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FC Bayern: Die Münchener haben sich nach der Krise gefangen


Souverän auch mit B-Elf
Wer soll diese Bayern stoppen?

Von Nils Kögler

Aktualisiert am 02.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Alphonso Davies: Der FC Bayern hat eine solide Leistung gegen Inter gezeigt.Vergrößern des Bildes
Alphonso Davies: Der FC Bayern hat eine solide Leistung gegen Inter gezeigt. (Quelle: IMAGO/ULMER)

Nach einem furiosen Saisonstart schlitterten die Bayern in die Krise. Gegen Inter zeigte das Team, dass sie auch ohne das große Feuerwerk gewinnen können.

"Souverän" – Sportvorstand Hasan Salihamidžić atmete tief ein, schwellte fast stolz die Brust, bevor er nach dem 2:0-Erfolg seiner Bayern im letzten Champions-League-Gruppenspiel gegen Inter Mailand die Leistung der Mannschaft mit diesem schlichten Wort beschrieb. "Wir haben einen großen Schritt gemacht, in Richtung sehr erwachsen zu spielen. Wir müssen nicht immer den Drang haben, alles nach vorne zu spielen. Wir sind auch im eigenen Drittel viel, viel ballsicherer geworden", analysierte auch Trainer Julian Nagelsmann die Vorstellung am Dienstagabend.

Der Grundtenor, den alle Beteiligten in den Katakomben der Münchner Allianz-Arena nach diesem Abend anschlugen, war ähnlich. Es war eine gute Leistung, ohne groß zu zaubern, die dem deutschen Rekordmeister gegen die Mailänder zum sechsten Sieg im sechsten Gruppenspiel verhalf. Bayern ist damit der erste Klub, dem in Europas Königsklasse zum dritten Mal eine Sechs-Siege-Vorrunde gelungen ist. In der aktuellen Champions-League-Saison kann kein anderer Verein diese Topausbeute aufweisen.

Was die Münchner an diesem Abend auszeichnete, war nicht etwa ein Offensivfeuerwerk mit Traumkombinationen, sondern eine solide Defensive und Effektivität vor dem Tor. Entsprechend war es Pavards Kopfball nach einer Ecke, der die Bayern in einer spielerisch über lange Strecken der ersten Halbzeit durchwachsenen Partie auf die Siegesstraße brachte. Flanke, Kopfball, Tor – das simpelste aller Offensivkonzepte. Dass Choupo-Moting den Sack dann zumachte, indem er zwar sehenswert, aber ebenfalls schnörkellos per Distanzschuss traf, passte ins Bild.

FC Bayern hat sich gefangen

Die solide Vorstellung gegen einen durchaus schwierigen Gegner dürfte die Nerven der Münchner beruhigen, schließlich haben sie in dieser Saison turbulente erste Monate erlebt. Der Start in die Saison verlief furios. Ein 5:3 im Supercup gegen Leipzig. Ein 6:1 zum Bundesliga-Auftakt gegen Frankfurt und zwei Wochen später ein 7:0 gegen Bochum. Die Bayern lieferten Galavorstellung um Galavorstellung. Die Kommentatoren überschlugen sich mit Lobpreisungen für die Münchner. Der Abgang von Starstürmer Robert Lewandowski im Sommer war auf einmal kein Verlust mehr, sondern wurde zur Wohltat für die Stimmung im Team erhoben. Dem Rest der Liga müsse angst und bange werden angesichts solch übermenschlich aufspielender Bayern. Die Superlative nahmen kein Ende.

Doch dann der Absturz. Während es in der Champions League weiter gut lief, blieben die Ergebnisse in der Liga aus. Auf drei Unentschieden gegen Gladbach, Union Berlin und Stuttgart folgte gar eine Niederlage gegen Augsburg. Die Stimmung unter den Kommentatoren drehte sich. Sogar die ersten Abgesänge auf Trainer Julian Nagelsmann wurden angestimmt.

Mittlerweile hat sich der Rekordmeister wieder gefangen. Drei Siege, ein Unentschieden (gegen Dortmund) lautet die Bilanz aus den letzten vier Ligaspielen. In der Tabelle steht man nur noch einen Punkt hinter Tabellenführer Union Berlin auf Platz zwei. In der Champions League hatte sich die Nagelmann-Elf ohnehin in eine gute Ausgangslage gespielt und den Achtelfinaleinzug bereits vorzeitig klargemacht. Der Coach sitzt wieder fest im Sattel und konnte so gegen Inter Mailand fleißig rotieren. So durften auch Spieler wie Noussair Mazraoui, Josip Stanišić und allen voran der unzufriedene Ryan Gravenberch, die sonst weniger Beachtung finden, von Beginn an ran.

Stumpfer Ergebnisfußball

Zwar kam in der zweiten Halbzeit mit der Einwechslung von gesetzten Spielern wie Alphonso Davies, Jamal Musiala und Serge Gnabry deutlich mehr Attraktivität ins Spiel und die sonstigen Reservisten konnten ihre Chance, sich zu beweisen, nur bedingt nutzen (die t-online-Einzelkritik finden Sie hier). Dennoch steht für Bayern am Ende die beruhigende Erkenntnis: Auch die "B-Elf" kann soliden und international konkurrenzfähigen Fußball spielen.

Vielleicht kann die solide Leistung vom Dienstagabend auch einer topbesetzten Bayern-Mannschaft in der kommenden K.o.-Phase als Vorbild dienen. Dort nämlich ist stumpfer Ergebnisfußball bekanntlich sehr hilfreich. Das weiß auch Coach Nagelsmann. Bei dem sind die Erinnerungen an die vergangene Saison, als Bayern ebenfalls in der Gruppenphase überzeugt hatte, aber dann überraschend im Viertelfinale gegen Villareal ausschied, noch sehr präsent. "Wir haben auch letztes Jahr eine sehr gute Gruppenphase gespielt und dann keine so gute K.o.-Runde. Demnach müssen wir ein paar Schritte anders gehen als letztes Jahr", analysierte er.

"Ich bin aber guter Dinge, dass wir den Geist, der in der Gruppe herrscht, auch ins neue Jahr transportieren können", so Nagelsmann weiter. Ausgerechnet die schnörkellose Leistung gegen Mailand scheint bei den Bayern für viel Zuversicht gesorgt zu haben. Nach dem Auf und Ab der letzten Wochen haben die Bayern den gesunden Mittelweg gefunden – und dieser könnte sie in der Champions League noch ganz weit führen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Interview mit Hasan Salihamidžić nach dem Spiel
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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