Ukraine-Krieg | Nawalny-Sprecher: "Sobald Putin wankt, werden wir bereit sein"

Putins prominentester Widersacher, Alexej Nawalny, sitzt im Gefängnis. Ein Mitstreiter äußert sich nun zum Ukraine-Krieg – und kritisiert den Westen.

Ein Mitstreiter des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny hat angekündigt, die russische Opposition stünde für einen Machtwechsel in Moskau bereit: "Sobald Putin wankt, sobald eine Revolution möglich scheint, werden wir bereit sein", sagte Wladimir Aschurkow der Schweizer Zeitung "20 Minuten". Der Fall des russischen Präsidenten werde kommen. "Ich tippe auf zwei bis drei Jahre."

Wladimir Putin müsse militärisch besiegt werden, so Aschurkow. Dann könne ihm ein Waffenstillstand aufgezwungen werden, welchen dieser innenpolitisch als Erfolg verkaufen könne. Andernfalls, warnte Aschurkow, werde der russische Präsident wieder angreifen. Das sehe man in Georgien oder bei der Annexion der Krim, aber auch bei Cyber-Angriffen oder politischen Morden.

Kremlkritiker fordert Deal für Oligarchen

Der Oppositionelle kritisiert auch den Westen: Die Sanktionen gegen russische Oligarchen seien kontraproduktiv. Solange nicht "hieb- und stichfest" bewiesen sei, dass jemand aktiv den Krieg gegen die Ukraine mitfinanziert oder Kriegsverbrechen begangen habe, würden die Sanktionen nicht helfen. Im Gegenteil: Sie trieben die "Oligarchen nur weiter in die Arme von Putin".

Aschurkow forderte gegenüber "20 Minuten" daher einen Kurswechsel. Das Ziel müsse sein, den Oligarchen einen Deal anzubieten, um Russland zu verlassen: "Ihr entzieht Putin die Unterstützung und verlasst das Land. Dafür bieten wir euch Asyl."

Wladimir Aschurkow ist Bankier und verließ Russland bereits 2014. Er lebt in Großbritanien. Nach eigenen Angaben unterstützt er Alexej Nawalny seit 2009. Dieser sitzt seit 2021 in Haft, nachdem er zuvor nach einem Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok in Deutschland behandelt wurde.

Nawalny werde seit zwei Jahren psychologisch gefoltert, berichtete Aschurkow. Seine Moral sei dennoch ungebrochen. An eine baldige Freilassung glaubt er nicht: "Sicher nicht, solange Putin an der Macht ist."