t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalHannover

Tierarzt Link bei Sulingen holt Verstärkung aus dem Iran


Wegen Fachkräftemangel
Ländliche Praxis holt Tierärzte aus dem Iran

Von dpa, t-online
10.06.2025Lesedauer: 3 Min.
Tierärztin Asal IIkhani Zadeh behandelt einen Hund in der Tierarztpraxis: Weil offene Stellen über Monate nicht zu besetzen sind, werden zunehmend Tierärztinnen und Tierärzte aus dem Ausland angeworben.Vergrößern des Bildes
Tierärztin Asal IIkhani Zadeh behandelt einen Hund in der Tierarztpraxis: Weil offene Stellen über Monate nicht zu besetzen sind, werden zunehmend Tierärztinnen und Tierärzte aus dem Ausland angeworben. (Quelle: Sina Schuldt)
News folgen

Einen Termin beim Arzt zu bekommen, ist nicht nur für Menschen schwierig geworden und mit viel Wartezeit verbunden. In der Tiermedizin sollen Fachkräfte aus dem Ausland helfen.

Nicht nur in der Humanmedizin fehlt es auf dem Land an Personal – auch Tierarztpraxen in ländlichen Regionen finden zunehmend keine neuen Fachkräfte. In der Tierarztpraxis von Matthias Link in Varrel bei Kirchdorf sind deshalb seit 2024 zwei neue Kolleginnen und Kollegen aus dem Iran im Einsatz.

Loading...

Vom Iran ins niedersächsische Dorf

Asal Ilkhani Zadeh zog aus der Millionenstadt Teheran in die Nähe von Sulingen. Anfangs sei es nicht leicht gewesen, erzählt die 30-Jährige: "Am Anfang war es schwierig, weil die Menschen hier ganz anders sprechen als in meinem Deutschkurs, besonders wenn sie Stress mit ihren Tieren haben." Ihr Kollege Mohammad Ranjbar, 33 Jahre alt und aus Täbris im Nordiran, ist auf Nutztiere spezialisiert. Bei seinen ersten Einsätzen auf niedersächsischen Höfen lernte er Begriffe wie "Milchfieber", "Färse" oder "Steinkalb" direkt von den Landwirten. Trotz der Umstellung fühlt sich Ranjbar wohl: "Ich mag hier die Ruhe und die Natur, auch die freundlichen Menschen."

Zadeh arbeitet in der Kleintierpraxis, Ranjbar kümmert sich um landwirtschaftliche Betriebe. Die medizinische Arbeit unterscheide sich kaum von der im Heimatland, berichten beide.

Großer Bedarf – zu wenig Nachwuchs

Zwar ist die Gesamtzahl praktizierender Tierärztinnen und Tierärzte bundesweit seit 2013 gestiegen, doch viele sind nur in Teilzeit tätig. Der Frauenanteil liegt inzwischen bei über 70 Prozent. In den kommenden zehn Jahren werden schätzungsweise mindestens 3.000 Praxisinhaberinnen und -inhaber altersbedingt aufhören – allein in Niedersachsen sind rund 800 von ihnen bereits älter als 57 Jahre.

"Als Selbstständiger arbeite ich 50 bis 60 Stunden die Woche, das heißt, für mich müssten anderthalb bis zwei neue Kollegen dazukommen", sagt Praxisleiter Matthias Link. Der 61-Jährige führt seine Praxis seit 28 Jahren – und sieht keine Verbesserung der Lage in Sicht.

Land setzt auf schnellere Anerkennung ausländischer Abschlüsse

Um dem Mangel entgegenzuwirken, fordert Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) eine zügigere Anerkennung ausländischer Tierarztausbildungen. Ein Vorschlag: eine sogenannte Kenntnisprüfung als Alternative zur langwierigen Dokumentenprüfung – besonders für Fachkräfte, die im Zuge von Flucht oder Migration keine vollständigen Unterlagen vorlegen können. Der entsprechende Vorschlag wurde im Bundesrat allerdings vertagt.

"Neben Tierarztpraxen sind auch Veterinärämter betroffen. Und dabei geht es nicht nur um gesunde Tiere, sondern auch um Seuchenschutz, Futter- und Lebensmittelsicherheit", betont Staudte.

Laut Tierärztekammer Niedersachsen waren Ende 2023 rund 6.800 Tierärztinnen und Tierärzte registriert – 324 davon ohne deutsche Staatsangehörigkeit (4,8 Prozent). Aktuell liegen 22 Anträge auf Approbation aus sogenannten Drittstaaten vor, überwiegend aus der Ukraine, dem Iran und der Türkei.

Praxisinhaber Link hat bereits Tierärztinnen und Tierärzte aus Bulgarien, Polen, der Türkei, Guinea-Bissau und dem Iran beschäftigt. Viele seien heute gut integriert – einige inzwischen mit eigener Praxis selbstständig. Die Lage habe sich dennoch verschärft: "Man bekommt gar keine Interessenten mehr, die sich auf eine Stellenanzeige hin melden."

Erfahrung mit Fachkräften aus dem Ausland

Zugleich steigt die Nachfrage nach tierärztlicher Versorgung – insbesondere im Kleintierbereich, unter anderem wegen besserer Diagnostik und therapeutischer Möglichkeiten. "Was wir heute mit den Kleintieren veranstalten, ist kein Vergleich zu früher", so Link. Auch die Zahlungsbereitschaft der Tierhalter sei gestiegen.

Trotz der Herausforderungen ist Link optimistisch: Mit den ausländischen Kollegen hat der promovierte Tierarzt gute Erfahrungen gemacht. Das gilt auch für die beiden Neuen aus dem Iran. "Das Entscheidende ist die Sprache", sagt er. "80 Prozent unseres Jobs ist Psychologie – wie bei fast allen Jobs, die mit Menschen zu tun haben."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Transparenzhinweis

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom