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FC Bayern | Parallelen zu Ex-Coach Kovac: Jetzt hat Nagelsmann ein Problem


Parallelen zu Kovac
Jetzt hat Nagelsmann ein Problem

Von Julian Buhl, München

Aktualisiert am 23.02.2023Lesedauer: 4 Min.
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Thomas Müller und Julian Nagelsmann (r.): Der Vizekapitän des FC Bayern wurde in Gladbach nach nur 16 Minuten ausgewechselt.Vergrößern des Bildes
Thomas Müller und Julian Nagelsmann (r.): Der Vizekapitän des FC Bayern wurde in Gladbach nach nur 16 Minuten ausgewechselt. (Quelle: IMAGO/Laci Perenyi)

Bayern-Trainer Nagelsmann sorgt mit seiner Entscheidung gegen Müller für Verwunderung – extern und intern. Es gibt Parallelen zu Vorgänger Kovac.

Vergleiche mit seinem Vorgänger Niko Kovac liest und hört Julian Nagelsmann nicht gerne. Aus gutem Grund: Schließlich wurde dieser im November 2019 nach nicht einmal anderthalb Jahren als Trainer des FC Bayern schon wieder entlassen.

So weit ist es bei Nagelsmann trotz der jüngsten 2:3-Niederlage in Gladbach noch lange nicht. Die Bosse sprachen ihm anschließend demonstrativ ihr Vertrauen aus. Dennoch gibt es eine bemerkenswerte Parallele zwischen Kovac und Nagelsmann: Nach 55 Bundesligaspielen weisen die Statistiken des Bayern-Trainers nun mit 2,18 Punkten den exakt gleichen Schnitt aus wie damals bei Kovac in insgesamt 44 Ligapartien. Zum Vergleich: Pep Guardiola (2,52 Punkte pro Bundesligaspiel), Hansi Flick (2,45) oder Carlo Ancelotti (2,38) waren da deutlich besser.

Jetzt hat Nagelsmann das Müller-Problem

Und es ist nicht die einzige Gemeinsamkeit der beiden. Nagelsmanns Mannschaft kassierte im Schnitt auch exakt gleich viele Gegentore (1,1) pro Bundesliga-Spiel wie Kovacs Team. Nagelsmann muss sich insgesamt momentan mit ähnlichen Problemen auseinandersetzen wie der heutige Trainer des VfL Wolfsburg damals in München. Dazu gehören die dort generell sehr hohe Erwartungshaltung, der Erfolgsdruck und vor allem auch Thomas Müller.

Kovac war bei Bayern auch an seinem komplizierten Verhältnis zu dem Vizekapitän gescheitert, den er damals zum "Notnagel" degradierte und damit die Mannschaft sowie am Ende auch die Klubbosse gegen sich aufbrachte. Unter Nagelsmann hat der mittlerweile 33-jährige Müller seinen Stammplatz erneut an den 14 Jahre jüngeren Jamal Musiala verloren. Damit bricht Nagelsmann mit dem einst von Louis van Gaal eingeführten Bayern-Gesetz, der gleich zu Beginn seiner Amtszeit (2009–2011) verkündet hatte: "Müller spielt immer."

Auch beim so wichtigen Achtelfinalhinspiel in Paris musste Müller auf die Bank, obwohl ihm in den drei vorangegangenen Partien zwei Treffer und eine Vorlage gelungen waren.

Müller gut gelaunt beim Bankett

Müller nahm es professionell hin. Anstatt auf seinem Zimmer zu schmollen, blieb er nach dem 1:0-Erfolg in der französischen Hauptstadt auf dem anschließenden Bankett im Mannschaftshotel als einziger Spieler auch noch bis weit nach Mitternacht. Es war schon fast 2 Uhr, als er dort gut gelaunt mit Freunden und Familie scherzte und geduldig für Selfies mit den mitgereisten VIP-Fans bereitstand.

Über Frust oder Ärger angesichts seiner momentanen Ersatzrolle war auch in den vergangenen Wochen nie etwas von ihm zu hören. Nagelsmann moderierte den Fall Müller bislang auch deutlich besser als Kovac damals, er ist in ständigem Austausch mit ihm.

Müllers Auswechslung sorgt für Verwunderung

Für Verwunderung sorgte er allerdings am Samstag in Gladbach, als er Müller früh auswechselte – und zwar nach t-online-Informationen auch innerhalb der Mannschaft. Nachdem Dayot Upamecano die Rote Karte gesehen hatte, nahm Nagelsmann Müller aus taktischen Gründen nach nur 16 Minuten vom Feld und brachte João Cancelo.

Dem Vernehmen nach konnten einige Teamkollegen nicht nachvollziehen, dass Nagelsmann gerade in dieser kritischen Situation auf seinen Kapitän und Anführer auf dem Platz verzichtete. Müller wird in der Mannschaft schließlich nach wie vor als Spieler gesehen, der das Team gerade in solchen schwierigen Momenten mit seiner Erfahrung zusammenhalten kann.

Er ist auch auf dem Platz der Lautsprecher, der zum Beispiel beim Pressing oder auch mal in der Rückwärtsbewegung die Kommandos an die Kollegen gibt und vorangeht.

Nagelsmann: "Eine beschissene Entscheidung"

"Es ist für Müller schwierig: In Paris draußen gewesen, nun nach 16 Minuten raus. Das muss Nagelsmann verantworten und erklären", sagte t-online-Experte Stefan Effenberg in der Sendung "Doppelpass" bei Sport1.

Und genau das tat Nagelsmann direkt nach dem Spiel, das Bayern ohne Müller verlor. "Eine beschissene Entscheidung, so etwas mache ich nicht gerne. Tut mir auch für Thomas leid", sagte der 35-Jährige. Er und sein Trainerteam hätten überlegt, was sinnvoll sei und wie man umstellen könne. "Es kann dann jeden treffen."

Das teilte er Müller auch im persönlichen Gespräch mit. "Ich habe ihm auch gesagt, wir brauchen maximalen Speed, wir brauchen Choupo (Eric Maxim Choupo-Moting; d. Red.) für die Standards. Das sind viele Faktoren, die nichts mit Thomas zu tun haben", so der Bayern-Coach.

Matthäus: "Natürlich ist es bei Thomas Müller ein Politikum"

"Das ist natürlich bitter für so eine Legende, wie es Thomas ist", schrieb Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne. Trotzdem könne er die Auswechslung rein sportlich in diesem Fall verstehen, so der Rekordnationalspieler – "aber natürlich ist es bei Thomas Müller ein Politikum".

Alle Beteiligten wissen, dass dabei jede Aussage in der Öffentlichkeit sofort unterm Brennglas steht. Intern sorgte Nagelsmann deshalb schon für Verwunderung, als er zu Beginn des Jahres öffentlich einen Konkurrenzkampf zwischen Müller und Musiala im offensiven Mittelfeld ausrief und Müller alternativ als Herausforderer für Stürmer Eric Choupo-Moting nannte.

Die Verantwortlichen des Klubs sprechen sonst eigentlich immer bewusst davon, dass sie auch für Müller und Musiala gemeinsam Platz in der Mannschaft sehen. Beide harmonieren schließlich – auf und neben dem Platz – sehr gut und spielen gerne zusammen.

Müller: "Für mich persönlich keine leichte Entscheidung"

Müller selbst hielt sich in Gladbach bewusst zurück. Nachdem er dort in der Interviewzone schon bereitgestanden hatte, überlegte er es sich noch einmal anders und verzichtete dann lieber auf ein Statement.

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Das gab er am Tag danach dann via Instagram aber doch noch ab. "Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über den gestrigen Tag zu jammern oder sich zu beschweren. Ein schlechtes Resultat, eine harte Rote-Karte-Entscheidung und für mich persönlich keine einfache Situation", schrieb Müller, "aber das Leben ist kein Picknick. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und zeigen, wer wir sein können."

Am Sonntag haben die Bayern im Topspiel gegen Union Berlin die nächste Gelegenheit dazu. Man darf gespannt sein, ob das auch für Müller gilt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • instagram.com: Profil von @esmüllert
  • Pressekonferenz mit Julian Nagelsmann am 18.2.
  • sport.sky.de: "Man hat den Eindruck, dass nicht mehr alle hinter Nagelsmann stehen"
  • Aussagen von Stefan Effenberg aus dem Sport1-Doppelpass am 19.2.
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