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Fettes Brot in Hamburg: Abschiedskonzert zum völlig falschen Zeitpunkt


Hip-Hop-Pioniere gehen in Rente
Fettes Brot: Ein Abschied zur falschen Zeit

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
MeinungVon Patrick Schiller

01.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Fettes Brot auf der Bühne (Archivbild): Die Hamburger Hip-Hop-Gruppe feiert am Wochenende ihren letzten Auftritt.Vergrößern des Bildes
Fettes Brot auf der Bühne (Archivbild): Die Hamburger Hip-Hop-Gruppe feiert am Wochenende ihren letzten Auftritt. (Quelle: Tim Carmele/imago images)

Nach Jahrzehnten gibt Fettes Brot am Wochenende in Hamburg das letzte Konzert. Die Band schaffte es, das Genre aus der Nische in die Charts zu bringen – und hinterlässt eine riesige Lücke.

Mit einem Mix aus Beats, Reimen und einer ordentlichen Portion nordischem Charme hat Fettes Brot Hip-Hop in Deutschland über Jahrzehnte maßgeblich geprägt. Björn Beton aka. Schiffmeister, König Boris und Doc Renz gelang es, sich mit einer Mischung aus Pop- und Subkultur in Millionen Herzen zu rappen. Doch am Sonntag gibt die Band in Hamburg ihr letztes Konzert.

Fettes Brot gelang es, den deutschen Hip-Hop aus der Nische heraus salonfähig zu machen: weg vom Bild der bösartigen Gangster-Musik hin zu einem spaßigen Massenphänomen für Jung und Alt – randvoll mit wichtigen Botschaften.

Die Band war eine der einflussreichsten und langlebigsten Gruppen in der Geschichte des deutschen Hip-Hops. Zwar gab es schon zu Gründungszeiten mit den (Absoluten) Beginnern, Dynamite Deluxe, Eins Zwo, Doppelkopf und den Fünf Sternen bereits einige gewichtige Vertreter des Genres, doch erst Fettes Brot gelang es, mit Hip-Hop aus Hamburg über Jahrzehnte die Charts zu stürmen. Und damit anderen Bands Deals mit großen Plattenfirmen zu ermöglichen.

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Von der Schulbank auf die Bühne

Die Geschichte der Band begann bereits in den späten 1980er Jahren in Hamburg. Die Bandmitglieder kannten sich bereits in der Schulzeit und gründeten in Schenefeld (Kreis Pinneberg) am Gymnasium ihre deutschsprachige Band. Nach einigen Mixtapes und Liveauftritten veröffentlichten sie 1994 ihr erstes Album "Auf einem Auge blöd".

Mit Songs wie "Nordisch by Nature" und "Jein" festigten sie ihren Platz in der deutschen Musikszene und wurden zu Ikonen des deutschen Hip-Hops. Sie zeigten, dass Hip-Hop nicht nur ein amerikanisches Phänomen ist, sondern auch in Deutschland eine lebendige und kreative Kraft sein kann – selbst mit leicht bürgerlichem Image. Zwar hat der deutsche Hip-Hop in Deutschland neben der Schwarzen Kultur auch Wurzeln in der Punkszene. Doch anders als Letztere wollten sich Hip-Hop-Vertreter nicht von der Gesellschaft abgrenzen, sondern ihre Themen genau in dieser platzieren – und damit Teil von ihr werden.

"Fettes Brot" und ihre klare Haltung gegen Rechts

Das gelang "Fettes Brot": mit klarer Haltung und energiegeladenen Songs. In "Tanzverbot" sagte die Band 2001 dem als "Richter Gnadenlos" bekannten rechtspopulistischen Politiker Ronald Schill den Kampf an. Auf dem jüngeren Album "Lovestory" positioniert sich Fettes Brot im Song "Du driftest nach rechts" klar gegen Rassismus. Und für eine eindeutige Haltung: Im Gespräch mit der "Zeit" sagte Sänger Björn "Beton" Warns zum Umgang mit rechtem Gedankengut im persönlichen Umfeld, man müsse "manchmal eine Freundschaft dann auch beenden".

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"Absolute Wahnsinnsshow im Fernsehen und im Radio"

Ihr Song "An Tagen wie diesen" in den Nullerjahren brachte vor dem Hintergrund zunehmender Terroranschläge gesellschaftliche Kritik zum Gefälle zwischen Erster und Dritter Welt in die Radios. Da sang eine deutsche Band plötzlich von einer "absoluten Wahnsinnsshow im Fernsehen und im Radio", über getötete Kinder durch Bombenanschläge in vorwiegend arabischen Staaten. Nötig hätte das "Brot" es nicht gehabt, dieses Thema als Single-Auskopplung derart prominent zu platzieren, tat es aber dennoch. Und hinterließ damit einen Fußabdruck in der deutschen Gesellschaft.

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Nun geben "Fettes Brot" an diesem Wochenende ihre letzten Konzerte in Hamburg auf der Trabrennbahn. Fettes Brot löst sich endgültig auf – und hinterlässt eine riesige Lücke. Denn ihre Texte sind aktueller denn je: Krieg in Europa, Kinder sterben in der Ukraine durch russische Bombenangriffe, der Rechtsextremismus in Deutschland ist stärker als je zuvor in der Nachkriegszeit in der Gesellschaft angekommen.

"Brot weint nicht", behauptet die Band in ihrem letzten Album. Von wegen.

Transparenzhinweis
  • Dieser Text wurde mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
Verwendete Quellen
  • laut.de: "Fettes Brot" (abgerufen am 1. September 2023)
  • Dieser Text wurde mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
  • deutschlandfunk.de: "Partymusik mit politischer Aussage"
  • br.de: "Hip-Hop in Deutschland – von Fettes Brot bis Dendemann"
  • Eigene Recherche
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