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Toter Diktator Adolf Hitler: Die kuriose Odysee seines Leichnams


Toter Diktator
Als Hitlers Leiche fast ein Dutzend Mal begraben wurde


Aktualisiert am 30.09.2019Lesedauer: 6 Min.
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Adolf Hitler 1936: Neun Jahre später beging der Diktator Suizid, seine Leiche wurde von den Sowjets sichergestellt.Vergrößern des Bildes
Adolf Hitler 1936: Neun Jahre später beging der Diktator Suizid, seine Leiche wurde von den Sowjets sichergestellt. (Quelle: Cigaretten/Bilderdienst Hamburg/Bahrenfeld/ullstein-bild)

Er wollte ein Nazi-Imperium errichten, am 30. April 1945 beging Adolf Hitler schließlich im zerbombten Berlin Suizid. Für seinen Leichnam begann hingegen eine Odyssee – die erst 1970 enden sollte.

Große Pläne hatte er für sein Grabmal gehabt. Wenn er einst das Zeitliche segnen würde, wollte Adolf Hitler in einer gigantischen Halle in Linz bestattet werden der Stadt, in der er seine Jugend verbracht hatte. 355 Meter hoch und 1.500 Meter lang sollte die "Führergruft" sein und genau in der Mitte der Sarg aus Gold, verziert mit funkelnden Edelsteinen aus dem Uralgebirge. Doch es sollte anders kommen.

Hitlers sterbliche Überreste lagen am Ende in keinem goldenen Sarkophag, sondern unter anderem in einer alten Munitionskiste. Denn nachdem der Diktator seit 1939 Europa mit Krieg überzogen hatte, saß er sechs Jahre später in seinem Berliner Bunker und fürchtete die Rache der vorrückenden Roten Armee. Am 30. April 1945 beging Hitler schließlich Suizid, zu groß war seine Angst, den Gegnern lebendig in die Hände zu fallen. Rotarmisten waren nur noch wenige Hundert Meter entfernt, dumpf drang bereits das Artilleriefeuer durch die dicken Wände des Bunkers der Reichskanzlei.

Benzin war zu knapp

Als Erste sollte seine geliebte Schäferhündin Blondi sterben; Hitler sah zu, wie der Arzt Werner Haase ihr eine Zyankalikapsel zu fressen gab. Dann schloss er sich mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Eva Braun in das private Wohnzimmer des Bunkers ein. Eva Braun zerbiss ebenfalls eine Zyankalikapsel. Hitler selber wollte auf Nummer sicher gehen: Erst schluckte er Zyankali, dann schoss er sich eine Kugel durch den Kopf.

Noch am späten Nachmittag übergossen seine engsten Mitarbeiter die Leichen des Diktators und Eva Brauns sowie der Hündin Blondi samt ihres Nachwuchses Wolf mit Benzin aus der Notreserve der Reichskanzlei, setzten sie in Brand und verscharrten die verkohlten Körper in einem Bombentrichter. Viel Schaden konnten die Flammen allerdings nicht angerichtet haben, denn frische Leichen brauchen hohe Temperaturen von etwa 900 Grad Celsius, um vollständig zu brennen. Die vorhandenen Benzinreserven reichten gerade einmal aus, um die äußere Haut zu schwärzen.

In Munitionskiste aufbewahrt

In den folgenden Tagen herrschte Chaos in Berlin. Vier Tage nach dem Suizid fanden Soldaten der 3. Sowjetischen Stoßarmee die Leichen im Hof der Reichskanzlei. Doch zu dem Zeitpunkt kursierten bereits Gerüchte, dass die Überreste Hitlers längst gefunden worden seien. Also legten sie die Körper nach einer kurzen Inspektion zurück in den Bombentrichter.

Erst am folgenden Tag, dem 5. Mai, kehrten einige Männer der militärischen Spionageabwehr SMERSch zurück und buddelten die beiden menschlichen Körper und die beiden Hundeleichen erneut aus. Die Soldaten packten die mittlerweile arg stinkenden Überreste in eine Munitionskiste und schafften sie in das sowjetische Feldlazarett Nr. 496 auf dem Areal des Krankenhauses Berlin-Buch.

Es dauerte einige Tage, bis die Sowjets jemanden gefunden hatten, der die Identität der verkohlten Reste bestätigen konnte: Käthe Heusermann, die Assistentin von Hitlers Zahnarzt Hugo Blaschke. Mithilfe alter Röntgenaufnahmen und Skizzen der goldenen Zahnprothesen des Führers konnte sie eindeutig sagen: Ja, dies ist Hitlers Leiche. Die Soldaten packten die Überreste erneut in die Munitionskiste und vergruben sie auf dem Gelände des Krankenhauses.

Stalin schickte einen General

Sicher waren sie dort allerdings nicht. Gerüchte kursierten über einen "Nazischatz". Als eines Morgens Ende Mai Schaufelspuren an dem improvisierten Grab zu sehen waren, exhumierten Soldaten die Kisten erneut und schafften sie in einen Wald am Rand des Städtchens Finow. Mittlerweile hatte Stalin aber einen General losgeschickt, der sich noch einmal mit eigenen Augen vom Tod Hitlers überzeugen sollte.

Am 3. Juni zückten die Soldaten erneut die Schaufeln und öffneten das Grab. Der General inspizierte eingehend die Reste und nahm einen Kieferknochen mit, der heute noch im Archiv des Föderalen Geheimdienstes in Moskau liegt. Als kurz darauf die 3. Stoßarmee weiterziehen musste, packten die Männer kurzerhand auch die Kisten ein. Mittlerweile war die Zahl der Toten unter ihrer Aufsicht gewachsen. Hinzu kamen die Leichen von Joseph und Magda Goebbels sowie die ihrer sechs Kinder. Das Ehepaar Goebbels hatte am 1. Mai Suizid begangen, zuvor hatte die fanatische Nationalsozialistin Magda Goebbels ihre Kinder mittels Gift ermorden lassen.

Die nächste Station war nun Rathenow. Zur Tarnung pflanzten die Soldaten diesmal eine Kiefer auf das neue Grab. Der Baum sollte allerdings keine Wurzeln schlagen. Die Kisten zogen wiederum bald nach Stendal, dann weiter nach Magdeburg. Inzwischen war das Jahr 1946 angebrochen. Auf dem betreffenden Kasernengelände in Magdeburg wurden die Überreste mehrfach vergraben, zuletzt auf einem Gelände, das anschließend asphaltiert wurde.

Spurensuche im Bunker

Die Gerüchte, dass Hitler möglicherweise doch noch am Leben sei, hielten sich jedoch hartnäckig. Ein Jahr nach Kriegsende starteten die Sowjets deshalb eine weitere Untersuchung. Die Männer der "Operation Mythos" hatten leichtes Spiel, denn zum Aufräumen war in Berlin noch niemand gekommen. Eine Nachgrabung in dem Bombentrichter im Hof der Reichskanzlei brachte eine Schuhsohle, ein Stück Stoff sowie ein blau-weißes Hundehalsband aus Plastik zu Tage – sowie ein Schädelfragment mit der Austrittsöffnung einer Pistolenkugel.

In den Tiefen des Bunkers selbst roch es mittlerweile furchtbar. Stock und Schimmel hatten sich an Wänden und Möbeln festgesetzt. Aber alles stand noch genauso da, wie die Fliehenden es nach dem Tod Hitlers zurückgelassen hatten, inklusive des langen Sofas in dem winzigen Wohnzimmer, der Blümchenstoff verklebt mit Flecken dunklen Blutes. Das Schädelfragment und ein Stück vom Sofabezug gingen nach Moskau ins Staatsarchiv der Russischen Föderation. Zunächst schien nun alles bewiesen. Das Knochenstück passte hervorragend zur Aussage des Pathologen, dass einer der Leichen "ein Schädeldach teilweise gefehlt" habe.

In den Folgejahren änderte sich vieles: Der Kalte Krieg begann. Und wieder wurden Truppen verlegt. Im Jahr 1970 sollte das Magdeburger Kasernengelände, wo Hitlers Leichnam ruhte, den ostdeutschen Behörden übergeben werden. "Vor dem Hintergrund möglicher Bau- und anderer Erdarbeiten auf diesem Territorium, die zur Entdeckung der Gräber führen könnten, hielt ich es für zweckmäßig, die Überreste zu beschlagnahmen und sie auf dem Weg der Verbrennung zu vernichten", schrieb der damalige KGB-Chef Juri Andropow an den Generalsekretär des ZK der sowjetischen Kommunistischen Partei, Leonid Breschnew.

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"Auch ein paar goldene Zähne"

Am 5. April 1970 exhumierten fünf KGB-Offiziere, was von den Familien Hitler und Goebbels noch übrig war: "Schädel, Gebein, Rippen, Wirbel usw. in Kisten, diese zu Mulm verfault. Leichen waren mit Erde vermischt, der Zerstörungsgrad ist groß", heißt es im Protokoll. Dazwischen lagen "auch ein paar goldene Zähne". Die Überreste kamen auf einen Scheiterhaufen. Befeuert mit diesmal ausreichend Benzin verbrannten die Leichen von Adolf Hitler, Eva Braun, dem Ehepaar Goebbels und ihren sechs Kindern zu einem Haufen Asche.

Und auch dieser sollte noch vernichtet werden. Drei Soldaten brachten die Asche zu einer Brücke über dem Fluss Ehle, einem Nebenfluß der Elbe. Die Anwohner kennen das Bauwerk unter dem Namen "Schweinebrücke". Dort kippten die Männer alles ins Wasser, fast ein Dutzend Mal war Hitlers Leichnam nun "begraben" beziehungsweise bestattet worden.

Übrig blieben von Adolf Hitler lediglich das Kieferfragment und das Schädelstück in Moskau. Oder doch nicht? Zweifel daran schürte im Jahr 2009 Nick Bellantoni, Professor für Anthropologie und Staatsarchäologe des US-Bundesstaates Connecticut, als er nach Moskau reisen und den Schädelknochen untersuchen durfte. Das Ergebnis seiner DNA-Analyse: Der Knochen ist weiblich. Außerdem passe das Austrittsloch am Hinterkopf nicht zu den Zeugenberichten, nach denen sich Hitler in die Schläfe schoss.

Verstoß gegen grundlegende Regeln

Eine Wunde wie die am Schädelfragment entsteht bei einem Schuss in die Stirn oder in den Mund. Damit bestätigte Bellantoni den Bericht des deutschen Gerichtsmediziners Otto Prokop, dem bereits fünf Jahre zuvor diese Unstimmigkeit ebenfalls aufgefallen war. Auch die Größe des Loches passe nicht, meinte Prokop: Hitler erschoss sich mit einer Waffe mit dem Kaliber 7,65 Millimeter, das Loch hingegen sei für ein solches Geschoss viel zu klein.

Zumindest für das erste Rätsel fand der Kriminalbiologe Mark Benecke eine plausible Antwort, als er 2015 nach Moskau reiste, um die Knochen erneut zu untersuchen. Im Staatsarchiv reichte eine Angestellte ihm das Schädelfragment "in einer Box für Computer-Disketten auf mehreren Lagen Abschminktüchern". Handschuhe trug sie dabei nicht gut möglich also, dass Bellantoni die DNA einer Archivarin analysiert hatte.

Verwendete Quellen
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