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Kay Bernstein (†43): "Hat seine Hertha aus ganzem Herzen geliebt" | Nachruf


Zum Tod von Kay Bernstein
Sie werden ihn nie vergessen


16.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Kay Bernstein: Der Präsident von Hertha BSC ist unerwartet gestorben.Vergrößern des Bildes
Kay Bernstein: Der Präsident von Hertha BSC ist unerwartet gestorben. (Quelle: IMAGO/M. Popow)

Kay Bernstein ist völlig unerwartet verstorben. Sein Verein Hertha BSC ist in tiefer Trauer. Denn Bernstein hat die "alte Dame" nachhaltig verändert.

Die Jacke war sein Markenzeichen. Ein weißer Rollkragen, weiße Streifen auf dem Arm und sonst ganz viel Blau. Dazu das Vereinswappen auf der Brust: die Fahne seiner Hertha. Kay Bernstein trug diese Jacke nahezu überall. Im Stadion, bei Medienterminen, bei Veranstaltungen. Er trug sie so oft, dass ihm mancher Fan scherzhaft eine neue kaufen wollte.

Bernstein liebte seine Jacke. Sie war das Symbol der neuen Hertha. Weg von großen Träumereien, Investorenmillionen und hippem Marketing. Hin zu mehr Realität, mehr echter Liebe zum Klub, mehr Hertha.

Der langjährige Fan der Berliner, der nun im Alter von nur 43 Jahren überraschend gestorben ist, wollte seinen am Boden liegenden Herzensverein neu aufrichten. Im Sommer 2022 stellte er sich zur Wahl als Präsident – und gewann. Bernstein forderte, dass die Fans ab sofort Markenbotschafter von Hertha BSC sein sollten. An der Spitze stand er selbst, zusammen mit seiner Jacke.

Er suchte nach dem Miteinander

Bernstein übernahm ein Himmelfahrtskommando. Eine schwere finanzielle Krise, verursacht durch jahrelange Misswirtschaft. Eine enttäuschte Fangemeinde, die genug hatte von Spielern, die nur des Geldes wegen für Hertha spielten und sich nicht wirklich mit dem Klub identifizierten. Und eine Geschäftsstelle, deren Mitarbeiter zerstritten waren.

Bernstein erkannte das Problem, sprach stets von einem "Burgfrieden", den es bräuchte. Von Versöhnung, von einem Miteinander. Eine seiner Ideen: Er wollte, dass die Spieler für die Mitarbeiter grillen, um sie näher zusammen zu bringen.

Bernstein gab alles für den Verein. Für das Amt, das ihm keinen Cent an Gehalt brachte, gab er seinen Job als Geschäftsführer seiner Firma "Team Bernstein" auf. Seine Frau übernahm die Aufgaben. Während sein Vorgänger Werner Gegenbauer mehr wie ein Schirmherr und Repräsentant agierte, packte Bernstein selbst mit an. Er wollte Hertha wieder zurück auf die richtige Bahn bringen.

Dabei kassierte er einen Tiefschlag nach dem anderen. Gegen Lars Windhorst, Herthas ehemaligen Investor, wurde plötzlich ermittelt, weil er mithilfe einer israelischen Firma eine Spionage-Kampagne gegen Werner Gegenbauer in die Wege geleitet haben sollte. In der sportlichen Misere trennte Bernstein sich von Geschäftsführer Fredi Bobic. Im Sommer 2023 stieg die Hertha dann in die 2. Bundesliga ab und musste zusätzlich lange um die Lizenz bangen.

Kay aus der Kurve

Der Preis war wenig Schlaf und tiefe Augenringe – auch wenn er letztere laut eigener Aussage ein Stück weit von seiner Mutter geerbt habe. Diese ehrliche Leidenschaft für Hertha BSC löste auch in den Fans etwas aus. Seine Freudentränen nach dem dramatischen 2:1-Heimsieg gegen Schalke 04 in der Vorsaison bewegten die Anhänger des viel gescholtenen Hauptstadtklubs. Die Fans standen zum großen Teil hinter Bernstein, identifizierten sich mit "Kay aus der Kurve". Der einstige Ultra, der zum Präsidenten geworden war, wurde zu ihrem Liebling.

Und so verziehen sie ihm auch, einen Wettanbieter zum Hauptsponsor gemacht zu haben, auch wenn er in seinem Programm zur Präsidentschaftswahl 2022 davon sprach, das "schmutzige Geld" ablehnen zu wollen. Sie wussten, dass er am Ende alles nur zum Besten für seine Hertha tat. Er war einer von ihnen.

In den vergangenen Monaten erlebte Kay Bernstein, wie schön es sein kann, Präsident von Hertha BSC zu sein. In der 2. Liga spielte sich Hertha nach einem wackligen Saisonstart in einen kleinen Rausch, feierte mehrere Siege und erlebte eine völlig neue Einheit zwischen Spielern und Fans. Unvergessen bleibt das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den Hamburger SV, das Hertha im Elfmeterschießen gewann.

Bernstein, der "Kay aus der Kurve", ließ es sich im Anschluss nicht nehmen, vor der Kurve (die er einst als Vorsänger anführte) mit den Fans zu feiern. Ein Moment, den die Anhänger von Hertha BSC nicht vergessen werden. Genauso, wie sie Kay Bernstein nicht vergessen werden. Sein Vermächtnis ist riesig.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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