Frankfurter Buchmesse 2023: Politikerin wirft Žižek Rollenmissbrauch vor

Nach dem Tumult bei der Eröffnung der Buchmesse erklärt Grünen-Politikerin Angela Dorn, warum sie den Saal verlassen hat. Auslöser Žižek meldet sich unterdessen krank.

Bei der Eröffnungsrede der Frankfurter Buchmesse 2023 gerät Ehrengast Slavoj Žižek in Kritik. Lokalpolitiker, darunter Angela Dorn (Grüne), verlassen den Saal. "Trotzdem finde ich es richtig, dass die Frankfurter Buchmesse dafür einstand, dass er die Rede bis zum Ende halten durfte. Wie passt das zusammen?", twittert Dorn und begründet ihr Handeln sowie auch ihre Aussage.

"In seiner Rede hat Slavoj Žižek sich zwar von der Hamas distanziert, aber leider auch mehrfach das Handeln der Terrororganisation Hamas auf eine Stufe gestellt mit dem Handeln des Staates Israel", schreibt Angela Dorn. Daraufhin habe die Grünen-Politikerin den Saal verlassen. "Für mich war das ein Symbol des Widerspruchs zu dieser Rede", erklärt sie.

"Rolle missbraucht"

Jedoch gelte das freie Wort und müsse gehalten werden – genauso der Widerspruch. "Ich bin dankbar, dass die Buchmesse den Wert von beidem hervorgehoben hat", heißt es weiter in dem Tweet von Dorn; "Die Verantwortung in Deutschland ist und bleibt, dass das 'Nie wieder' auch echtes Handeln nach sich zieht. Die Relativierung der Opferperspektive von Slavoj Žižek ist problematisch."

Aus der Sicht von Angela Dorn habe der slowenische Philosoph "seine Rolle missbraucht". Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker sagte der "FAZ" am Mittwoch, er finde es unerträglich, dass in Žižeks Rede "Terrorismus gegen Zivilisten relativiert" worden sei.

Nächste Žižek-Veranstaltung findet außerhalb der Buchmesse statt

Am Donnerstag ist Žižek auf der Frankfurter Buchmesse nicht auffindbar. Die Veranstaltung zu seinem neuen Buch "Die Paradoxien der Mehrlust", die am Stand der "Zeit" stattfinden sollte, wurde kurzfristig abgesagt. Der zuständige Moderator sei krank, erklärte einer Mitarbeiterin gegenüber t-online.

Am Freitag allerdings soll Slavoj Žižek im Rahmen der Veranstaltung "Ideologiekritik. Heute!" in der Goethe-Uni in Frankfurt auftreten. Ein Pressesprecher der Bildungseinrichtung bestätigt t-online am Telefon, dass die Veranstaltung unverändert stattfinden soll.