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Köln: Verdientes Tanzpaar verabschiedet sich in letzte Session


Tradition im Kölner Karneval
Wie das verdiente Paar eines Korps seine letzte Session tanzt


07.02.2020Lesedauer: 4 Min.
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Britta Schwadorf und Florian Braun: Sie sind das Tanzpaar des traditionsreichen Kölner Korps "Jan von Werth".Vergrößern des Bildes
Britta Schwadorf und Florian Braun: Sie sind das Tanzpaar des traditionsreichen Kölner Korps "Jan von Werth". (Quelle: Himstedt)

Seit vier Jahren sind sie das Tanzpaar des Reiter-Korps "Jan von Werth": Britta Schwadorf und Tanzoffizier Florian Braun. Nach Aschermittwoch beenden sie nun ihre aktive Laufbahn im Kölner Karneval.

"Wir kennen uns seit ungefähr elf Jahren, aus der Kinder- und Jugendtanzgruppe 'De Höppemötzjer'", erinnert sich Florian Braun (34), genannt Flo. "Eine Session haben wir da zusammen getanzt – war doch so, oder?", ergänzt seine Begleiterin im Karneval, Britta Schwadorf (29). Als Tanzoffizier und "Marketenderin", wie das Tanzmariechen bei "Jan von Werth" genannt wird, sind sie seit vier Sessionen das Aushängeschild des traditionsreichen Reiter-Korps "Jan von Werth" aus Köln. Oliver Bresgen, der aktuelle Schatzmeister des Traditions-Korps im Kölner Karneval, hält dann auch nicht zurück mit seinem Lob: "Wir sind unheimlich stolz auf die beiden und werden sie vermissen."

Mit drei Bussen ist das Reiter-Korps "Jan von Werth" an diesem Tag unterwegs: rund 150 Männer in jecken Uniformen plus zwei Frauen, Tanzmariechen Britta und Jackie Kenntner, die zusammen mit ihrem Mann Dirk in dieser Session das legendäre Paar "Griet und Jan" bildet, auf dessen Geschichte einer unerfüllten Liebe sich die Gesellschaft gründet.

Partystimmung im Bus

"Wir haben hier feste Sitzordnungen in unseren Bussen", erläutert Martin von der ersten Schwadron, dem Tanz-Korps von "Jan von Werth", und fügt lachend hinzu: "Damit es auch nach dem letzten Saal noch schnell geht beim Einsteigen."

Die Stimmung in den Bussen ist auch am frühen Nachmittag schon mitreißend gut. Es wird gesungen, Jordi und Wolle sind die DJs und mit ihren Handys über Bluetooth mit der Anlage im Bus vernetzt. "Spiel mal was, das man kennt, Wolle", ruft Martin ungeduldig. Und Junior, der vor ihm sitzt, befiehlt ihm: "Spiel das Dreigestirn-Lied!" Denn "Jan von Werth" stellt diese Session auch das Dreigestirn und so hat man eine Cover-Version des Helene-Fischer-Songs "Phänomen" aufgenommen, mit dem Titel "Mir sin et Dreijesteen", das Wolle und Jordi auf den Fahrten zu den verschiedenen Karnevalssälen immer wieder spielen. Völlig logisch, dass bei dieser Partystimmung auch mal ein Schnäpschen die Runde macht. "Die Becher hoch!", lautet dann das passende Kommando.

Tanzpaar trinkt Wasser

Britta und Flo können und dürfen da nicht mithalten. "Wir trinken Wasser", kommentiert Britta mit ihrem wie angeknipsten, aber äußerst sympathischen Lächeln. "Wir müssen uns bei den Hebungen aufeinander verlassen können, einander blind vertrauen", erläutert sie. Und Flo fügt ernst hinzu: "Wenn etwas passiert und wir haben uns bestens vorbereitet, ist das Pech. Wenn aber Alkohol im Spiel wäre, könnte sich keiner von uns mehr im Spiegel anschauen."

Das Tanzpaar einer Karnevalsgesellschaft wie "Jan von Werth" betreibt diese Aufgabe fast professionell. Zwei- bis dreimal in der Woche trainieren sie mit ihrem Tanztrainer Jens Hermes, der selbst mal aktiv war. Dazu halten sie sich noch fit mit Fahrradfahren, Laufen und mit Ganzkörpertraining im Studio. "Die zeitliche Belastung ist hoch. Wenn es nicht so viel Spaß machen würde und die Familien und Freunde nicht so mitziehen würden, wäre das alles zu viel", sagt Britta.

Ein viel zu kleiner Saal

Nach der zweiten Tagesetappe auf der Prunk- und Kostümsitzung der "Löstige Flägelskappe" im Festsaal in Sürth geht es weiter ins rechtsrheinische Bonn zu dem kleinen, aber sehr aktiven Verein der Prinzengarde Vilich-Müldorf – aus dem Ort, aus dem zufälligerweise auch das diesjährige Legenden-Paar "Jan und Griet" stammt. "Das hat sich zufällig so ergeben, aber ist natürlich toll", freut sich Vize-Kommandant Edmund Zock, genannt Edi, vor dem Auftritt. Und der hat es in sich. Denn die Bühne in der Vilicher Mühlenbachhalle ist klein – viel zu klein für die 150 Mitglieder des Reiter-Korps aus der großen Karnevalshochburg Köln. "Wir machen das ja nicht zum ersten Mal. Et is noch immer jot jejange", lacht Edi.

Tatsächlich funktioniert es irgendwie. Man arrangiert sich. Nicht alle stehen am Ende auf der Bühne: Die Kapelle samt Kapellmeister steht am Rand. Ein Teil des Fußvolkes hat sich dicht gedrängt vor der Bühne postiert. Kommandant Horst Eichholz gibt die Kommandos: "Reiter pass op. Präsentiert den Zabel." Wegen der Enge klappt dann auch nicht jede Choreo des Tanz-Korps.

Und das Tanzpaar verzichtet außer bei der Schlusspose auf spektakuläre Hebungen. Dass auch noch bei den Säbeleinlagen der Korps-Mitglieder zwei Neonröhren an der Decke kaputtgingen, kommt vor. "Ging alles gut – war aber nicht so ganz ohne. Die Dinger sind etwas explodiert, sodass die Scherben durch die Luft flogen", erzählen Martin und Junior anschließend im Bus.

Zum Abschluss der Tour noch ein Höhepunkt

Britta und Flo erläutern im Bus noch einmal den Grund, warum sie so wenig zeigen konnten. "Es war schade, denn die Stimmung bei den Bonnern war super", erzählt Britta. "Leider war einfach nach oben zu wenig Platz. Da wäre ich mit ’ner Beule zurückgekommen", schmunzelt sie. "Die meisten Säle kennen wir ja. In so einem Fall wie eben muss man dann vor Ort entscheiden, was geht. Aber wir sind da erfahren genug", fügt Flo noch hinzu.

Die letzte Etappe der über zehn Stunden dauernden Tagestour führt dann in die Kölner Flora, wo die Gesellschaft "Alt-Lindenthal" traditionell ihre Prunksitzung feiert. Der große Saal in der Flora ist das genaue Gegenteil zur Bühne davor: weiträumig, hohe Decken und eine große Bühne. Hier können die Reiter-und Tanz-Schwadronen von "Jan von Werth" noch einmal alles zeigen, was sie am späten Abend noch drauf haben, bis Kommandant Horst Eichholz zum Höhepunkt des Auftritts überleitet: "Un no dat Leckerste, wat m’r Reiter ze beede han."

Britta und Flo treten in die Mitte der Bühne und nutzen die Gelegenheit, noch einmal ihr ganzes Können, für das sie das vergangene Jahr trainiert haben, vor ausverkauftem Saal zu präsentieren. Noch ein paar Mal werden sie so glänzen können in dieser Session – bis zum Aschermittwoch, und dann ist alles vorbei.

Verwendete Quellen
  • Mitfahrt auf der Saal-Tour
  • Gespräche mit den Protagonisten im Artikel
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