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Bayern: Gasthaus lädt zu "Winnetou-Abend" mit rassistischen Speisen ein


Facebook-Post angeblich von Kindern abgesetzt
"Winnetou-Abend": Gasthaus bietet Speisen mit rassistischen Namen an


Aktualisiert am 06.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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"Winnetou 1. Teil": Das ZDF hat den Film in sein Osterprogramm aufgenommen.Vergrößern des Bildes
Pierre Brice (links) spielte in den berühmten Filmen aus den Sechzigern Winnetou, Lex Barker Old Shatterhand (Archivbild). Um die Bücher und Filme ist nun eine Debatte entbrannt, die bis in bayerische Wirtshäuser zu spüren ist. (Quelle: United Archives/imago-images-bilder)

Eine Aktion zum Kopfschütteln: Erst kündigt ein Wirtshaus in Oberbayern einen provokanten "Open Air Abend" an. Jetzt sollen die Kinder schuld gewesen sein.

Winnetou – das ist gerade der Name, um den eine heiße Debatte kreist. Es geht darum, was man angeblich noch sehen, sagen, hören oder gut finden darf – oder was auch nicht. Vor allem geht es um eine Menge Missverständnisse. Nun könnte in Bayern ein weiteres zur Debatte hinzukommen. Oder war es doch einfach nur eine plumpe Provokation?

Am Dienstag hatte das "Krug's Family Hostel & Restaurant" in Weilheim in Oberbayern auf seiner Facebook-Seite zu einem "Protest Karl May Filme Open-Air-Abend" eingeladen. Auf dem Menü: eine "Negerkuss-Semmel" und weitere Speisen, die rassistische Beleidigungen im Namen tragen. Dies berichtet die "tz". Wirt und Verpächter bestätigen den Beitrag zudem – auch wenn dieser inzwischen gelöscht wurde. Nun folgt die Erklärung des Wirtes.

Eklat wegen Winnetou-Abend in Bayern

"Mit Entsetzen haben wir gestern einen Post auf Facebook gehabt, welcher nicht von uns stammt, sondern von zweien unserer Kinder aus Spaß mit meinem Zweithandy erstellt und gepostet wurde", heißt es in einem neuen Post des Wirtshauses vom Mittwoch. "Nachdem ich davon Wind bekommen habe, wurde der Post sofort von mir gelöscht!", schreibt Wirt Ole Krug.

"Wir distanzieren uns von diesem Beitrag und entschuldigen uns im Namen der zwei Mädchen", heißt es dort weiter. Konsequenz für die 15- sowie die 13-Jährige: sechs Monate Handy- und WLAN-Verbot. Im Gespräch mit t-online erklärt Krug, wie es zu dem Post gekommen sei.

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Hintergrund ist eine Debatte um Winnetou-Bücher, die vom Verlag vom Markt genommen wurden, weil sie rassistische Stereotype reproduzieren würden. Kritiker der Entscheidung werfen nun ein, dass dies auf Druck von Aktivisten zustande gekommen sei und die Meinungsfreiheit beschneide. Das gehe zulasten traditioneller Kulturgüter wie der Werke von Karl May.

Provokation in Debatte um Winnetou und Karl May in Weilheim

Was dabei oft nicht durchdringt: Eine Debatte um die Winnetou-Bücher ist tatsächlich erst erkennbar, nachdem die Bücher vom Markt genommen wurden, einen Shitstorm davor gab es nicht. Und bei den Büchern handelt es sich auch nicht um die Werke Karl Mays – sondern Adaptionen, die zu einem neuen Kinofilm gehören. Am Frühstückstisch der Krugs war die Debatte jedenfalls offenbar auch Thema.

"Wir haben uns bereits am Morgen darüber unterhalten, was man noch sagen dürfe", schildert Wirt Ole Krug. Als er dann außer Haus gewesen sei, habe sich der Nachwuchs an seinem Zweithandy zu schaffen gemacht. Die Familie engagiere sich nach eigenen Angaben in der Flüchtlingshilfe, beschäftige Mitarbeiter aus aller Welt. Diskriminierung liege ihm fern, sagt Krug.

Vom Eigentümer seiner Wirtschaft, den Naturfreunden, werde er seit der Corona-Pandemie kritisch gesehen, sagt er. Dass alle Familienmitglieder ungeimpft seien, thematisiert Krug auch in seinem Facebook-Post vom Mittwoch. Aber "das ist unsere private Entscheidung, wofür wir uns nicht rechtfertigen müssen", schreibt er dort.

Ein Winnetou-Abend bringt das Fass vielleicht zum Überlaufen

Tatsächlich habe man den Wirt bislang "gewähren lassen", wie Joseph Wurm laut "tz" sagt. Er ist Vorsitzender der Naturfreunde in Weilheim. "Wir wissen spätestens seit Corona, auf welcher Seite Herr Krug steht“, sagt er. Aber man sei ja froh gewesen, dass man mitten in der Pandemie überhaupt einen Wirt gefunden habe, der die Gaststätte übernehmen wollte.

Die Ankündung zum Winnetou-Abend auf Facebook habe er indes gemeldet und eine Löschung beantragt. Der Verein missbillige die Aktion aufs Schärfste. Auf Nachfrage von t-online sagte er, der Verein werde in den kommenden Tagen das Gespräch mit Krug suchen. Ein Abend, wie er auf Facebook angekündigt worden war, sei im Naturfreundehaus jedenfalls nicht erlaubt. Und ob er glaubt, dass tatsächlich die Kinder für den Eklat verantwortlich seien? "Darüber können wir alle nur spekulieren", gibt Wurm an.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Wirt Ole Krug
  • Gespräch mit Joseph Wurm, Vorsitzender der Naturfreunde in Weilheim
  • tz.de: "Wirt provoziert durch 'Karl-May-Abend'"
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