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München: 8.000 Teilnehmer kritisieren bei Bauern-Demo die Regierung


Bauern-Demo in München
"Wir wollen nicht mehr die Buhmänner der Wirtschaft sein"

Von Sarah Koschinski, Klara Natzer

08.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Auftakt der deutschlandweiten Aktionswoche in München: Bauern machen mit Schildern an ihren Traktoren ihrem Unmut Luft.Vergrößern des Bildes
Auftakt der deutschlandweiten Aktionswoche in München: Bauern machen mit Schildern an ihren Traktoren ihrem Unmut Luft. (Quelle: Sarah Koschinski)

Die Bauern-Demo in München. 8.000 Teilnehmer kamen mit 5.500 Traktoren. Es wurde lautstark protestiert.

Sie rollen, einer nach dem anderen, mit Schildern beklebt und lautem Hupen, die Ludwigstraße in München in Richtung Odeonsplatz entlang. Rund 5.500 Traktoren, sagt die Polizei. 7.000 sogar, sagt der Bayrische Bauernverband.

"Wir fordern eine zukunftsfähige Wirtschaft für Bauern und Bäuerinnen in Deutschland", ruft Günter Felßner von der Bühne auf dem Odeonsplatz in Richtung Teilnehmer. Er ist Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), "Wir kämpfen für ein starkes, zukunftsfähiges Deutschland." Jubel und Zurufe aus dem Publikum folgen.

Viele der Bäuerinnen und Bauern, die zum Auftakt der bundesweiten Aktionswoche in die Münchner Innenstadt gekommen sind, haben einen Gürtel samt Kuhglocke um ihre Hüfte gebunden. Stimmen sie dem Redner zu, läuten sie. Stimmen sie dem Redner jedoch nicht zu, läuten sie noch lauter.

"Wir brauchen eine bessere Politik für Bauern. Wir werden nicht ruhen, bis diese beiden Vorschläge, die Wegnahme der Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung für unsere Zugmaschinen, vom Tisch sind", fordert Felßner. "Wir fahren am 15. Januar nach Berlin, wenn das, was wir fordern, noch nicht weg ist." Die Menge jubelt, schreit und läutet mit den Glocken. Vor ihm im Publikum stehen Teilnehmer mit Schildern. Auf einem steht geschrieben: "Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert!"

Nicht nur Vertreter des Bayerischen Bauernverbands sind am Montag vertreten. Auch Polit-Prominenz ist vor Ort. Unter anderem auch der Grünen-Politiker und Agrarökonom Karl Bär, seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestags ist. Noch bevor er allerdings auf der Bühne das Wort ergreifen kann, buhen ihn die anwesenden Bäuerinnen und Bauern aus.

"Ihr könnt's gerne buhen. Wir haben genau das gemacht, was richtig ist", ruft Bär dann den Demonstranten zu. "Und ich weiß, dass Euch das nicht reicht. Aber es wird jeder seinen Teil tragen müssen, wenn der Staat sparen muss." Grünen-Politiker Bär kündigte weitere Gesetzesänderungen in der Landwirtschaft an, an denen das Landwirtschaftsministerium bereits arbeite. Beispielsweise beim Düngegesetz.

"Wir räumen gerade das auf, was die alte Regierung zehn Jahre verschlafen hat", sagt Bär. Als er dann die Bauernproteste mit den Aktionen der Letzten Generation vergleicht, wird das Buhen und Glockengetöse vor der Bühne noch lauter. "Der deutsche Staat lässt sich nicht erpressen", erwidert er auf die Rufe aus der Menge. Die Landwirte antworten mit einem lauten Pfeifkonzert. Ein Teilnehmer raunt seinem Begleiter zu: "Da hätte er lieber gar nicht gesprochen, als dass er das sagt!"

In München nahmen am Montag rund 8.000 Menschen an der Demonstration teil.
In München nahmen am Montag rund 8.000 Menschen an der Demonstration teil. (Quelle: Sarah Koschinski)

Worum geht es bei den Bauern-Protesten?

Die Landwirte protestieren gegen geplante Subventionskürzungen für die Landwirtschaft. Der Bauernverband fordert, dass diese Pläne vollständig zurückgenommen werden. Die Ampel-Koalition will zwar auf die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft verzichten. Das reicht den Landwirten aber nicht. Im Fokus steht vor allem die Steuervergünstigung für Agrardiesel, die nach den aktuellen Plänen der Bundesregierung in mehreren Schritten gestrichen werden soll. Die Proteste in München waren Teil einer bundesweiten Aktionswoche der Landwirte in ganz Deutschland.

Video | Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident bei der Bauern-Demo am Odeonsplatz in München.
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Quelle: t-online

Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) lässt sich dann ebenfalls auf dem Odeonsplatz blicken: "Wir müssen schauen, dass wir zwei Parteien in der Regierung haben, die für die Bauern sind. Also wenn statt uns die Grünen mitregieren würden, dann wäre das schlecht für unser Land." Der aus Niederbayern stammende Chef der Freien Wähler führt selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb. Auf die Frage, ob das Ausbuhen des Grünen Politikers Karl Bär nicht übertrieben sei, antwortet Aiwanger: "Das muss man als Politiker aushalten."

Video | Zwei demonstrierende Bäuerinnen
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Quelle: t-online

Die beiden Landwirtinnen Kathi Kantlinger und Stefanie Winkler, die am Montag am Odeonsplatz an der Demonstration teilnahmen, sagten zu t-online-Reporterinnen, dass sie mehr Wertschätzung für die Landwirtschaft von Seiten der Politik fordern und nicht mehr die "Buhmänner" der Wirtschaft sein wollen. "Wir wollen einfach so weitermachen dürfen, wie wir die letzten Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte gewirtschaftet haben. Sollten uns die Subventionen gekürzt werden, fehlen unseren Betrieben rund zwei Monatsgehälter."

Die Münchner Polizei zieht eine positive Bilanz für diesen Demo-Tag: "Bislang gab es außer den Verkehrsbehinderungen keine Störungen", sagte ein Pressesprecher auf Anfrage von t-online.

In den kommenden Tagen finden bayernweit weitere Proteste statt. Am 10. Januar beispielsweise protestieren die Bauern ab 11 Uhr am Plärrer in Augsburg und am 12. Januar um 11 Uhr am Volksfestplatz in Nürnberg. Am 15. Januar findet dann in Berlin um 11.30 Uhr am Brandenburger Tor die deutschlandweite Großkundgebung statt.

Verwendete Quellen
  • Recherche vor Ort
  • bayerischerbauernverband.de: Proteste der Bäuerinnen und Bauern gehen weiter
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