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So verlief die Tötung von Osama bin Laden


Terrorismus
38 dramatische Minuten - so verlief die Bin-Laden-Tötung

Von afp, dpa, dapd
Aktualisiert am 09.05.2011Lesedauer: 4 Min.
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Knapp eine Woche nach der Tötung von Osama bin Laden lässt sich ein detaillierter Ablauf der dramatischen letzten 38 Minuten des Al-Kaida-Chefs rekonstruieren. US-Präsident Barack Obama hat derweil den Elite-Soldaten der Spezialeinheit Navy Seals im Militärstützpunkt Fort Campbell in Kentucky persönlich gedankt.

Nachdem die US-Regierung die offizielle Version zu den Todesumständen von Osama bin Laden mehrfach korrigieren musste, schweigt das Weiße Haus vorerst zur Kommandoaktion im pakistanischen Abbottabad. Doch nach Informationen aus Regierungsquellen in Washington und US-Medien ergibt sich folgendes Bild des Militär-Einsatzes:

Im Schutz der Dunkelheit bringen mehrere Hubschrauber in der Nacht zum Montag 79 Elitesoldaten und einen Armeehund zu dem Anwesen in Abbottabad, in dem sich der meistgesuchte Terrorist der Welt versteckt. Die Helikopter fliegen tief, um nicht vom Radar der Pakistaner aufgespürt zu werden, die nicht über die Aktion informiert sind. Offenbar sind auch neuartige Tarnkappen-Hubschrauber im Einsatz - zumindest deuten Experten zufolge später Trümmerteile eines bei der Aktion zerstörten Helikopters darauf hin.

Bruchlandung wegen technischer Probleme

Zwei Hubschrauber mit zwei Dutzend Soldaten der Elitetruppe Navy Seals an Bord setzen direkt auf dem Gelände von Bin Ladens Anwesen auf, das durch meterhohe Mauern und Stacheldraht von der Außenwelt abgeschirmt ist. Einer der beiden Helikopter legt dabei wegen technischer Probleme eine Bruchlandung hin. Eine erste Gruppe des Sonderkommandos rückt auf ein kleineres Gästehaus vor und wird von einem Kurier Bin Ladens beschossen. Die Soldaten feuern zurück und töten den Kurier und seine Frau.

Die anderen Elitesoldaten stürmen das Haupthaus und durchkämmen es systematisch. Im Treppenhaus erschießen sie dem Nachrichtensender MSNBC zufolge den Bruder des Kuriers, der die Hand verdächtig hinter dem Rücken hält - sich aber als unbewaffnet herausstellt. Auch ein Sohn Bin Ladens wird nach US-Medienberichten erschossen, als er die Treppe hinunter auf die Soldaten zurennt. Auch er soll nicht bewaffnet gewesen sein.

Bin Laden greift angeblich nach Waffe

Im obersten Stockwerk stoßen die Navy Seals schließlich auf Bin Laden selbst, im Zimmer sollen eine Kalaschnikow und eine Pistole gelegen haben. Bin Laden greift angeblich nach einer Waffe, während seine Ehefrau auf die Soldaten zustürmt. Die Einheit schießt dem Al-Kaida-Chef in den Kopf, einigen Berichten zufolge auch in die Brust. Seine Frau wird durch einen Beinschuss verletzt. Erste Angaben, wonach Bin Laden bewaffnet war und seine Frau als menschliches Schutzschild missbraucht hat, zieht das Weiße Haus wieder zurück.

Mit Hilfe von Fotos wird Bin Laden, dem die CIA den Codenamen "Geronimo" gegeben hat, vorläufig identifiziert. US-Präsident Barack Obama, der die Kommandoaktion vom Weißen Haus aus in Echtzeit verfolgt, erhält die Nachricht "Geronimo EKIA" - Geronimo als Feind im Gefecht getötet. Der "New York Times" zufolge sagt Obama anschließend in die Stille hinein: "Wir haben ihn."

Soldaten finden Datenschatz

Während das Weiße Haus in seinen ersten Darstellungen den Eindruck eines längeren Feuergefechts erweckt, haben die Seals Bin Ladens Unterschlupf offenbar fast ohne Widerstand eingenommen. Die Soldaten setzen mehrere Frauen und Kinder fest und durchsuchen das Anwesen. Dabei finden sie neben Waffen und Ausrüstung einen wahren Datenschatz: Fünf Computer, zehn Festplatten und mehr als einhundert Speichermedien wie USB-Sticks oder Disketten, von denen sich die Geheimdienste wichtige Informationen für den nächsten Schlag gegen Al-Kaida versprechen.

Bevor die Elitesoldaten nach 38 Minuten mit der Leiche Bin Ladens wieder in die Nacht entschwinden, zerstören sie den ausgefallenen Hubschrauber. Als alarmierte pakistanische Kampfflugzeuge kurz darauf in Abbottabad eintreffen, sind die Navy Seals bereits verschwunden. Um 23.35 Uhr Ortszeit am Sonntagabend tritt Obama in Washington vor die Kameras und erklärt den Staatsfeind Nummer eins für tot. Vor dem Weißen Haus in Washington und am Times Square in New York versammeln sich jubelnde US-Bürger.

Bin Ladens Leiche, inzwischen per DNA-Test zu 99,9 Prozent identifiziert, wird auf den Flugzeugträger USS Carl Vinson gebracht, der im Indischen Ozean kreuzt. Nach einer islamischen Zeremonie lassen die Soldaten den toten Terroristen ins Meer gleiten.

Obama zeichnet Soldaten aus

US-Präsident Obama dankte derweil den Mitgliedern der Spezialeinheit persönlich, die Osama bin Laden in Pakistan getötet haben. Sie hätten ihren Job gut gemacht, sagte Obama den Navy Seals am Freitag. Der Krieg gegen Terroristen gehe weiter, aber "wir werden Al-Kaida letzten Endes besiegen". Obama zeichnete die Truppen im Militärstützpunkt Fort Campbell in Kentucky mit einer sogenannten Presidential Unit Citation aus.

Die Aktion gegen Bin Laden sei eine der erfolgreichsten Geheimdienst- und Militäroperationen in der Geschichte Amerikas, sagte der Präsident. Obama sprach sowohl mit Hubschrauberpiloten des Heeres und der Einheit der Navy Seals als auch mit einer als Night Stalkers bekannten Eliteeinheit. Die auf nächtliche Militäroperationen spezialisierten Soldaten waren daran beteiligt, die Navy Seals zu ihrem Einsatz im pakistanischen Abbottabad und wieder außer Landes zu bringen. "Dank dem unglaublichen Können und Mut unzähliger Individuen von Geheimdienst und Militär über viele Jahre wird der Terrorführer, der unsere Nation an 9/11 getroffen hat, Amerika nie wieder bedrohen", sagte Obama.

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