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Hamburg: Tafel muss mit verdoppelten Stromkosten kämpfen


Stromkosten verdoppelt
"Es braucht mehr Solidarität um des sozialen Friedens willen"


Aktualisiert am 05.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Helfer der Hamburger Tafel stehen in einem Kühlraum: (von links) Florian Schröder, Siegfried Werckmeister und Frank Hinrichs arbeiten ehrenamtlich, Jan Henrik Hellwege ist angestellt.Vergrößern des Bildes
Helfer der Hamburger Tafel stehen in einem Kühlraum: (von links) Florian Schröder, Siegfried Werckmeister und Frank Hinrichs arbeiten ehrenamtlich, Geschäftsführer Jan Henrik Hellwege ist angestellt.

Die steigenden Energiepreise greifen auch die Rücklagen der Hamburger Tafel an. Jetzt steckt der Verein in einem Teufelskreis.

Was Jan Henrik Hellwege bleibt, ist die Hoffnung. Der Geschäftsführer der Hamburger Tafel setzt alles auf Solidarität und mehr Spenden, besonders in der Vorweihnachtszeit. "Es bleibt nichts anderes übrig. Als Verein, der sich für die Ärmsten einsetzt, können wir nichts einsparen", sagt er t-online. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Tafel im Krisenmodus. Jetzt droht auch noch eine Verdopplung der Stromkosten.

Infolge der Pandemie ist der Bedarf für Unterstützung durch Essensausgabestellen rasant gestiegen. Mindestens 40.000 Hamburgerinnen und Hamburger seien auf die Tafel angewiesen, 10.000 mehr als noch 2019, berichtet Hellwege. Dann kamen der Krieg, steigende Dieselpreise, abnehmende Geld- und Lebensmittelspenden und Tausende Geflüchtete aus der Ukraine. Die Inflation, die besonders bei der Energie zu Buche schlägt, trifft die Tafel gleich doppelt: Einerseits brauchen immer mehr Menschen Unterstützung, andererseits verursacht der wachsende Andrang höhere Ausgabe im Betrieb.

Tafel in Hamburg: Stromkosten innerhalb eines Jahres verdoppelt

Hellwege präsentiert erschreckende Zahlen: "Im vergangenen Jahr haben wir insgesamt 16.000 Euro für Strom ausgegeben. Bis Ende August waren wir schon bei 18.000 Euro. Dabei kommt die dunkle Jahreszeit, in der man früher das Licht anmachen muss, erst noch", rechnet er vor. Am Ende des Jahres werde man bei mindestens 32.000 Euro landen. Allein die Stromkosten hätten sich somit verdoppelt.

Auch bei der Beschaffung mit Lebensmitteln hakt es, was wiederum auf Strom- und Kraftstoffverbrauch drückt. "Unsere Kühlhäuser laufen mittlerweile rund um die Uhr, weil wir es uns nicht erlauben können, das Lager leerzuräumen." Von den Supermärkten werden weniger Lebensmittel gespendet. "Wir bekommen keinen Joghurt mit kurzem Haltbarkeitsdatum mehr. Das wird alles abverkauft, weil die Supermarkt-Kunden viel mehr auf die Preise schauen." Hellwege und sein Team lagern also ein, was sie nur können, um kurzfristig ausbleibende Lieferungen auffangen zu können.

So können Sie helfen:

Die Hamburger Tafel arbeitet rein spendenfinanziert, auch Fördermitgliedschaften sind möglich. Spendenkonto: Hamburger Tafel e.V., Hamburger Sparkasse, IBAN: DE65 2005 0550 1217 1305 15. Weitere Informationen unter hamburger-tafel.de.
Spenden für die Tafel Harburg e.V. an die Sparkasse Harburg-Buxtehude, IBAN: DE 94 2075 0000 0090 0591 14.

Hinzu kommt, dass die Tafel immer öfter selbst losfahren muss, um ausreichend Lebensmittel zu bekommen. 16 eigene Fahrzeuge stehen dafür bereit. "Heute Morgen habe ich einen Transporter nach Bielefeld geschickt, da haben wir 1,5 Tonnen Reis bekommen. Das haut ordentlich beim Diesel rein, aber woanders bekomme ich so eine Menge gerade nicht."

Aufnahmestopp bei 80 Prozent aller Ausgabestellen

Die Leistungen der Tafel herunterzufahren, kommt für Hellwege nicht infrage. "Die Menschen, die wir versorgen, sind mehr denn je auf uns angewiesen." Irgendwann muss trotzdem Schluss sein: Mehr als 50 der insgesamt 65 Ausgabestellen, die von der Hamburger Tafel beliefert werden, haben mittlerweile einen Aufnahmestopp verhängt. Es werden also keine Neukunden aufgenommen. Auch die Harburger Tafel, die das Stadtgebiet südlich der Elbe übernimmt, nimmt niemanden mehr auf.

Der Betrieb der Tafel werde in diesem Jahr erstmals mehr als eine Million Euro kosten, zuletzt waren es noch 750.000 Euro. Staatliche Unterstützung bekommt die Tafel nicht. Bis zum Jahresende könnte die Versorgung aus eigenen Rücklagen gestemmt werden. Dann wäre alles weg. "Wir brauchen mehr Spenden und das bestenfalls auf regelmäßiger Basis", stellt Hellwege klar.

Die Tafel bietet Fördermitgliedschaften an, doch die decken nur rund ein Sechstel des Bedarfs. Der Rest komme aus "zufälligen Einzelspenden". Von einer dauerhaft kostendeckenden Planung sei man weit entfernt. Damit für die Tafel in Hamburg die Lage nicht völlig aussichtslos wird, hat Hellwege eine klare Forderung: "Es braucht mehr Solidarität um des sozialen Friedens willen." Menschen, die an der Krise verdienen, gebe es schließlich genug. Doch wichtiger seien ihm die kleinen, regelmäßigen Beträge – von denen, die es sich noch leisten können.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Jan Henrik Hellwege
  • Anfrage bei der Tafel Harburg
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