t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportBundesligaFC Bayern München

FC Bayern | Experte über Tuchel: "Einige könnten Vertrauen in ihn verlieren"


Mehr zur Bundesliga

Psychologe warnt Tuchel
"Einige könnten das Vertrauen in den Trainer verlieren"

Von Florian Vonholdt

17.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
imago images 1033342889Vergrößern des Bildes
Verärgert: Thomas Tuchel auf der Bank im Supercup gegen Leipzig. Nach dem 0:3 ließ der Bayern-Trainer seinem Frust freien Lauf. (Quelle: IMAGO/Gladys Chai von der Laage)

Schon nach dem ersten Pflichtspiel der Saison geht Thomas Tuchel seine Mannschaft öffentlich an. Ein Experte erklärt, welche Wirkungen das auf die Spieler haben kann.

Nur ein Spiel hat es in der neuen Spielzeit gebraucht, um Thomas Tuchel ratlos zu sehen. Schon wieder. Wie bereits nach den meisten Partien in der Schlussphase der vergangenen Saison, konnte sich der Trainer des FC Bayern auch die Leistung beim 0:3 im Supercup gegen RB Leipzig nicht erklären. Und auch nicht der Öffentlichkeit.

"Die Art und Weise und das Ergebnis sind erschreckend. Ich habe jetzt keine Lösung, ich bin konsterniert und enttäuscht. Als hätten wir vier Wochen nichts gemacht", ließ Tuchel seinem Frust freien Lauf. Seine Mannschaft in Schutz zu nehmen, daran dachte Tuchel in diesem Moment nicht. Vielmehr kritisierte er sie deutlich vor Millionen von TV-Zuschauern.

Ob er sich damit einen Gefallen getan hat, darf bezweifelt werden. Rekord-Nationalspieler und Ex-Bayern-Profi Lothar Matthäus äußerte bereits Bedenken: "Ich bin sicher, dass das für Unverständnis und Kopfschütteln bei den Profis sorgt", so der 62-Jährige. Und weiter: "Wenn er (Tuchel, d. Red.) nicht aufpasst, wird er die Kabine nicht so hinter sich bringen, wie es nötig wäre. Das kann schnell gefährlich für ihn werden. Mich haben seine Aussagen insgesamt sehr verwundert."

Motivationsschub durch öffentliche Kritik? "Kommt seltener vor"

Auch Sportpsychologe Prof. Dr. René Paasch warnt davor, dass Tuchels Äußerungen einen Spannungsbogen zwischen Trainer und Spielern erzeugen könnten: "Die Spieler könnten sich unter Druck gesetzt, nicht verstanden oder sich in ihrem Selbstvertrauen gemindert fühlen", so der Professor für Sportpsychologie und Life Coaching gegenüber t-online.

Wie sich das auf einen einzelnen Spieler auswirke, sei sehr "vielfältig", so Paasch: "Einige Spieler könnten durch die Kritik motiviert werden, härter zu arbeiten und ihre Leistung zu steigern – was seltener vorkommt", wie der Experte einschränkt. "Andere könnten jedoch verunsichert sein, was sich negativ auf ihre Leistung auswirkt." Mehr noch: "Einige könnten sogar das Vertrauen in den Trainer oder das Team verlieren."

Für Paasch ebenfalls von Bedeutung: Der Zeitpunkt von Tuchels Äußerungen. "Kurz vor Saisonstart könnten die Spieler bereits mit hohen Erwartungen und zwischenmenschlichen Problemen konfrontiert sein. In dieser Phase können negative Kommentare des Trainers die Spieler zusätzlich unter Druck setzen und ihre psychologische Verfassung belasten."

Seine Empfehlung aus sportpsychologischer Sicht: "Kritiken intern äußern und in der Öffentlichkeit positive Aspekte betonen, um das Selbstvertrauen der Spieler und die Teamentwicklung zu stärken."

Entschuldigung bei Kane als zweischneidiges Schwert

Nun ist Tuchel kein Neuling im Geschäft und als guter, klarer Kommunikator bekannt. Dass er sich zu solchen Aussagen verleiten ließ, lässt erahnen, wie groß seine Unzufriedenheit ist.

Ebenfalls bemerkenswert war, dass er sich bei Star-Einkauf Harry Kane für die Leistung von dessen neuen Mitspielern entschuldigte, als er sagte: "Es tut mir einfach nur leid für ihn. Er denkt wahrscheinlich, wir haben vier Wochen nicht trainiert."

Auch damit rückt er seine Mannschaft in ein schlechtes Licht. Ein zweischneidiges Schwert, wie Paasch erklärt: "Dies kann als Versuch interpretiert werden, eine Verbindung mit dem Neuzugang herzustellen und Vertrauen aufzubauen."

Aber, so Paasch weiter: "Gleichzeitig könnten bestehende Spieler sich vernachlässigt oder infrage gestellt fühlen, was das Binnenverhältnis zwischen Trainer und Mannschaft weiter beeinflusst." Eben wie es Matthäus nannte: die Gefahr, die Kabine nicht so hinter sich zu bringen, wie es nötig wäre.

Eine heikle Konstellation also, in die sich die Bayern schon vor dem ersten Bundesligaspiel am Freitag bei Werder Bremen (20.30 Uhr im t-online-Liveticker) manövriert haben. In erster Linie die Spieler mit ihrer Leistung gegen Leipzig. Aber auch der Trainer mit seinen anschließend gemachten Äußerungen.

Verwendete Quellen
  • Kontakt mit Sportpsychologe Prof. Dr. René Paasch
  • Sportpsychologe Prof. Dr. René Paasch arbeitet mit Einzelsportlern, Trainern und Teams verschiedener Sportarten. Seine Schwerpunkte sind u.a. Führung und Teamentwicklung, Kognitives Training, Persönlichkeits- und Leistungstests, Mentales Training, Stressmanagement, Moderation und Konfliktmanagement und Umgang mit Medien. Paasch ist Inhaber der Uefa-B-Trainerlizenz und hat mehrjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Profi- und Amateurvereinen sowie zahlreichen Fußballern.
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website