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Weihnachtsmärkte kurzfristig abgesagt: München kritisiert Söders Corona-Politik


Weihnachtsmärkte abgesagt
München kritisiert Söders Corona-Politik


01.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Das Tollwood-Festival ist bereits aufgebaut: Schon 2020 konnte das Festival nicht stattfinden.Vergrößern des Bildes
Das Tollwood-Festival ist bereits aufgebaut: Schon 2020 konnte das Festival nicht stattfinden. (Quelle: Bernd Wackerbauer/leer)

Weihnachtsmärkte, Tollwood, Winterzauber – in München wird wegen der dramatischen Corona-Lage auf den letzten Drücker alles abgesagt. Wer hat was versäumt? t-online hat sich auf Spurensuche begeben.

Die mächtigen Kunstinstallationen stehen noch auf der Theresienwiese. Unterhalb der imposanten Bavaria, unweit des Denkmals zum Oktoberfest-Attentat 1980 sollte es endlich wieder über die Bühne gehen: das Tollwood-Winterfestival.

Bio-Food, nachhaltige Produkte, bunte Atmosphäre – das Konzept hat in der Isarmetropole viele Fans. Doch schon wieder macht das Coronavirus alles zunichte. Abgesagt. Drei Tage vor dem ursprünglichen Start am 22. November. Die Stände waren schon geschmückt, riesige Zelte aufgebaut. Vergebens.

Absagen wegen Corona in München: Frust bei den Schaustellern

"Die Absage des Tollwood Winterfestivals ist bitter und trifft uns hart. 2020 konnten weder das Sommer- noch das Winterfestival stattfinden", erzählt Tollwood-Sprecherin Christiane Stenzel t-online: "Und in diesem Sommer hatten wir nur ein sehr kleines und recht schwieriges Sommerfestival."

Das Bemühen war groß, trotz Pandemie für Sicherheit zu sorgen. "Wir haben unser Corona-Hygienekonzept der aktuellen Lage immer wieder anpassen müssen. Da wir beim Winterfestival auf der Theresienwiese ohnehin stets mit einer Umzäunung arbeiten, wären unterschiedliche Maßnahmen realisierbar gewesen", erklärt Stenzel.

Kontrollen von 2G oder 2Gplus-Nachweisen hätten sich demnach problemlos umsetzen lassen. Alle Mühe war letztlich umsonst. Das gilt für alle Christkindlmärkte, die ausnahmslos abgesagt wurden.

Stenzel berichtet von "harten Zeiten für viele Aussteller". Sie fordert von der Politik "Unterstützung". Doch die Entscheider rennen in Deutschlands drittgrößter Stadt seit Wochen der Lage hinterher. Polarisierende Fehler inbegriffen. So gab es zuletzt etliche Pannen bei der Erfassung der Testergebnisse.

Während die bayerische Landeshauptstadt angeblich ungebremst auf die 1.000er-Inzidenz zuraste und viele Bürger sich schon auf den vermeintlich nächsten Lockdown vorbereiteten. So staute sich der Publikumsverkehr auf den Shoppingmeilen zwischen Sendlinger Straße und Stachus (Karlsplatz) unwirklich.

Corona in Bayern: Es hakt zwischen Freistaat und München

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) übernahm schließlich die Verantwortung für alle Corona-Pannen, als sich das Infektionsgeschehen bei einer 500er-Inzidenz einpendelte. Als vermeintliche Lösung präsentierte das Rathaus dann eine 2G-Regelung für die Außengastronomie, als es seit mehreren Tagen immer wieder geschneit hatte, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Schuld für das Christkindlmarkt-Chaos wurde indes der Landesregierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zugeschoben.

"Die Bayerische Staatsregierung hatte noch am 18. Oktober mitgeteilt: 'Christkindl- und Weihnachtsmärkte können dieses Jahr endlich wieder ohne größere Einschränkungen stattfinden.' Im Kontext dieser Mitteilung wäre eine Absage im Oktober auf völliges Unverständnis gestoßen", erklärt Reiter auf Anfrage von t-online.

Einmal mehr scheint es in der Pandemie an der Kommunikation zwischen Bayerischer Staatskanzlei am Englischen Garten und der Stadtverwaltung auf dem Marienplatz gehapert zu haben – Entfernung laut Google: 1,1 Kilometer. Bis sich beide Seiten letztlich zu einer Entscheidung durchgerungen hatten, verging viel Zeit. Das Unverständnis der Bürger ist groß.

Ein Beispiel: t-online liegt die städtische Mail zur Absage "des diesjährigen Winterzaubers auf dem Viktualienmarkt" vor, versandt sechs Tage vor dem eigentlichen Start. "Die bereits überwiesenen Beträge werden Ihnen selbstverständlich schnellstmöglich zurückerstattet", heißt es in der Mail: "Die Hüttenübergabe am Donnerstag wird somit nicht stattfinden."

Corona-Rückschlag für die Bayern-Metropole

Ein Standl-Wirt, der nicht genannt werden will, beschwert sich über den späten Zeitpunkt der Absage. Tassen seien schon bedruckt gewesen, Deko bestellt, 450-Euro-Kräfte kontaktiert gewesen, erzählt er. "Natürlich ist mir bewusst, wie schwierig die Situation für die Standbetreiber ist, nicht erst mit dieser Absage, sondern schon die ganze Pandemie-Zeit hindurch. Die Lage ist für manche existentiell", meint Reiter dazu. "Deshalb habe ich auch gesagt, dass ich mich mit dem Freistaat Bayern ins Benehmen setzen und mich für eine finanzielle Unterstützung einsetzen werde. Die Stadt wird selbstverständlich keine Gebühren verlangen, auch nicht für den Aufbau."

Eine mögliche finanzielle Kompensation ist für viele Schausteller aber nur ein schwacher Trost, zumal diese noch gar nicht bewilligt ist. "Wir alle hatten uns sehr darauf gefreut, den Menschen ein paar 'Tollwood-Momente' zu schenken. Das Tollwood-Festival war aufgebaut – wir waren startklar", erklärt Festival-Sprecherin Stenzel. Schätzungen zu kurzfristigen Umsatzverlusten wollte sie keine machen.

Aus dem Rathaus dieselbe Antwort: "Eine seriöse Aussage ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich", meint Reiter zu Einbußen der ordentlich verschuldeten Bayern-Metropole (geschätzt 3,1 Milliarden Euro Schulden). Eins ist sicher: Auch in diesem Winter gibt es in München keine Weihnachts-Events.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Anfrage Christiane Stenzel, Sprecherin Tollwood Winterfestival
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