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München: Nach Kritik wegen Facebook-Post – Imam wehrt sich gegen Vorwürfe


Nahostkonflikt
Nach scharfer Kritik: Imam äußert sich zu Vorwürfen

Von Sara Guglielmino

08.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Das Islamische Zentrum München.Vergrößern des Bildes
Laut dem bayrischen Verfassungsschutz weist das Islamische Zentrum München eine Nähe zur islamistischen Muslimbruderschaft auf (Archivbild). (Quelle: Lino Mirgeler./dpa)

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat dem Münchner Imam Mohamed Ibrahim Verhöhnung ziviler Opfer vorgeworfen. Nun äußert sich der Imam selbst – und widerspricht sich.

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) und Grünen-Politiker Volker Beck hat dem Imam des Islamischen Zentrums München (IZM), Mohamed Ibrahim, Verhöhnung der Opfer nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vorgeworfen. t-online berichtete darüber.

Becks Kritik richtete sich vor allem gegen einen Facebook-Post Ibrahims, den dieser am 7. Oktober veröffentlichte – dem Tag, als die Terrororganisation Hamas Israel aus dem Gazastreifen angriff. In dem Beitrag schrieb Ibrahim übersetzt "Jeder hat seine Art, den Oktober zu feiern". Dahinter setzte er ein lächelndes Emoji.

Post soll sich auf ägyptischen Nationalfeiertag bezogen haben

Ibrahim äußerte sich auf Nachfrage von t-online zunächst nicht zu den Vorwürfen, verwies einige Stunden später jedoch auf ein von ihm veröffentlichtes Statement auf seinem Facebook-Profil. Darin streitet der Imam ab, dass sich sein Post vom 7. Oktober auf den Anschlag der Hamas beziehen sollte. Stattdessen verweist er auf den ägyptischen Nationalfeiertag, der jedes Jahr am 6. Oktober gefeiert wird. Ibrahim habe selbst ägyptische Wurzeln.

Der Nationalfeiertag habe aber noch eine weitere Bedeutung: Er erinnert an den Start des Jom-Kippur-Kriegs vor fünfzig Jahren. Am 6. Oktober 1973 wurde Israel von Syrien und Ägypten am Jom-Kippur-Feiertag angegriffen. Bei dem 19-tägigen Krieg handelte es sich um den fünften arabisch-israelischen Krieg im Rahmen des Nahostkonflikts.

Imam löschte den Post "im Sinne des sozialen Friedens"

"Als ich am 7. Oktober bei einigen arabischsprachigen Facebook-Freunden gelesen habe, dass den Palästinensern etwas Großes gegen Israel gelungen sei, fiel mir der 'lustige' bzw. 'sarkastische' Satz im Arabischen ein: 'Jeder hat seine Art, den Oktober zu feiern'", schreibt der Imam weiter. Zu dem Zeitpunkt seien ihm weder die Ereignisse des 7. Oktober noch ihre Tragweite bewusst gewesen.

"Mit Oktober feiern ist also der 6. Oktober, der Nationalfeiertag, gemeint", so Ibrahim. Im Sinne des ihm wichtigen sozialen Friedens habe er sich schließlich dazu entschieden, den Post zu löschen, schreibt er.

Ibrahim äußert sich widersprüchlich

Insgesamt äußert sich der Imam widersprüchlich zu den Vorwürfen gegen ihn. Einerseits entschuldigt er sich für potenzielle Missverständnisse aufgrund seines Facebook-Posts. Zudem schreibt er, dass es ihm selbstverständlich fernliege, die zivilen Opfer des 7. Oktobers zu verhöhnen. "Ich verurteile in aller Schärfe jeden Angriff auf unschuldige Zivilisten, egal von welcher Seite", so Ibrahim.

Andererseits zeigt sich der Imam jedoch offen solidarisch mit der palästinensischen Seite. Als Antwort auf die Kritik von DIG-Präsident Beck an Ibrahims Predigten schreibt er: "Den Predigten kann man u. a. auch entnehmen, dass ich mich mit den Palästinensern solidarisiere. Dies tue ich, weil ihnen seit Jahrzehnten Unrecht geschieht und weil die Bilder und Berichte, die uns momentan von dort erreichen, sehr schrecklich und traurig sind".


Quotation Mark

"Ich solidarisiere mich mit den Palästinensern"


Imam Mohamed Ibrahim


Kein Kommentar zur Muslimbruderschaft

Ibrahim schreibt zudem, dass er selbst als Beduine aus dem Sinai unter israelischer Besatzung zur Welt gekommen sei. Außerdem erwähnt er eigene Verwandte im Gazastreifen, die bei den israelischen Angriffen auf Gaza ums Leben gekommen seien. Dabei handle es sich um einen jungen Mann und ein 15-jähriges Mädchen. "Mögen beide nun in Frieden ruhen", so der Imam.

Beck kritisierte im Gespräch mit t-online auch das gesamte Islamische Zentrum München (IZM) und bezog sich dabei auf Berichte des bayrischen Verfassungsschutzes, der dem IZM eine Nähe zur islamistischen Muslimbruderschaft attestiert. Auf diesen Vorwurf geht Ibrahim in seinem Facebook-Statement nicht ein.

Kritik führte zu Absage des geplanten Friedensgebets

Becks Kritik führte schließlich dazu, dass die Stadt München am Montagnachmittag kurzfristig das für den Abend geplante Friedensgebet mit jüdischen und umstrittenen muslimischen Vertretern absagte. "Ich bedauere zunächst sehr die Absage, denn als gottgläubiger Mensch glaube ich fest an die Kraft des Gebetes", schreibt Ibrahim dazu.

Er wolle sich weiterhin für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. "Ich wünsche mir, es wären beide Seiten dazu bereit und fähig und es gäbe dort bald Frieden, so dass das Leid der Menschen aufhört."

Verwendete Quellen
  • Facebook
  • Vefassungsschutzberichte
  • Gespräch mit Volker Beck
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