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Projekt der reichsten Zwillinge Deutschlands: Der Krebs-Impfstoff aus dem Corona-Labor


Schwerreiche Zwillinge unterstützen Forschung
Ist das der Durchbruch in der Krebstherapie?


Aktualisiert am 24.10.2022Lesedauer: 4 Min.
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Ein 3D-Modell einer Krebszelle, die bereits mutiert ist.Vergrößern des Bildes
3D-Modell einer Krebszelle, die bereits mutiert ist. (Quelle: Spectral via www.imago-images.de)

Zwei Milliardäre vom Tegernsee haben mit ihrem Geld geholfen, das Coronavirus zu bekämpfen. Jetzt könnten sie Teil eines noch größeren Erfolgs werden.

Es wäre eine Sensation und ein großes Geschäft: Ein Impfstoff, der gegen Krebs wirkt. Die Nachricht, dass ein solcher schon bis 2030 vorliegen könnte, geht gerade um die Welt. Entwickelt wird er vom deutschen Forscher-Ehepaar Uğur Şahin und Özlem Türeci aus Mainz, das mit seiner Firma Biontech auch einen der ersten Corona-Impfstoffe hergestellt hatte. Nun soll ihnen mit der gleichen mRNA-Technologie, die ihrem Corona-Impfstoff zugrunde liegt, der Durchbruch für ein Krebsvakzin gelungen sein.

Die Geschichte der beiden Mediziner aus Mainz wurde vielfach erzählt. Weniger bekannt ist dagegen die Bedeutung von zwei anderen Deutschen an diesen Erfolgen: der Zwillingsbrüder und Investoren Andreas und Thomas Strüngmann (72). Sie sind größte Anteilseigner an Biontech. Auch ihre Geschichte zeugt von viel Gespür für den richtigen Zeitpunkt und dem unerbittlichen Glauben an den eigenen Erfolg.

1972 im Studium als Eisverkäufer gestartet

Geboren in Mülheim an der Ruhr, wuchsen sie in den sechziger Jahren am Tegernsee in Bayern auf. Andreas Strüngmann studierte Medizin, sein Bruder Thomas Betriebswirtschaft in München. Ihr erstes Geld verdienten die Brüder als Eisverkäufer bei den Olympischen Spielen 1972 in München. "Ich werde diese wunderbare Zeit nie vergessen", sagte Thomas Strüngmann kürzlich in einem Videobeitrag anlässlich des 50. Jubiläums von Olympia.

Ins Pharmageschäft stiegen sie nach dem Studium mit Nachahmer-Präparaten ein, also Medikamenten, die die gleichen Wirkstoffe wie bekannte Arzneimittel verwenden, sogenannte Generika. Bei ihnen entfallen Forschungs- und Entwicklungskosten. Den Grundstein dafür hatte der Vater mit der kleinen Pharmafirma "Durachemie" in Tegernsee gelegt. Doch ihre größte Geschäftsidee Ende der Siebziger war damals "Deutschlands erste Reiseapotheke", ein Rundum-Sorglos-Paket gegen Durchfall, Kopfschmerzen und Sonnenbrand.

Der ADAC griff sofort zu, beliebt war sie vor allem bei Adria-Urlaubern. Den ersten Millionenauftrag zogen sie an Land, als sie 1981 vom deutschen Konsul in Kabul gefragt wurden, ob sie zügig 20 Tonnen Arzneimittel für die Aktion "Medikamente für Afghanistan" zusammenstellen könnten. Sie konnten. Das Unternehmen "Barbarossa", wie sie es nannten, glückte. Wie fast alles, was sie seitdem anpackten.

Pharmaunternehmer vom Tegernsee: Erst Hexal, dann Biontech

1986 gründeten sie den Generika-Hersteller "Hexal" in Holzkirchen, den sie 2005 an die Schweizer Novartis-Gruppe für 5,6 Milliarden Euro verkauften. Den Erlös steckten sie größtenteils in die Entwicklung eines Impfstoffes gegen den Krebs. Mehr als 500 Millionen Euro pumpten sie allein in unterschiedliche Firmen im Bereich Biotechnologie, unter anderem auch in Biontech. Nicht immer ging die Rechnung auf. Manche Beteiligungen verliefen mit Millionenverlusten im Sand. "Doch Biontech schaffte es bis ans Ziel bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs", sagt Thomas Strüngmann t-online. Sein Bruder und er waren zudem überzeugt, dass sie mit den Forschern aus Mainz auch den Traum von einer Krebstherapie verwirklichen könnten.

Dem sind sie nun offenbar einen Schritt nähergekommen. Der BBC erzählte das vielfach geehrte Forscher-Ehepaar Türeci und Şahin soeben, dass ihre mRNA-Technologie zunächst für die Krebsforschung entwickelt worden sei, aber mit Ausbruch der Pandemie in einen Corona-Impfstoff umfunktioniert wurde. Weltweit kam dieser inzwischen zum Einsatz und spülte Milliarden in das Pharmaunternehmen Biontech.

Nun widmet sich das Paar wieder dem Krebs. Ihre Forschung daran zeigte schon früh vielversprechende Ergebnisse. "Jeder Schritt, jeder Patient, den wir in unseren Krebsstudien behandeln, hilft uns, mehr darüber herauszufinden, wogegen wir kämpfen und wie wir es behandeln", sagte Türeci der BBC.

Forschung nach Krebs-Impfstoff entscheidend für Corona-Impfstoff

Derzeit sei jedoch noch unklar, wie erfolgreich der Krebs-Impfstoff wirken wird oder wann er erhältlich sein könnte. "Als Wissenschaftler zögern wir immer zu sagen, dass wir ein Heilmittel für Krebs haben werden", so Türeci. Biontech könne aber bereits einige Durchbrüche vorweisen und das Paar werde weiter daran forschen. Das Ärztepaar geht davon aus, dass der Krebs-Impfstoff bereits vor 2030 erhältlich sein wird. Es hofft, dass er zu neuen Therapien bei Melanomen, Darmkrebs und anderen Tumorarten führt.

Damit kommen auch die beiden "Doctores", wie Andreas und Thomas Strüngmann bei Hexal genannt wurden, ihrem Traum von einer Krebstherapie einen Schritt näher. "Wir stehen doch mit Biontech erst am Anfang", sagt Thomas Strüngmann.

Milliardär investiert jetzt in ein Hotel am Tegernsee

So nützlich die Erfolge der Strüngmanns als Unternehmer für viele Patienten weltweit sind, so profitabel ist das Geschäft für die beiden Brüder: 27 Milliarden Euro soll ihr Vermögen betragen, heißt es im Bloomberg Milliardärs-Index. Damit gehören sie zu den reichsten Deutschen, nur wenige Milliarden hinter Lidl-Gründer Dieter Schwarz. Die nächste Millionen-Investition ist bereits in Planung, dieses Mal ganz lokal.

Mit seiner Münchner Firma Athos steckt Thomas Strüngmann gerade Geld in die Seepromenade von Bad Wiessee. Ende Oktober beginnen die ersten Arbeiten für ein 5-Sterne-Plus-Hotel (48 Suiten, 30 Zimmer, Wellness, Yoga) im Gutshof-Stil. Investition: weit mehr als 130 Millionen Euro. Eröffnung: frühestens 2026. Der Wahlspruch von Thomas Strüngmann: "Alle paar Jahre etwas Neues beginnen".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Gespräche mit Thomas Strüngmann
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