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Angst vor Russland: Finnische Frauen trainieren für den Ernstfall


"Vielleicht sind wir die nächsten"
Finnische Frauen bereiten sich auf russischen Überfall vor

Von t-online, jcz

24.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Finnische Frauen beim Überlebenstraining.Vergrößern des Bildes
Finnische Frauen beim Überlebenstraining im Wald: Die Überlebenskurse der Armee waren zuletzt immer schnell ausgebucht. (Quelle: Nasta)

In Finnland wächst die Sorge vor dem russischen Nachbarn im Osten. Tausende Frauen bereiten sich auf den Ernstfall vor.

Tausende finnische Frauen bereiten sich in Wochenendkursen auf einen potenziellen Krieg gegen Russland vor. In den Kursen lernen die Frauen das Überleben in der Natur, die Grundlagen der Cybersicherheit, das Fahren mit Schneemobilen – und den Umgang mit Schusswaffen.

"Ich hätte nicht gedacht, dass tatsächlich die Möglichkeit besteht, dass Russland uns angreift. Aber sie haben die Ukraine angegriffen und vielleicht sind wir die nächsten", zitiert der "Guardian" eine 42-Jährige Kursteilnehmerin. Eine andere Teilnehmerin berichtet in dem Artikel, dass sie die Gefahr eines russischen Angriffs so sehr mit Sorge erfüllt, dass sie keine Nachrichten mehr schaut. Ihre Teilnahme an dem Kurs sei ihr Weg, sich ihren Ängsten zu stellen.

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Kurse sind teils binnen Minuten ausgebucht

Obwohl diese Kurse schon seit Jahren angeboten werden, war es der russische Überfall auf die Ukraine, der das Interesse an diesen Kursen in die höhe schnellen ließ. Suvi Aksela, eine Sprecherin der Organisation Nasta, die die Kurse anbietet, vergleicht den Anmeldeprozess damit, Tickets zu einem begehrten Konzert zu ergattern: "Manchmal sind die Kurse binnen einer Minute ausgebucht", erklärt sie im "Guardian".

In den Tagen nach dem Angriff habe sie enorm viele Anrufe bekommen, immer mit denselben Fragen: "Was kann ich tun, wo kann ich das Schießen lernen und wo finde ich heraus, wo der nächste Bunker ist". Insgesamt gibt es in Finnland 50.500 Bunker, die teilweise noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammen.

Schießsport in Finnland immer beliebter

"Das mit dem Schießen hat mich etwas überrascht“, erklärt Aksela. "Wir haben ja unser militärisches Personal – die Soldaten, die Profis – und dann haben wir eine große Anzahl von Reservisten. Wenn ich derjenige bin, die die Waffe in die Hand nehmen muss, dann haben wir ein riesengroßes Problem." Doch seit dem russischen Überfall erfreut sich auch der Schießsport in Finnland immer größerer Beliebtheit, und die finnische Regierung hat angekündigt, 300 neue Schießplätze zu eröffnen, um die nationale Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen.

Laut der Organisatorin Aksela sind die Kurse vor allem bei gebildeten Frauen im mittleren Alter aus der Hauptstadtregion Helsinki beliebt, doch an den Kursen nehmen Frauen aus allen Altersklassen und allen Bildungsschichten teil, erklärt sie. Finnland nähme die russische Bedrohung viel akuter wahr als viele andere europäische Länder, so Aksela weiter.

"Russland ist die größte Bedrohung für Finnland"

Dies liege zum einen natürlich an der geografischen Lage Finnlands – Finnland und Russland teilen sich eine mehr als 1.300 Kilometer lange Grenze – sondern auch an der finnischen Geschichte. So sei die Erinnerung an den sowjetischen Überfall während des Zweiten Weltkriegs und dem damit verbundenen Abwehrkampf tief in der nationalen Psyche verankert. Man wisse in Finnland einfach: "Unser Nachbar ist nicht besonders freundlich und war es auch nie", so Aksela. Deshalb müsse man stets vorbereitet sein. Und dazu gehöre auch, dass Finnland nie die Wehrpflicht abgeschafft habe.

 
 
 
 
 
 
 

Auch der finnische Geheimdienst Supo ist sich der Bedrohung durch Russland bewusst. Im Gespräch mit dem "Guardian" erklärt der stellvertretende Supo-Direktor, Teemu Turunen: "Es ist ganz klar, dass Russland die größte Bedrohung für die nationale Sicherheit Finnlands ist." Dabei würde Russland vor allem auf Formen der hybriden Kriegsführung wie Cyberangriffe, Desinformation und Sabotage zurückgreifen. Erst vergangene Woche wurden zwei durch die Ostsee verlaufende Kommunikationskabel durchtrennt. Experten vermuten, dass Russland an der Sabotageaktion beteiligt sein könnte. Lesen Sie hier mehr dazu.

Doch Turunen warnt auch davor, hinter allem immer Russland zu vermuten. "Es ist wichtig zu verstehen, dass Russland nicht allmächtig ist. Sie versuchen, ihre Fähigkeiten größer darzustellen, als sie eigentlich sind." Russland habe drängendere Probleme als Finnland, so unter anderem ihr Krieg in der Ukraine und die innenpolitische Stabilität Russlands. "Es ist also nicht so, dass Russland alles, überall und jederzeit tun könnte. Sie versuchen, uns davor Angst zu machen, aber das ist gelingt ihnen nicht", erklärt Turunen.

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