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Pleiteort Bad Wiessee am Tegernsee: Hier will Til Schweiger ein Hotel bauen


Hoffnung auf Neuanfang
Pleiteort am Tegernsee – hier lässt Til Schweiger ein Hotel bauen

Von Klaus Wiendl

Aktualisiert am 15.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Skulptur einer Meerjungfrau am Tegernsee mit Til Schweiger (Archivbilder): Der Schauspieler und Unternehmer lässt in Bayern ein Hotel bauen.Vergrößern des Bildes
Skulptur einer Meerjungfrau am Tegernsee/Til Schweiger (Montage): Der Schauspieler könnte dem Ort helfen. (Quelle: Sven Simon / Eventpress/imago-bilder)

Kurort Bad Wiessee – das klingt nach Traumlage. Weil sich die Schulden türmen, hofft man auf Til Schweiger. Doch einfach macht es ihm die Gemeinde nicht.

Ist Til Schweiger eigentlich noch Schauspieler? Natürlich, der 48-Jährige steht auch noch vor der Kamera, ist aber auch Unternehmer außerhalb der Filmbranche. Dazu passt ein Projekt, das er gerade am Tegernsee vorantreibt. Mit seinem Geschäftspartner lässt er dort ein Hotel bauen, um das im Ort lange gestritten wurde. Dabei hätte Bad Wiessee, die Gemeinde am Westufer des Sees am Alpenrand, einen Erfolg bitter nötig.

Kaum eine Gemeinde in Oberbayern ist höher verschuldet, es fehlt am Nötigsten. Das einstige Vorzeigebad am Westufer des Tegernsees ist nur noch ein Abbild dessen: Brachen, wohin man blickt. Dabei feiert der Ort dieses Jahr ein Jubiläum, vor 100 Jahren wurde Wiessee zum Heilbad ernannt.

Til Schweigers Hotel ist am Tegernsee ein Hoffnungsschimmer

Zum Fest spricht SPD-Bürgermeister Robert Kühn von einem "Neuanfang". Gelingen kann der aber nur, wenn die geplanten Bauvorhaben endlich vorangetrieben werden. Eine Hoffnung ruht auf Til Schweiger mit seinem "Barefoot"-Hotel. Zumindest sind Baufahrzeuge bereits auf dem Areal unterwegs.

Lange wurde um den Bau von Schweigers Wohlfühlhotel gerungen. Zu hoch, zu breit, hieß es nach einem ersten Anlauf. Das Bauvorhaben auf dem 7.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Hirschbergstraße stieß auf argen Widerstand. Der Architekt reagierte mit einem überarbeiteten Konzept für das 105-Zimmer-Hotel mit Fitnessbereich und einem Restaurant mit Dachterrasse. Nun will man "architektonisch die Sprache und den Geist des Tegernseer Tals treffen", heißt es. Tatsächlich haben schwere Geräte schon begonnen, die Erde auf dem Baugrundstück zu bewegen. Die ersten Hinweise auf den Neustart.

Vielerorts in der Gemeinde mit über 5.000 Einwohnern liegen dagegen die Arbeiten an mit vielen Vorschusslorbeeren gepriesenen Neubauten auf Eis. Wer offenen Auges durch den Ort schlendert, erblickt ständig Bauzäune, hinter denen sich nichts tut, und stolpert über notdürftig geflickte Ortsstraßen. Das einzige Hallenbad am Tegernsee, der Badepark, rutschte tief ins Minus.

Für neue Hotelprojekte ist Bad Wiessee ein hartes Pflaster

Die Erhaltungskosten samt energetischer Aufrüstung kann sich der Kurort nicht mehr leisten. Der Abriss soll im Herbst erfolgen, einen Neubau kann die Gemeinde allein nicht stemmen. Finanziell sollen die anderen Talgemeinden Bad Wiessee unter die Arme greifen. Denn der Ort ist schon seit Jahren Spitzenreiter in Sachen Schuldenstand. Derzeit beträgt das Minus im Gemeindesäckel 25,2 Millionen Euro, Tendenz steigend. Im Kurort liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bereits bei 6.747 Euro, im benachbarten Nobelort Rottach-Egern hingegen sind es nur 648 Euro.

Dennoch will man im Ort offenbar nicht mehr Einnahmen um jeden Preis – wie etwa die Gewerbesteuer aus dem Schweiger-Hotel. Beim Blick auf ein Schaugerüst im vergangenen Herbst befürchtete man einen "gigantischen Riegel", erst der reduzierte zweite Versuch brachte das Vorhaben voran. Die ursprünglich geplante Eröffnung 2024 dürfte damit schwer zu halten sein.

Am Ende soll hier am Tegernsee ein Vier-Sterne-Hotel entstehen, das zu Schweigers Lifestyle-Marke "Barefoot" gehören soll. Schweiger spricht von einer Symbiose, er freue sich, "an diesem wunderschönen Ort ein Hotel zum Erholen" zu schaffen, "in dem man sich vom ersten Moment an wie zu Hause fühlt". Betrieben wird das Projekt von Schweigers Hotel-Partner, dem Eigentümer der Hotelkette "Arcona", Alexander Winter in Rostock. Doch für Hotelprojekte ist die Gemeinde ein hartes Pflaster – trotz oder wegen der klammen Kasse.

In Bad Wiessee in Bayern häufen sich die Schulden

Bereits vor acht Jahren musste Peter Höß als damaliger Bürgermeister eingestehen, dass "Bad Wiessee zweifellos eine hoch verschuldete Gemeinde ist." Selbst der Kämmerer räumte jetzt noch ein, dass "wir uns von Jahr zu Jahr überlegen müssen, was wir uns leisten können und was nicht." Im Klartext: nicht viel. Denn die Gemeinde muss sich mit weiteren acht Millionen neu verschulden, da die erhofften Quellen aus der Gewerbesteuer nicht sprudeln. Zu viele Tourismusbetriebe sind verödet.

Ein Hotel in Bestlage an der Seepromenade musste bereits schließen; wann die Renovierung erfolgt, steht in den Sternen. Daneben sollte längst ein Fünf-Sterne-Hotel des Milliardärs und Biontech-Investors Thomas Strüngmann stehen. Der Baubeginn war für 2018 geplant, getan hat sich nichts – außer, dass inzwischen die Planungen mehrfach über den Haufen geworfen wurden.

Hässliche Schutthalden sind an der Flaniermeile am Seeufer auszumachen. "Eine erbärmliche Brache", sagt Bürgermeister Kühn, ist das einst versprochene Luxushotel mit Medizinzentrum im Herzen des Kurorts. Es sollte auf dem 18.000 Quadratmeter großen Areal des einstigen Jodschwefelbades entstehen. Schweizer Investoren versprachen der Gemeinde das Blaue vom Himmel. Nach einigen Jahren der Hinhaltetaktik machten sie sich wieder aus dem Staub – und investierten lieber in den Motorsport. Seitdem klafft eine offene Wunde im eigentlichen Kurzentrum.

Vor 100 Jahren wurde Wiessee zum Kurort

Ein Schandfleck für "einen florierenden Kurort, ja ein Weltbad, der Wiessee einmal war", heißt es selbst in der Pressemeldung zum 100-jährigen Jubiläum als Kurort. Wobei die Betonung wohl eher auf "war" liegt. Auch wenn es der Rathauschef so formulierte: "Wir befinden uns, genau schon wie 1922, an einem Wendepunkt, an dem es gilt, Neues zu wagen". Wiessee sei dabei, sich zu verändern und neue Wege zu beschreiten.

Davon sehen allerdings weder Bürger noch Touristen etwas. Wie auch, wenn man sich nur "noch das Notwendigste leisten kann." Dazu passte das Konzert zum Bad-Jubiläum, benannt nach dem Abba-Hit "Waterloo". Auch in Bad Wiessee steht zu befürchten, dass der Ort noch weitere Schlachten verlieren könnte, wenn der Neuanfang ausbleibt. Einen Anfang könnte Til Schweiger machen, auf dem nun alle Hoffnungen ruhen.

Der arbeitet im Übrigen tatsächlich auch wieder an einem neuen Film: Bei "Klassentreffen 3.0" steht er sogar wieder vor der Kamera. Wann der Film herauskommt, ist aber noch offen. Es laufen zudem noch weitere Dreharbeiten: Eine Fortsetzung von Manta, Manta mit Schweiger ist ebenfalls in Arbeit.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Nachrichtenagentur dpa
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