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Pierre Littbarski: Was macht der Weltmeister von 1990 heute?


Weltmeister Pierre Littbarski
Dieser Bundesliga-Klub bedeutet Heimat für ihn

Von Florian Vonholdt

Aktualisiert am 28.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Pierre Littbarski: Der Weltmeister arbeitet seit vielen Jahren für einen Bundesliga-Klub. (Quelle: imago sportfotodienst)

Der Weltmeister und Weltenbummler blieb dem Fußballgeschäft auch nach seiner Karriere verbunden. Mittlerweile aber nicht mehr in vorderster Reihe. Heimisch wurde er ausgerechnet in Wolfsburg. Zumindest vorerst.

Als Pierre Littbarski im Jahr 2010 als Co-Trainer von Chefcoach Steve McLaren in Wolfsburg anheuerte, hätte er wohl am wenigsten vermutet, dass der VfL zu dem wird, was der 1. FC Köln für ihn während seiner Profilaufbahn war – seine sportliche Heimat für mehr als ein Jahrzehnt.

Verbrachte er beim "Effzeh" insgesamt 14 Jahre und wurde dort mit über 500 Spielen zur Ikone, sind es im kommenden Sommer schon deren 13 Jahre als Funktionär beim VfL. Geplant hatte Littbarski diese lange Zeit bei den Niedersachsen nicht, "aber ich habe immer Spaß an neuen Aufgaben gehabt und mich immer irgendwie einbringen können", sagte er dem "Sportbuzzer" 2020.

Und so füllte er in Wolfsburg die verschiedensten Positionen aus. Angefangen vom Co-Trainer unter McLaren und anschließend bei Felix Magath, wurde Littbarski im Jahr 2012 Chefscout der Wölfe, suchte bis 2018 nach Talenten für den Profikader. Seitdem fungiert er als Markenbotschafter für den VW-Klub. Seine Hauptaufgabe: Den Verein bei offiziellen Anlässen oder bei Auslandsreisen repräsentieren und vor allem die Sponsoren des VfL betreuen.

Littbarski: Wolfsburg "genau das Richtige für mich"

Damit agiert er zwar nicht mehr in vorderster Reihe, aber das Rampenlicht hat Allrounder Littbarski zu Selbstdarstellungszwecken ohnehin noch nie gesucht. Vielmehr ist er sich für keine Aufgabe zu schade und weiß: "Sie können das nur machen, wenn Sie sich selbst nicht zu wichtig nehmen, das ist ganz entscheidend."

Mit dieser Einstellung wurde der Weltmeister von 1990 ausgerechnet im beschaulichen Wolfsburg heimisch, lebt dort mit seiner Frau Hitomi. "Ich bin über 20-mal umgezogen in meinem Leben, sehr viel umhergewandert, aber jetzt ist Wolfsburg genau das Richtige für mich", sagte Littbarski in einem "Kicker"-Interview anlässlich seines 60. Geburtstages vor knapp drei Jahren.

Ob es für immer das Richtige für den quirligen 62-Jährigen bleiben wird, steht aber noch nicht fest. Denn obwohl er in seiner Zeit im Fußballgeschäft zwei Vereinen solange die Treue hielt, wurde er auch zum Weltenbummler. Vor allem als Trainer. Er war bei Klubs in Japan, Australien, Iran und Liechtenstein beschäftigt.

Hinaus in die weite Welt ging es für den im damaligen West-Berlin geborenen Dribbelkönig aber schon im Alter von 18 Jahren. Damals, im Jahr 1978, nicht ganz freiwillig. Im Transfermarkt-Interview blickte "Litti" im vergangenen Jahr auf den Beginn seiner Profi-Laufbahn zurück: "Ich als Berliner wäre natürlich auch gerne zur Hertha gewechselt. Von deren Seite wurde mir aber deutlich gemacht, dass sie kein Interesse haben. Ich erinnere mich, wie ein Verantwortlicher zu mir sagte: ‚Iss erstmal eine Butterstulle, damit du noch wächst und dann können wir weiterreden'".

Und so wechselte der 1,68 Meter große Mittelfeldspieler nach Köln, blieb dort bis auf einen einjährigen Abstecher zu Racing Paris bis zum Herbst seiner Spieler-Karriere, ehe er 1993 mit 33 Jahren das Abenteuer Japan wagte.

"Ich bin in Japan neu geboren worden"

Diese erste Zeit in Fernost war ein großer Einschnitt in seinem Leben. Im "11Freunde"-Gespräch verriet er 2013 einmal: "Ich bin dort neu geboren worden. Nicht, dass ich mit meinem bisherigen Leben unzufrieden gewesen wäre, aber in Japan fand ich ein neues Zuhause und eine innere Ruhe, die mich auch heute noch leitet und begleitet."

Und weiter: "Dafür ging meine erste Ehe in die Brüche. Es war eine harte Entscheidung, aber ich blieb in Japan. Wenige Wochen später lernte ich meine heutige Frau kennen. Den Preis, den ich für dieses neue Leben zahlen musste, war hoch: Heute habe ich nur noch Kontakt zu einer meiner Töchter aus erster Ehe." Dennoch sagt er rückblickend: "Meine Entscheidung, 1993 nach Japan zu gehen und später dort auch den Trainerschein zu machen, war die beste meines Lebens."

Wenn er nicht für den VfL im Einsatz ist, verbringt er gerne Zeit mit Dingen, bei denen der Spaß im Vordergrund steht. Dazu gehören Auftritte in TV-Shows und -Serien. Im Sommer 2018 hatte er etwa einen Kurzauftritt in der Comedyserie "Dittsche". Wenige Wochen später war er Gast bei der Sat.1-Quizshow "Genial daneben." Im Herbst 2021 nahm Littbarski an der ProSieben-Sendung "The Masked Singer" teil – verkleidet als Hammerhai. Vor fast genau einem Jahr tauchte er für zwei Ausgaben in einer Gastrolle in der ARD-Soap "Rote Rosen" auf.

Littbarskis Humor zeichnete ihn schon zu seinen Spielerzeiten aus und machte ihn zu einem der beliebtesten deutschen Profis. Für die meisten Fans war er nur "Litti". Den Spitznamen verpasste ihm übrigens sein damaliger Kölner Mannschaftskamerad Toni Schumacher. Littbarskis Markenzeichen: Verschmitztes Grinsen und seine O-Beine.

Tritt sein Sohn in Littbarskis Fußstapfen?

Jene Lockerheit vermisst er bei der heutigen Spielergeneration, wie er dem "Kicker" verriet: "Ich würde mir wünschen, dass man mehr Sachen mit Humor nehmen würde. Es ist heute recht stressig, Fußball-Profi zu sein. Das war zu unserer Zeit schöner."

Möglicherweise kann auch in dieser Hinsicht einer seiner beiden Söhne in seine Fußstapfen treten. Littbarskis Sohn Lucien (19) gilt als großes Talent. Er wurde in der VfL-Jugend ausgebildet, wechselte vergangenen Sommer zur SpVgg Greuther Fürth.

Bei den Franken will er über die zweite Mannschaft (Regionalliga Süd) den Sprung zu den Profis schaffen. Der Papa lässt es sich nicht nehmen, hin und wieder bei den Spielen des Filius vorbeizuschauen. Sein Urteil: "Im Bewegungsablauf sieht er tatsächlich manchmal ein bisschen so aus wie ich früher, aber er bringt das ins moderne Spiel ein, das ist spannend zu sehen."

Druck baut er keinen auf. Mit seinem typischen Littbarski-Humor sagte er einmal im "Stern"-Interview: "Ich hoffe natürlich, dass etwas dabei rumkommt; dann kann ich in Rente gehen, die Jungs verdienen ja heute gut."

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Wenn das soweit ist, will sich Littbarski Senior wieder seiner Reiselust widmen: "Ich fühle mich in Wolfsburg wohl. Aber generell würde ich gerne zwischen Deutschland, Australien und Japan pendeln, die Zeit genießen."

Denn im Weltmeister schlummert noch immer der Weltenbummler: "Obwohl ich gerne zu Hause bin, möchte ich auch mit 70 Jahren noch ein bisschen unterwegs sein. In allen drei Ländern habe ich Leute, die ich gerne treffe. Das möchte ich nicht missen."

Verwendete Quellen
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