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20 Demos rund um 13. Februar: Der Streit ums richtige Gedenken in Dresden


Jahrestag der Bombardierung Dresdens
Der Streit um das richtige Gedenken


09.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Sitzblockade auf dem Pirnaischen Platz am 13. Februar 2023: In diesem Jahr formiert sich das linke Blockade-Bündnis unter der Forderung "Gedenken abschaffen". (Quelle: Sven Ellger/imago-images-bilder)

Zum Jahrestag des 13. Februar 1945 stehen Dresden zahlreiche Proteste bevor. Ein bekanntes Bündnis stellt eine neue, radikale Forderung.

Mehr als 20 Demonstrationen mit Bezug zum 13. Februar 1945 sind dieses Jahr in Dresden angemeldet. Von rechtsextremen Aufmärschen, die den Jahrestag immer wieder mit geschichtsrevisionistischen Parolen wie "Bomben-Holocaust" begehen, bis hin zur bürgerlichen Menschenkette.

Seit 2010 fassen sich jedes Jahr Tausende Dresdner an den Händen, um sowohl der Kriegsopfer zu gedenken, als auch an die Kriegsursachen zu erinnern. Ähnlich lange wird der 13. Februar von linken Blockaden begleitet, die versuchen, rechtsextreme Aufmärsche zu verhindern.

Bislang verstand sich das Bündnis "Dresden Wi(e)dersetzen" als Alternative zur Menschenkette. Doch damit ist jetzt Schluss. Der Zusammenschluss etwa aus Gewerkschaften, Jugendorganisationen von SPD, Grünen, Linken und "Fridays For Future" möchte das Gedenken ganz abschaffen.

Nach 14 Jahren hat sich "Dresden Nazifrei" aufgelöst.
Nach 14 Jahren hat sich "Dresden Nazifrei" aufgelöst. (Quelle: imago)

Was ist "Dresden Wi(e)dersetzen"?

Dabei handelt es sich um das Nachfolgebündnis von "Dresden Nazifrei". Die Aktionsform ist die gleiche geblieben: Mit friedlichen Massenblockaden wird versucht, Naziaufmärsche zu verhindern. 2023 mobilisierte der Zusammenschluss aus verschiedenen zivilgesellschaftlichen Initiativen, Vereinen und linken Parteien 2.000 Menschen, die mit Sitzblockaden auf dem Pirnaischen Platz die rechte Demo zum Umkehren zwangen.

Mitorganisatorin Anne Herpertz von der Piratenpartei kritisiert, dass die Menschenkette, die einst zum Schutz der Stadt vor Neonazi-Aufmärschen initiiert wurde, zum Selbstzweck verkommen sei. "Für uns sind der rechtsextreme Trauermarsch und der Gedenkzirkus der Stadt zwei Seiten einer Medaille." Beides würde rechtsextreme Opfernarrative vermitteln: Die Vergangenheit habe gezeigt, dass sich Dresden nicht von diesem Fokus lösen könne.

Trotz dieser radikalen Kritik am städtischen Gedenken lud Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) das Bündnis dieses Jahr erstmals zu einem ausführlichen Dialog mit den Organisatoren der Menschenkette ein. Rita Kuhnert, eine Vertreterin des Bündnisses, berichtet von einem Gespräch auf Augenhöhe, bei dem deutlich wurde, dass auch dort nicht alle Beteiligten mit der aktuellen Ausrichtung der Menschenkette zufrieden sind.

Die Gespräche hätten darauf abgezielt, eine Möglichkeit zu finden, wie die Teilnehmer motiviert werden könnten, im Anschluss an die Menschenkette in der Altstadt bleiben zu können, um sich ebenfalls den rechtsextremen Protesten entgegenzustellen. "Die rechtspopulistische und nationalistische Geschichtsklitterung darf nicht unwidersprochen bleiben", unterstrich die Kulturbürgermeisterin diese Darstellung in einem Statement am Mittwoch.

Trauermarsch-Route unbekannt: "Wir werden spontan reagieren"

Auch deshalb ist das Bündnis zuversichtlich, dass sich wieder ähnlich viele Teilnehmende wie im Vorjahr dem Protest anschließen werden. "Wir denken, dass es realistisch ist, wieder 2.000 Teilnehmer zu mobilisieren", sagt Matthias Lüth, Chef der Dresdner Jusos. Diese Erwartung gilt sowohl für den 13. Februar als auch für den Sonntag davor.

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Für Sonntag, den 11. Februar, organisiert der völkische Siedler Lutz Giesen einen rechtsextremen Gedenkmarsch. Auf seiner Website versucht er, mehrsprachig europaweit in die sächsische Landeshauptstadt zu mobilisieren. Die Polizei hält 1.000 Teilnehmer "für realistisch", darunter Mitglieder der "Heimat" (früher NPD), von "Freie Sachsen" und "Dritter Weg". Da am Wochenende auch wieder der "Tag der Ehre" in Budapest sei, sei davon auszugehen, dass viele Rechtsextremisten eher dorthin reisten.

Zum linken Gegenprotest gibt es Anreisen aus allen deutschen Bundesländern. Die Polizei rechnet mit "deutlich mehr als 1.000 Personen" – darunter auch Linksextremisten, vor allem aus Leipzig.

"Da auch dieses Jahr die Route der Nazis nicht im Vorhinein bekannt gegeben wird, haben wir gar keine andere Möglichkeit, als auch spontan auf das Versammlungsgeschehen zu reagieren", so Lüth weiter. Für Sonntagmittag sind daher drei Gegendemos angemeldet: am Sachsenplatz, am Bahnhof Mitte und am Hauptbahnhof. Am Abend des 13. Februar startet der Protest von "Dresden Wi(e)dersetzen" auf dem Altmarkt. Die Polizei geht von einem friedlichen Verlauf aus.

Wann beginnt die Menschenkette in Dresden?

Die Menschenkette beginnt um 17 Uhr an der Goldenen Pforte des Rathauses mit einem musikalischen Auftakt. Es folgen Ansprachen des Oberbürgermeisters Dirk Hilbert (FDP) und der Rektorin der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr. Ursula M. Staudinger.

Die Kette schließt sich um 18 Uhr und löst sich etwa zehn Minuten später wieder auf, begleitet vom Läuten der Kirchenglocken. Hier finden Sie alle Infos zu Zeitplan, Route und Verkehrsbehinderungen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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