise führen. Hoffnung setzt er unter anderem auf Drogenkonsumräume, wie sie von Fachleuten schon lange gefordert werden. Solche Räume könnten Leben retten, sagt Streeck – und betont, er sehe diese "komplett unideologisch".
- Material der Nachrichtenagentur dpa
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