t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalMünchen

München: Kardinal Reinhard Marx wegen Untätigkeit in der Kritik


Beirat kritisiert Untätigkeit
Kardinal Marx steht in der Schusslinie – und fordert "Neuorientierung"

Von dpa
Aktualisiert am 08.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Kardinal Reinhard Marx zwischen leeren Stühlen (Symbolbild): Er gerät im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche immer mehr in die Schusslinie.Vergrößern des BildesKardinal Reinhard Marx zwischen leeren Stühlen (Symbolbild): Er gerät im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche immer mehr in die Schusslinie. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Münchens Erzbischof Kardinal Marx ist ebenfalls vom Missbrauchsgutachten betroffen. Seit der Veröffentlichung habe er nichts unternommen, kritisieren Vertreter der Betroffenen. Vorschläge bringt der Kardinal in anderer Sache ein.

Rund anderthalb Monate nach der Vorstellung des Aufsehen erregenden Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising wirft der Betroffenenbeirat der Diözese Kardinal Reinhard Marx Untätigkeit vor.

Seit der Präsentation der Studie am 20. Januar seien "keinerlei Aktivitäten seitens Kardinal Marx erkennbar", teilte Richard Kick aus dem Betroffenenbeirat der Diözese mit. "Aus zahlreichen Gesprächen mit Mitarbeitern der Kirche, Verantwortlichen von kirchlichen Gremien und Gläubigen hören wir die Sorge und Ratlosigkeit darüber. Wir als Betroffene sind entsetzt ob dieser Untätigkeit."

Erzbischof von München-Freising in der Kritik

Der Beirat hat darum noch einmal einen offenen Brief an Erzbischof Marx geschickt. Darin werden dem Bistum institutionelles Versagen, "Fehler und Versäumnisse" vorgeworfen. Der Betroffenenbeirat fordert Marx in dem Brief auf, persönlich den Kontakt zu Menschen zu suchen, die von Priestern missbraucht wurden.

Außerdem verlangte der Beirat eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene, angemessene Entschädigungsleistungen und Akteneinsicht für Betroffene. Darüber hinaus müsse der Betroffenenbeirat personell und finanziell gestärkt werden.

Das im Januar im Auftrag des Bistums vorgestellte Gutachten der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt worden waren.

Nach Papst Benedikt nun Kardinal Marx im Zentrum der Kritik

Die Gutachter gehen von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern, zugleich aber von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus – und davon, dass Münchner Erzbischöfe – darunter auch der spätere Papst Benedikt XVI. – sich im Umgang damit falsch verhalten hätten.

Der Missbrauchsskandal ist derzeit auch Thema bei der Frühjahresvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein. Marx forderte am Dienstagmorgen in seiner Predigt eine Neuorientierung der Kirche.

Marx selbst fordert indes neue Ansätze von der Kirche. "Wie können wir neu finden, wo es langgehen könnte?", fragte der Erzbischof von München und Freising am Dienstag bei einem Gottesdienst. "Die Frage nach der wahren Kirche stellt sich ganz neu", betonte er.

Vorschläge zur Neuorientierung von Reinhard Marx

Dabei dürfe es nicht nur um Dogmen gehen. "Was nützt mir ein Bekenntnis, dogmatisch sauber?", fragte Marx. "Und in der Praxis wird eine Diktatur unterstützt." Die Kirche müsse sich fragen, "was ihre Wahrheit ist – nur ein dogmatischer Text oder ein Bekenntnis, das ich unterschreibe? Oder ist sie eine Lebenspraxis – oder ist sie beides?" Was nütze ein dogmatisches Bekenntnis, "wenn das Reich Gottes nicht wirklich in mir selbst ankommt, wenn der Glaube unterdrückt wird".

Die Kirche habe sich in der Vergangenheit zu sehr um Worte gekümmert und zu wenig um die Praxis, zu sehr um ein Heilsversprechen nach dem Tod und zu wenig um das Hier und Jetzt: "Wir haben zu sehr geschaut, dass wir etwas versprechen, wenn wir tot sind."

Die katholischen deutschen Bischöfe tagen noch bis Donnerstag in dem Wallfahrtsort in Oberfranken. Ihre Hauptthemen sind der Krieg in der Ukraine, der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche und Kirchenreformen, die im Synodalen Weg angestoßen worden sind. Georg Bätzing, der Chef der Bischofskonferenz, hat angekündigt, dass das kirchliche Arbeitsrecht geändert werden soll. Schwule und lesbische Mitarbeiter, die sich zu ihren Beziehungen bekennen, werden darin bislang diskriminiert.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website