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München: Zeltstadt für Geflüchtete an der Messe


Warten auf Ukrainer in München
Münchens Geisterstadt für Geflüchtete


21.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Blick vom Tor auf das Gelände der Zeltstadt: An der Messe in Riem sollen bis zu 2.000 ukrainische Flüchtlinge untergebracht werden können. Aktuell wohnt dort aber niemand. Ein Rundgang.Vergrößern des Bildes
Blick vom Tor auf das Gelände der Zeltstadt: An der Messe in Riem sollen bis zu 2.000 ukrainische Flüchtlinge untergebracht werden können. Aktuell wohnt dort aber niemand. Ein Rundgang. (Quelle: Jonas Voss)

München fehlen rund 5.600 Bettenplätze. In der Messe Riem ist eine Zeltstadt aufgebaut worden. 2.000 Menschen können dort schlafen, derzeit steht sie aber leer.

Eines der Zelte leckt. Ein wenig zumindest scheint Wasser durchs Dach getröpfelt zu sein, weswegen ein paar Feldbetten auf dem Kopf stehen. Dem geschulten Auge entgeht das nicht, weswegen auch das Nichts-Sagen des Mitarbeiters hier in der Zeltstadt an der Messe Riem ziemlich vielsagend ist. Schön ist das nicht, will man ukrainische Flüchtlinge hier doch, so gut es geht, willkommen heißen. Aktuell wohnt hier aber ohnehin niemand. Am Wochenende rechnet auch niemand mit weiteren Bussen voll Geflüchteter; Zeit genug also, das undichte Zeltdach zu flicken.

Seit April 2022 sind mehr als 24.000 Menschen aus der Ukraine nach München geflüchtet. Wie viele tatsächlich hier geblieben sind, weiß niemand. Bislang wurden 19.255 Anmeldungen gezählt. Das Kreisverwaltungsreferat hat insgesamt 16.409 Geflüchteten Aufenthalt gewährt. Die Zahl der täglichen Ankünfte aus der Ukraine liegt derzeit unter 100. Zu Kriegsbeginn waren lange Warteschlangen in der Werinherstraße ein gewohnter Anblick. Doch mittlerweile findet die Antragstellung laut Sozialreferat wieder in "geordnetem und gewohnten Rahmen statt".

Derzeit verfügt die Stadt über rund 2.000 Bettplätze in Hotels und Festbauten für Geflüchtete sowie über 900 Bettplätze in Leichtbauhallen. Insgesamt sollen 5.625 Bettplätze geschaffen werden, davon sollen sich 4.500 für eine langfristige Unterbringung eignen. Bis zum 16. März steht die Zeltstadt an der Messe in Riem mit 2.000 Bettplätzen als Notquartier zur Verfügung.

Ob München die Zeltstadt für ukrainische Flüchtlinge benötigt, weiß man nicht

Ob man die überhaupt braucht, ist laut Sozialreferat ungewiss. Wie ein Sprecher auf Anfrage von t-online erklärt, übererfülle München derzeit noch die Aufnahmequote, deswegen war eine Weiterverteilung in umliegende Landkreise möglich. "Die Zeltstadt ist nur als vorübergehende, idealerweise sehr kurzfristige Unterbringungsmöglichkeit gedacht." Zu den Kosten der Anlage möchte das Sozialreferat keine Angaben machen.

Dort, auf einer großen asphaltierten Fläche, direkt neben einem großen Gelände für regelmäßig stattfindende Flohmärkte und in Sichtweite eines der kommerziellen Herzen der Stadt, der Messe, befinden sich derzeit knapp ein Dutzend Zelte.

Innen stehen Feldbetten in Olivgrün oder Blau, Heizgeräte blasen warme Luft mittels großer Schläuche ins Innere. Gerade erst wurden etliche Rauchmelder an der Zeltdecke angebracht. Der Boden besteht aus Holzplatten. Ein Provisorium, mehr ist ein Zelt ja auch nicht.

Die ersten Ukrainer waren bereits in der Zeltstadt München

Geflüchtete Ukrainer können hier ein paar Tage ein wenig Ruhe finden, ehe sie weiterverteilt werden: Es gibt ein großes Kantinenzelt, Waschmaschinen und Trockner, das Areal ist groß genug, um vielleicht auch mal alleine zu sein. Nur beim Schlafen herrscht Kasernen-Flair. Sauber aufgereiht stehen die Feldbetten in Reih und Glied, viel Abstand zwischen den Betten gibt es nicht.

Am vergangenen Donnerstag kamen die ersten Ukrainer in der Zeltstadt an. 97 Menschen waren es, die hier für einen Tag und eine Nacht ein warmes Bett und warme Mahlzeiten bekamen. Freitag ging es für sie schon wieder weiter. Hört man sich unter dem Sicherheitspersonal auf dem Gelände um, erzählen alle, wie ruhig die Arbeit hier sei.

Das ändert sich vielleicht, wenn doch viele Hundert oder gar viele Tausend Flüchtlinge aus der Ukraine auf einmal in der Zeltstadt eintreffen sollten. In ganz Oberbayern leben laut einem Sprecher der Regierung von Oberbayern derzeit rund 57.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

In München könnte der Platz für Asylbewerber knapp werden

Außer den Geflüchteten aus der Ukraine muss München auch immer wieder Asylbewerber aus anderen Ländern – vor allem Afghanistan und Syrien – aufnehmen, weil die Regierung von Oberbayern kaum noch Unterbringungsmöglichkeiten findet.

Wie der Sprecher der Regierung von Oberbayern erklärt, seien potenzielle Unterkünfte "zwischenzeitlich nahezu ausgelastet". Doch auch in München ist das Platzangebot für Asylbewerber nicht unbegrenzt. Der Sprecher des Sozialreferats erklärt auf Anfrage von t-online, "bleibt es bei den aktuellen Ankunftszahlen, könnte es auch in München, wie in den umliegenden Landkreisen, knapp werden."

Verwendete Quellen
  • Besuch in der Zeltstadt am Messegelände Riem
  • Fragenkatalog per Mail an das Sozialreferat München
  • Fragenkatalog per Mail an die Regierung von Oberbayern
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