Unklar, wer dahinter steckt "0-Euro-Ticket": Wirbel um Fake-Kampagne
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Eine Fake-Kampagne sorgt derzeit für Wirbel. Unter anderem in Erlangen wird das 0-Euro-Ticket angekündigt. Wer dahinter steckt, ist unklar.
"Das 0-Euro-Ticket kommt! Dauerhaft. Ab sofort." Manch einer staunte nicht schlecht, als er das große Plakat auf einer Werbetafel in Erlangen entdeckte. Auf dem Bild im Hintergrund sitzt entspannt Wirtschaftsminister Robert Habeck mit einem siegesgewissen Lächeln. "Wir machen den Weg frei für echte Verkehrswende", steht darauf weiter in schwarzen Lettern vor weiß-gelbem Hintergrund: "Kompromisslos. Klimaneutral. Sozial." Unterschrieben mit: "deine Bundesregierung."
Auch in Würzburg ist ein solches Plakat aufgetaucht – mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing als Motiv. Auf den Plattformen Reddit und Twitter wurden Bilder der Kampagne geteilt.
Es ist offenbar eine Fälschung. Es handle sich jedenfalls nicht um einen gebuchten Auftrag, heißt es vonseiten des Medienunternehmens Ströer, dessen Werbefläche ebenfalls betroffen ist und zu dem auch t-online gehört. Die Polizei ermittelt.
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Ein Null-Euro-Ticket, wie es in der Kampagne propagiert wird, gibt es nicht. Dafür deutschlandweit die Diskussion, wie es nach dem 9-Euro-Ticket weitergeht. Die Aktivisten wollen offenbar Stimmung für einen kostenlosen Nah- und Fernverkehr machen. So sind die Plakate mit einem QR-Code und der Adresse einer Webseite versehen, die auf das Null-Euro-Ticket verweisen.
Während Nutzer am Montag unter der Adresse noch auf einer Fehlerseite landeten, zeigt sie am Dienstag eine täuschend echt aussehende Homepage der Bundesregierung an, mitsamt einem gefälschten Emblems des "Bundesministeriums für Digitalisierung und Verkehrswende" mit schwarz-rot-goldenem Bundesadler. Das veräppelte Ministerium heißt in Wirklichkeit freilich "Bundesministerium für Digitales und Verkehr".
Selbst eine Telefonnummer ist auf der Fake-Webseite angegeben. Wer dort anruft, landet bei der echten Pressestelle des Verkehrsministeriums. Der Sprecher möchte sich nicht dazu äußern, was er von der Kampagne halte. Ob sein Telefon seit der Verbreitung der Fake-Nummer noch stillsteht? "Es geht noch." Auch das Impressum der 0-Euro-Ticket-Webseite führt auf die wirkliche Homepage des Verkehrsministeriums.
Fake-Kampagne verkündet in Erlangen das 0-Euro-Ticket
Die Fake-Homepage verkündet fälschlicherweise, dass das 0-Euro-Ticket zum 1. September 2022 komme. Dort steht: "Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr verkündet heute gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eine neue Maßnahme zur Einhaltung der Klimaziele im Verkehrsbereich: Ab dem 1. September 2022 wird der ÖPNV in Deutschland allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung stehen." Damit würden die Ministerien einen Meilenstein sowohl im Klimaschutz als auch in der Sozialpolitik setzen.
Darunter haben die Aktivisten ein Porträtfoto von Bundesverkehrsminister Volker Wissing gesetzt und ihm als Zitat folgende Worte in den Mund gelegt: "Diese Maßnahme ist wichtig, nicht nur um die Emissionen im Verkehrsbereich zu reduzieren, sondern auch um Mobilität für alle zu gewährleisten." Mit dem 0-Euro-Ticket verbunden sei eine massive Ausbau- und Qualitätsoffensive im ÖPNV, heißt es dort weiter.
Gefaktes 0-Euro-Ticket der Deutschen Bahn zum Herunterladen
Auf der relativ professionell gestalteten Webseite können Interessierte außerdem sogleich ein gefälschtes Null-Euro-Ticket ergattern. Ein Link führt direkt auf ein nachgemachtes Ticket der Deutschen Bahn, das als PDF heruntergeladen werden kann und das da heißt "0-Euro-Ticket" für eine Person in der zweiten Klasse. Gültig: "Bundesweit für beliebig viele Fahrten in allen Nahverkehrszügen, Verkehrsverbünden und bei teilnehmenden Verkehrsunternehmen."
Wer hinter der groß angelegten Aktion steckt, ist indes unklar. Eine Anfrage von t-online unter der angegebenen E-Mail-Adresse bleibt am Dienstag unbeantwortet.
Erst vergangene Woche machte eine gefälschte Kampagne etwa in Düsseldorf Stimmung gegen den Bundesfinanzminister. Dort waren Plakate im FDP-Stil aufgetaucht, die unter anderem Christian Lindner diffamierten. Der Staatsschutz ermittelt nun. Ob die beiden Aktionen in Zusammenhang stehen, ist nicht bekannt.
