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Uwe Seeler (†85): HSV-Abstieg, Krankheit – Rückblick auf seine letzten Jahre


Trauer in Norderstedt
So schwer waren Uwe Seelers letzte Jahre

  • Markus Krause, Regio-Redakteur für Hamburg.
Von Markus Krause, Hamburg

Aktualisiert am 22.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Fußball-Idol tot: Dieser Abschluss war Uwe Seelers Markenzeichen – und ein Tor machte ihn zur Legende. (Quelle: t-online)

Uwe Seeler ist tot. Vor seinem Haus in Norderstedt trauern Fans. Man weiß auch hier: Die letzten Jahre waren für die HSV-Legende nicht leicht. Ein Rückblick.

Donnerstagabend in Norderstedt-Harksheide: Ein kleine, beschauliche Siedlung direkt am Sportplatz, an der Stadtgrenze zu Hamburg. Hier hat die HSV-Legende Uwe Seeler mit seiner Frau Ilka bis zuletzt gewohnt. Nun ist er mit 85 Jahren verstorben. Am Zaun der Seelers haben Fans einen HSV-Schal angebracht, auf dem Boden stehen schon gut eine Stunde nach Bekanntwerden seines Todes drei Grablichter.

Die Stimmung ist gedrückt. Ein Auto hält. Der Fahrer springt raus, befestigt eine Rose am Zaun und fährt weiter. Gegenüber steht ein Mann, er ist kein HSV-Fan. Er sagt über Seeler: "Er war ein toller Mensch, der viel für Hamburg getan hat. Eine tolle Seele. Fußball ist mir egal, aber Fußball ist ja nicht alles im Leben."

Uwe Seeler zog schon während der Karriere nach Norderstedt

Fußball, sein HSV – für Uwe Seeler war das fast alles im Leben. Für seinen Herzensclub erzielte er in 476 Spielen 404 Tore, zog noch während der Karriere raus aus Hamburg – mit Ilka hierhin, in die kleine ruhige Straße direkt am Sportplatz.

Dort lebten die beiden seit Februar 1959. "Wir wollten raus aus der Stadt, raus aus der Enge. Denn unsere Familien hatten kleine Wohnungen", sagte Ilka Seeler vor zwei Jahren dem "Hamburger Abendblatt". Dabei bildete die Gegend einen absoluten Kontrast zur Hansestadt.

"Die Straße, an der wir jetzt wohnen, war ein Sandweg. Wenn schlechtes Wetter war, musste ich Bretter legen, damit ich ins Haus kam", sagte Uwe Seeler damals. Dennoch war das Haus für die beiden schon zu seinen aktiven Zeiten als Fußballer ein Rückzugsort. Meist sei er nach dem Training erst um halb neun, neun zu Hause gewesen. "Wir waren froh, wenn wir hier draußen mal unsere Ruhe hatten."

Uwe Seeler war stets für den HSV und seine Fans da

Soweit es seine Gesundheit zuließ, besuchte Seeler außerdem regelmäßig die Heimspiele seines HSV. Das wurde aber immer seltener. "Ich bin sehr traurig", hatte Seeler im Mai 2018 den Bundesliga-Abstieg und damit den schwärzesten Tag in der Geschichte des Traditionsvereins kommentiert. "Aber Tränen helfen nicht." Einer seiner Wünsche: "Ich hoffe, dass ich den Wiederaufstieg erlebe." Das war ihm leider nicht vergönnt.

Eigenschaften, die Seeler charakterisierten, sind Humor, Bodenständigkeit, Herzensgüte und Bescheidenheit. Überall auf der Welt, wohin das deutsche Fußball-Idol der 1960er-Jahre privat oder als Ehrenspielführer der Nationalmannschaft reiste, sprachen die Menschen ihn an. Und er nahm sich immer Zeit. Er hörte zu, schlug selten einen Wunsch nach einem persönlichen Wort oder Autogramm ab.

Das war auch vor seinem 85. Geburtstag im November 2021 so. Obwohl es ihm gesundheitlich nicht so gut ging, versuchte Seeler, fast allen Bitten von Medien und Repräsentanten der Hansestadt nachzukommen. "Du willst den Leuten eine Freude machen, aber du kannst manchmal nicht. Das ist anderen schwer zu verklickern", sagte er seufzend.

Vater und Bruder von Uwe Seeler starben früh

Schon in jungen Jahren machte Seeler schmerzhafte Erfahrungen mit dem Tod. Vater Erwin, ein Hamburger Schutenführer, und Bruder Dieter starben früh. Im Alter machten ihn die zunehmenden Beerdigungen in seinem Freundeskreis immer nachdenklicher. Bei einem unverschuldeten Autounfall vor dem Elbtunnel wurde er im Sommer 2010 so schwer verletzt, dass er in den vergangenen Jahren mehrmals am Rücken operiert werden musste. Auf dem rechten Ohr hörte er nichts mehr. Später bekam er einen Herzschrittmacher. Den geliebten Golfsport und das Radfahren musste er aufgeben, Spaziergänge mit dem Hund aber blieben ihm.

In den vergangenen Jahren war Deutschlands erster Fußballer des Jahres in seinem Haus in Norderstedt mehrmals gestürzt. Einmal hatte er sich dabei die rechte Hüfte und drei Rippen gebrochen. Ihm war daraufhin ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt worden. Danach musste er einen Gehstock nutzen. Bei einem Sturz in diesem Jahr hatte er sich einen Finger gebrochen und das rechte Schienbein aufgerissen. Jammern wollte er aber nie. "Es könnte besser sein. Aber ich bin zufrieden", antwortete er stets auf besorgte Fragen.

Bereut hat "Uns Uwe" fast nichts in seinem Leben. "Ich glaube, ich habe so weit alles richtig gemacht. Ich bin zufrieden und meine Familie ist es auch", resümierte er zu seinem 85. Geburtstag. Nur zwei Dinge bezeichnete er als Fehlentscheidung: zum einen die unglückliche Präsidentschaft beim HSV von 1995 bis 1998, als er an den Finanzen und falschen Freunden scheiterte, zum anderen den Bau eines Swimmingpools im eigenen Garten. Beide Male hatte Seeler auf den Rat seiner Ilka nicht gehört.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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