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Säbener: Was Münchner zu Umzugsplänen des FCB sagen


Verlässt der FC Bayern die Säbener Straße?
"Es geht immer ums Geld"

Von Christof Paulus

17.02.2022Lesedauer: 4 Min.
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Besprechung des FC Bayern im Training (Symbolbild): Nach einem Bericht stehen Trainingsgelände und Geschäftsstelle an der Säbener Straße auf der Kippe.Vergrößern des Bildes
Besprechung des FC Bayern im Training (Symbolbild): Nach einem Bericht stehen Trainingsgelände und Geschäftsstelle an der Säbener Straße auf der Kippe. (Quelle: Mladen Lackoviv/imago-images-bilder)

Der FC Bayern will angeblich die Geschäftsstelle an der Säbener Straße verlassen – die Gegend rund ums Bayern-Gelände ist zugleich ein beliebtes Wohnviertel. Doch für die Fans hängt am Standort mehr als nur eine Adresse.

Wenn von der Säbener Straße die Rede ist, dann wissen Sportfans in Deutschland gleich, worum es geht. Die Adresse im Süden Münchens ist seit 1949 Heimat des FC Bayern. Doch wenn es nach einem Bericht der "Sport Bild" vom Mittwoch geht, könnte sich das aber ändern. Die Chefetage soll darüber nachdenken, in ein größeres und moderneres Trainingszentrum umzuziehen.

Aber kann das wirklich sein? Der FC Bayern ohne die Säbener Straße? t-online hat sich in München dazu umgehört.

"Dass so etwas einmal kommen könnte, überrascht mich nicht", sagt Hans-Georg Stocker, der stellvertretende Vorsitzende des Bayern-Fanklubs "Backstage Red Hearts". Was gleichgültig klingt, ist es eigentlich gar nicht. Denn Stocker beobachtet seit Jahren einen schleichenden Prozess, der zu Lasten der Identität des Vereins gehe, wie er erzählt.

Säbener Straße: Bayern München-Heimat seit 70 Jahren

Bereits vor Jahren musste die Nachwuchs- und Frauenabteilung die Säbener Straße verlassen, sind nun am Campus-Gelände im Norden der Stadt zu finden. "Das tat weh", sagt der Münchner.

Das Motto "Mia san mia", für das der Verein bekannt ist, bedeute schließlich auch, dass man eigene Wege gehe und stolz darauf sei. "Wir sind nicht Manchester City", findet Stocker. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet der neureiche Verein und amtierende englische Meister als Referenzgröße zur Sprache kommt.

Denn das Problem an der Säbener Straße, wie im "Sport Bild"-Bericht zu lesen ist: Im Vergleich zu anderen Vereinen sei das Gelände nicht mehr auf dem Stand, den Konkurrenten vorgeben. Schon Ligakonkurrent RB Leipzig sei den Bayern voraus, der 140 Millionen Euro teure Etihad Campus in Manchester ist gar in ganz anderen Dimensionen zu verorten.

Bayern-Fan verliert Glaube an Vereinsfamilie

Dennoch: Den gleichen Weg einzuschlagen, finde Stocker "nicht gut". Er sagt: "Der Verein läuft Gefahr, seine Identität und Seele aufzugeben". Dazu passe auch, dass mit David Alaba oder Jérôme Boateng verdiente Spieler den Verein verlassen haben. Nun wird Niklas Süle zu Erzrivale Borussia Dortmund wechseln.

"Das, was früher einmal das Familiäre beim FC Bayern ausgemacht hat, gibt es immer weniger", ist Stocker sicher. "Selbst Spielern wie Thomas Müller fehlt es an Wertschätzung." Dabei gehe es den Spielern nicht ums Geld, glaubt der Fan – auch wenn Ex-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge genau das zuletzt behauptet hatte.

Karl Freimoser, Präsident des Fanklubs "El Presidente", ist hingegen näher bei der Auffassung Rummenigges. "Es geht immer ums Geld", sagt er. Das Grundstück lasse sich sicher zu einem guten Preis verkaufen.

Der Süden Giesings, in dem das Gelände liegt, sei eine "herrliche Wohngegend" – Platz sich weiter auszubreiten, habe der FC Bayern dort hingegen nicht. "Ich denke nicht, dass wir uns verschlechtern", sagt er über einen möglichen Umzug.

Er sei schon länger nicht mehr an der Säbener Straße gewesen. "Früher vielleicht, zum Eintrittskarten kaufen", berichtet er. "Wo die Mannschaft trainiert, ist sekundär." Und dass Giesing eigentlich als Heimat des Lokalrivalen TSV 1860 bekannt ist? "Da stehen wir drüber", sagt Freimoser ganz nüchtern.

Knapper Wohnraum in München schon lange Problem

An den knappen Wohnraum in der Stadt denkt auch Iris Hoffmann. Sie kommt aus München, blickt aber ohne Leidenschaft für den FC Bayern in Richtung Säbener Straße. "Natürlich kennt man die Säbener Straße und weiß, wofür sie steht", sagt sie. "Was mit dem FC Bayern ist, das juckt mich persönlich aber wenig."

Stattdessen falle ihr auf, dass das Gelände viel Platz in der Stadt einnehme – und dass zugleich viele Menschen in der Stadt nach bezahlbaren Wohnungen suchen. Aus dem Bauch heraus würde sie es begrüßen, das Gelände für Häuser statt Fußballplätze zu nutzen, sagt sie.

Ein Umzug des FC Bayern als Lösung für ein größeres Problem in der Stadt also? Eine Anfrage von t-online, was an den Plänen dran ist, ließ der Verein bislang unbeantwortet. Nach Informationen von "Sport1" beschäftigt sich der FC Bayern um Vorstandschef Oliver Kahn zwar mit der Infrastruktur. Gedankenspiele über einen Umzug seien aber derzeit nicht akut, "ein zeitnaher Abschied von der Säbener Straße nicht realistisch". Weitere Nutzungspläne verbleiben aktuell reine Spekulation.

Probleme und Stärken der Säbener Straße

Wolfgang Bauer, Chef des Fanklubs "Farmer and Friends Bayern Power", erinnert sich schon seit seiner Kindheit an die Säbener Straße. "Damals habe ich dort Eintrittskarten gekauft, noch für fünf Mark das Stück", erzählt er.

Weiter sagt Bauer: "Das waren andere Zeiten." Der Standort bleibe aber Tradition und Heimat des Vereins.

Was er genau von einem möglichen Umzug halten solle, wisse er noch nicht. Dazu brauche er noch Informationen, auch wenn er sehr am Gelände hänge. "Ich will das jetzt nicht kategorisch ablehnen", sagt er. Und blickt aber wie Stocker auf andere Vereine in Europa – wie das von Katar finanzierte Manchester City. "Klar ist: Der FC Bayern hat es nicht nötig, einem Scheich-Verein nachzueifern".

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Karl Freimoser, Iris Hoffmann, Wolfgang Bauer, Hans-Georg Stocker
  • Sport-Bild: Die geheimen Pläne mit der Säbener Straße
  • Sport 1: Das steckt hinter den Bayern-Plänen
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