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Großbrand in Essen: "Bilder sprechen dafür, dass das Feuer außen anfing"


Experte für Brandschutz
"Bilder sprechen dafür, dass das Feuer außen begann"

  • Nils Heidemann
Von Nils Heidemann

21.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Luftaufnahmen zeigen Ausmaß des Brandes: In einem Essener Wohnkomplex fingen gleich mehrere Wohnungen Feuer. (Quelle: t-online)

Ein riesiges Feuer zerstörte 39 Wohnungen in einem Essener Wohnkomplex. Die Ursache für den Brand ist noch unklar. Laut einem Experten brachen die Flammen jedoch nicht in einer Wohnung aus.

Es sind verheerende Zahlen nach einem Großbrand in Essen: 39 abgebrannte Wohnungen, 100 evakuierte Personen und 150 Einsatzkräfte. Die Ursachen für das riesige Feuer in dem nur wenige Jahre alten Wohnkomplex stehen noch nicht fest.

Laut Einschätzungen von Lars Oliver Laschinsky, Vorsitzender des Vereins der Brandschutzbeauftragten in Deutschland e.V., brachen die Flammen nicht in einer Wohnung, sondern auf einem Balkon aus. "Die Bilder sprechen sehr dafür." Ein weiterer Grund: "Die Wohnungen innen müssen über qualifizierte Trennwände abgetrennt sein." Diese würden eine Verbreitung des Feuers verhindern.

Brandgefahren an der Fassade von Gebäuden

Tatsächlich wurde der Wohnkomplex 2015 als Neubau gemäß der Bauvorschriften mit Brandschutztüren gegen eine schnelle Verbreitung des Feuers ausgestattet. Die Türen seien zuletzt im März 2021 gewartet worden, sagte ein Sprecher des Hauseigentümers Vivawest Wohnen GmbH.

"Innerhalb der Wohnungen wird das Feuer da vermutlich nicht übersprungen sein", so Laschinsky. "Es wird sich wohl über die Fassade und die Balkone ausgebreitet haben und dann über die Fensterfront – die brandschutztechnisch gar nicht geschützt ist – in die entsprechenden Wohnungen eingedrungen sein."

Laschinsky weist generell auf die Gefahr der Außenbereiche von Gebäuden hin. Im deutschen Baurecht werde die Brandeinwirkung von außen nur minimal betrachtet. "Entgegen der landläufigen Meinung in Deutschland haben wir durchaus kein Verbot von brennbaren Baustoffen, gerade in den Bereichen unter der Hochhausgrenze. Offiziell bis 23 Meter über dem Boden haben wir die Möglichkeit, brennbare Fassaden oder Fassadenteile einzusetzen."

Ein Gebäude, das auch von außen brennbar ist, sei daher kein Ausnahmezustand und auch nicht unbedingt ein Mangel. "Wir dürfen also von einer Brennbarkeit ausgehen", so Laschinsky in einer ersten Prognose. Laut des Sprechers der Vivawest Wohnen GmbH sei die Dämmung überwiegend mit Mineralfaserplatten erfolgt, weil diese weniger brandanfällig als Polysterol-Dämmstoffe seien.

"Verkettung unglücklicher Umstände"

Was der Auslöser für das Feuer war und wie es sich so schnell ausbreiten konnte, ist zu diesem Zeitpunkt weiter unklar. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Als Brandschützer weiß Laschinsky, dass für ein Feuer in solchem Ausmaß immer die Verkettung unglücklicher Umstände eine Rolle spielt. "Es kann jederzeit dazu kommen, dass die zusammentreffen."

Auch die Nutzung des Gebäudes sei nicht zu unterschätzen. Man könne davon ausgehen, dass abgedeckte Möbel oder vertrocknete Blumenkästen auf den Balkonen stehen. "Die Bewohner bringen jede Menge brennbares Material ein, das durch Funkenflug entzündet werden kann, ohne dass das Baurecht oder jemand anderes da genau drauf achtet." In der Wirtschaft oder im Gewerbebetrieb sei das anders. "Da geben Versicherer zahlreiche Auflagen, wie mit brennbaren Stoffen umzugehen ist."

Und auch das Sturmtief "Antonia" könne Laschinsky zufolge ein großer Einflussfaktor gewesen sein. So habe sich das Feuer durch Plastikgegenstände und Folien möglicherweise schnell auf weiteren Balkonen ausbreiten können. "Aber auch dazu liegen noch keine finalen Erkenntnisse vor", so Laschinsky.

Er möchte das Feuer nutzen, um die Menschen für Brandschutz zu sensibilisieren. "Es liegt nicht nur am Gebäude, sondern auch am Verhalten der Bewohner. Vielleicht regt ein solches Feuer dazu an, über das eigene Verhalten nachzudenken". Denn: "Als Brandschützer muss man im Prinzip mit so was rechnen".

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Lars Oliver Laschinsky, Vorsitzender des Vereins der Brandschutzbeauftragten in Deutschland e.V. (VBBD)
  • Mit Informationen der dpa
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