Russland will offenbar neue Brigaden in der Ukraine aufstellen

Russland kommt in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht so voran, wie geplant. Nun sollen neue Brigaden Fortschritte bringen. Doch Experten sind skeptisch.
Russland will in der Ukraine offenbar neue Brigaden aufstellen, das berichtet das Institut of the Study of War (ISW) unter Berufung auf die russische Zeitung "Izvestia". Demnach soll es sich dabei laut internen Quellen aus dem russischen MilitΓ€r um AufklΓ€rungs- und Angriffsbrigaden in kombinierten Armeen und neu gebildeten Armeekorps handeln. Diese seien bereits dabei, MΓ€nner fΓΌr diese Aufgabe zu rekrutieren. UnabhΓ€ngig ΓΌberprΓΌfen lassen sich die Angaben nicht.
Wie die "Izvestia" berichtet, sollen die Einheiten aus Angriffstruppen kΓΌnftig die geschichteten Verteidigungsanlagen der ukrainischen Armee durchbrechen. Die AufklΓ€rungstruppen sollten hingegen zur AufklΓ€rung in "taktischer Tiefe" an der Front eingesetzt werden. Ziel sollen dabei offenbar vor allem die Stellungen der ukrainischen Armee in Donezk und Luhansk sein. Jede der Brigaden solle zudem mit Panzern, leicht gepanzerten Fahrzeugen, Artillerie und verschiedenen Drohnen ausgestattet werden.
Grund fΓΌr die neue Aufstellung ist offenbar, dass die russische Armee mehr und mehr unter Druck steht, dem Kreml Erfolge vorzuweisen: Die Ukraine hatte ihre Gegenoffensive zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete in den vergangenen Wochen stetig fortgesetzt und dabei einige Erfolge verzeichnen kΓΆnnen. So meldete die ukrainische Armee etwa die Befreiung des Dorfes Robotyne oder einen Durchbruch bei Werbowe in Saporischschja. Russlands PrΓ€sident Wladimir Putin setzte seinem Verteidigungsminister Sergei Schoigu wohl darum zuletzt ein Ultimatum.
ISW-Experten zweifeln an Umsetzung des Plans
Und auch ein Oberst der russischen Armee formuliert es so: Der Verlauf Krieges gegen die Ukraine habe, fΓΌr Russland, die "Notwendigkeit spezialisierter Einheiten fΓΌr die ErstΓΌrmung befestigter Gebiete" unterstrichen, so Walerij Jurjew, Vorsitzender der russischen FallschirmjΓ€gervereinigung, zur "Izvestia". Demnach seien fΓΌr die russische Armee "separate Angriffseinheiten und -formationen notwendig".
Ob Russland diese jedoch tatsΓ€chlich aufstellen kann, ist fraglich. "Es bleibt unklar, wie der russische Truppengenerierungsapparat in der Lage sein wird, Brigade-, Armee- oder Armeekorpsformationen zu rekrutieren, auszubilden und zu besetzen", urteilen die ISW-Experten und verweisen auf die Mobilisierungsprobleme, mit denen sich die russische Armee zuletzt konfrontiert sah.
RΓΌckschlΓΌsse darauf geben die Methoden, mit denen der Kreml zuletzt nach MΓ€nnern fΓΌr seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine suchte: So wurden neben HΓ€ftlingen etwa psychisch kranke MΓ€nner dazu aufgerufen, sich freiwillig zu melden. Auch scheut Russland offenbar nicht davor zurΓΌck, im Ausland um KΓ€mpfer zu werben.
- understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, September 25, 2023" (englisch)
- iz.ru: "Π‘ΠΈΡΡΠ΅ΠΌΠ½ΡΠΉ Π²Π·Π»ΠΎΠΌ: Π² ΠΠ‘ Π ΠΎΡΡΠΈΠΈ ΠΏΠΎΡΠ²ΠΈΡΡΡ Π½ΠΎΠ²ΡΠΉ ΡΠΈΠΏ Π±ΡΠΈΠ³Π°Π΄" (russisch)
- Eigene Recherche