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Rammstein-Konzerte in München: Wie die Grünen Till Lindemann vorverurteilen


Gute Ideen, schlechte Kommunikation
Wie die Grünen Rammstein vorverurteilen

MeinungVon Alexander Spöri

06.06.2023Lesedauer: 2 Min.
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Till Lindemann: Der Rammstein-Sänger sieht sich derzeit mit massiven Vorwürfen konfrontiert.Vergrößern des Bildes
Rammstein-Sänger Till Lindemann sieht sich zurzeit vielen Vorwürfen ausgesetzt (Archivbild): Die Grünen gingen dabei allerdings einen Schritt zu weit. (Quelle: Vyacheslav Prokofyev/Imago)

Die Grünen fordern Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt bei Konzerten in München. An sich eine gute Idee, allerdings sind Zweifel angebracht.

Gegen die Band Rammstein wurden kurz vor ihren Auftritten im Olympiastadion in München schwere Vorwürfe laut. Junge Frauen sollen für die "Reihe Null" – einen Extrabereich direkt hinter den Absperrungen vor der Bühne – ausgesucht worden sein. Anschließend sollen sie auf Partys gelotst worden sein. Es geht um Alkohol, Drogen und angeblichen Sex, den Frontsänger Till Lindemann erwartet haben soll.

Die Münchner Grünen brachten in dieser Woche einen fraktionsübergreifenden Antrag in den Stadtrat ein, dass Maßnahmen geprüft werden sollten, um die Sicherheit aller Konzertbesucher zu gewährleisten. Die Idee ist lobenswert, doch die Kommunikation der Grünen ist mangelhaft. Das Timing und der Bezug zu Rammstein wirft Fragen auf. Den Antrag umweht der Verdacht, ein opportunistisches Mittel zur Selbstvermarktung zu sein.

Grüne ziehen fragwürdige Vergleiche in Antrag an Stadtrat

Was der Fehler in der Kommunikation war? Der Antrag hat den Zweck, Konzerte in der bayerischen Landeshauptstadt allgemein sicherer zu machen. Dabei handelt es sich zweifellos um ein nachvollziehbares Anliegen. In ihrer Pressemitteilung vermischen die Grünen allerdings die Diskussionsebenen. Einerseits wollen sie Konzerte grundsätzlich und allgemein sicherer machen, andererseits beziehen sie sich konkret auf die bevorstehenden Rammstein-Konzerte.

Sexualisierte Gewalt soll an den vier Konzertabenden im Olympiastadion verhindert werden. Diesem Vorschlag liegt allerdings eine unbewiesene Behauptung zugrunde. Die Vorwürfe gegen die Band Rammstein und Sänger Lindemann sind zwar schwerwiegend, doch bislang nicht belegt oder gar Gegenstand eines Strafverfahrens.

Eine Vorverurteilung widerspricht der Unschuldsvermutung

Selbstverständlich dürfen die Vorwürfe deshalb nicht heruntergespielt werden. Doch bis handfeste Beweise vorliegen, gilt die Unschuldsvermutung. Es widerspricht einem Grundprinzip des rechtsstaatlichen Strafverfahrens, wenn die Grünen suggerieren, dass eine potenzielle Gefahr vom Frontsänger der Band ausgeht – ohne das weiter zu belegen.

Wollten sich die Grünen durch den Rammstein-Bezug profilieren?

Der Grünen-Antrag wirft weitere Fragen auf. Er kann vom Stadtrat so kurz vor dem Konzert gar nicht mehr abschließend bearbeitet werden. Auch das Timing ist zweifelhaft. Handelt es sich nur um einen cleveren PR-Schachzug? Immerhin finden sich darin wichtige Lösungsansätze zur Bekämpfung sexueller Gewalt. Diese sind überfällig, weil gerade in der Stadt mit dem größten Volksfest der Welt, bei dem auch besonders viel Alkohol konsumiert wird, Frauen immer wieder einer latenten Gefahr ausgesetzt sind.

Die Grünen müssen verständlicher kommunizieren

Doch hier wartet schon das nächste Kommunikationsproblem: Die Grünen benennen zwar konkrete Lösungen – durch die Schaffung von sogenannten "Safe Spaces" und durch den Einsatz von sogenannten "Awareness-Teams". Doch bei diesen Vorschlägen steigen viele Otto-Normal-Bayern schon wieder aus, weil sie unverständlich sind.

"Safe Spaces" sind Sicherheitsbereiche für Frauen, und bei den "Awareness-Teams" handelt es sich um Ansprechpartner, die sich gegen sexuelle Gewalt einsetzen. Würde man das auch so benennen, wäre der Plan der Grünen für die Bevölkerung nachvollziehbarer.

Kostenfrage bei Präventionsmaßnahmen ungeklärt

Was genauso ungeklärt ist: Wer soll für die Kosten der Maßnahmen im Grünen-Antrag aufkommen? Laut Antragstext solle geprüft werden, ob diese nicht die Konzertveranstalter tragen müssten. Dadurch könnten die Eintrittskarten am Ende aber noch teurer werden. Warum beteiligt sich nicht die Stadt an den gesellschaftlichen Präventionsmaßnahmen, die schließlich allen Besuchern zugutekommen sollen?

Verwendete Quellen
  • Recherchen in Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Rammstein
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