Typhon Mit dieser Waffe könnte das Heer bis nach Russland feuern

Boris Pistorius will in den USA ein weitreichendes Raketensystem kaufen. Damit soll eine Lücke bei der Bundeswehr geschlossen werden. Auch zum Kauf von Patriots macht er eine Ansage.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius fordert bei dem geplanten Kauf von Patriot-Luftabwehrraketen und anderen Waffen für die Ukraine die Beteiligung anderer Nato-Länder. Deutschland werde seinen Teil leisten, sagte er am Montagabend nach dem Treffen mit US-Verteidigungsminister Pete Hegseth in der ARD. Klar sei aber: "Hier müssen alle gewissermaßen ihre Portemonnaies öffnen."
Es gehe darum, schnell die Summen zusammenzubekommen, die zunächst vor allem für die Stärkung der Luftverteidigung nötig seien. Hier stehe die Ukraine gewaltig unter Druck. "Also sind jetzt alle gefordert, hier Farbe zu bekennen."
Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump weitere Waffenlieferungen, unter anderem Patriot-Raketenabwehrsysteme, an die Ukraine zugesagt. Bezahlt werden müssten sie von den Bündnispartnern. Pistorius wollte noch nicht von einer Wende von Trump zugunsten der Ukraine sprechen. Es sei aber ein wichtiges Signal für das Land.
Pistorius: "Das basiert auf Verlässlichkeit und Vertrauen"
Zudem kündigte Pistorius an, dass Deutschland in den USA auch die weitreichende Präzisionswaffe Typhon beschaffen will, mit der Raketen mit einer Reichweite von etwa 2.000 Kilometern abgefeuert werden können. "Vereinfacht ausgedrückt sind das landbasierte Abschussrampen, mit denen unterschiedliche Lenkflugkörper auf verschiedene Distanzen verschossen werden können", sagte der SPD-Politiker bei seinem Besuch in Washington vor Journalisten.
Das Waffensystem könnte auch Ziele in Russland erreichen. Pistorius betonte aber, dass es ausschließlich der Abschreckung diene. Beschlossen ist der Kauf noch nicht. Deutschland hat lediglich Interesse an den Raketenwerfern bekundet. Die USA prüfen nun, ob sie bereit sind, zu liefern. Hegseth habe die Anfrage in einem Gespräch wohlwollend zur Kenntnis genommen, sagte Pistorius.
Pistorius will "Abschreckungsfähigkeit verbessern"
Entscheidend sei, dass die Reichweite dieser Waffensysteme deutlich größer sei als die, die man bislang in Europa habe, sagte Pistorius. "Deutschland kann also damit seine eigene Verteidigungsfähigkeit deutlich steigern, auch seine Abschreckungsfähigkeit deutlich steigern, aber eben auch die Europas und das ist von entscheidender Bedeutung."
Noch keine Entscheidung hätten die USA über die von der Vorgängerregierung in Aussicht gestellte Stationierung von Mittel-Strecken-Raketen in Deutschland getroffen. "Das werden wir abwarten müssen, aber die Signale sind gut", sagte der SPD-Politiker. Er rechne mit einem Beschluss im Herbst.
Abzug von US-Soldaten aus Europa?
Nach dem Treffen mit US-Verteidigungsminister Hegseth hatte Pistorius erklärt, man erwäge den Kauf von Raketen in den USA als Übergangslösung. Später wolle man dann eigene Systeme entwickeln. Auch dies sei ein klares Bekenntnis der Europäer und deutschen Verantwortung zu übernehmen, sagte er in der ARD.
Ein Thema beim Gespräch mit Hegseth war auch der mögliche Abzug von US-Truppen aus Europa und Deutschland. In Deutschland sind noch etwa 37.000 US-Soldaten stationiert. Hier gebe es von den USA noch keine klare Aussage, sagte Pistorius. Es sei aber bekannt, dass die Amerikaner sich mehr auf den Indopazifik konzentrieren wollten.
Wichtig sei, wie dieser Prozess ablaufe. Die Truppenreduzierung solle erst dann umgesetzt werden, wenn die Europäer sie ersetzen könnten. "Also Step-by-Step, synchron. Das basiert auf Verlässlichkeit und Vertrauen", sagte Pistorius. Hegseth habe eine Zusammenarbeit bei diesem Thema zugesichert.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters