Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Bayern-Stars auf Ibiza Das wird noch für Diskussionen sorgen

Stress nach der Meisterparty? Die Bayern-Profis haben sich auf den Weg nach Ibiza gemacht – in der Vorwoche war der Trip noch von Max Eberl verboten worden.
Eine Reihe von Bayern-Stars um Thomas Müller ist laut einem Medienbericht zu einer Ibiza-Tour aufgebrochen. Die "Bild" veröffentlichte am Sonntagmittag Bilder und Videos von Münchner Fußball-Profis am Flughafen. Dort hob laut dem Bericht der Privatjet um die Mittagszeit ab.
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Auch Kapitän Manuel Neuer war Mitglied Reisegruppe, er trug auf am Flughafen aufgenommenen Fotos einen Ball unter dem Arm. "Wir fliegen ins Trainingslager", scherzte Neuer laut "Bild" am VIP-Terminal. Müller sagte demnach: "Wir sind ja Profis."
In der Vorwoche, als die Münchner die Meisterschaft perfekt gemacht hatten, hatten sie eine Meisterreise noch abgesagt. "Wir haben davon gehört, mit der Mannschaft gesprochen und das gestern ganz offen miteinander besprochen. Wir haben gesagt: Das gehört sich nicht, der Wettbewerb läuft noch. Die Mannschaft hat das verstanden, dementsprechend: keine Reise", hatte Bayerns Sportvorstand Max Eberl gesagt.
Nun wird die Reise also nachgeholt. Doch es bleibt pikant: Am letzten Spieltag müssen die Bayern nämlich noch bei den abstiegsbedrohten Hoffenheimern ran. Die Kraichgauer haben den Klassenerhalt noch nicht sicher und könnten noch auf Relegationsplatz 16 abrutschen. Konkurrenz Heidenheim spielt zu Hause gegen Bremen, liegt drei Punkte und sechs Tore hinter Hoffenheim.
Da stellt sich die Frage: Ist das Verhalten der Bayern verantwortungslos?

Das ist einfach unnötig
Der FC Bayern ist vorzeitig Meister geworden. Thomas Müller macht sein letztes Heimspiel im Trikot des Rekordmeisters. Zwei absolut berechtigte Gründe, um eine große Sause zu veranstalten. Die fand dann auch nach dem Spiel gegen Gladbach statt und ging bis tief in die Nacht. Und dabei hätten es die Bayern auch belassen sollen.
Doch was macht ein Trupp von 13 Spielern stattdessen? Nutzt zwei freie Tage, von Trainer Vincent Kompany offenbar genehmigt, um am Sonntag nach Ibiza aufzubrechen. Eine Reise, die der Klub vor einer Woche noch untersagt hat. Das ist einfach unnötig – und wird noch für Diskussionen sorgen.
Denn: Die Saison ist noch nicht beendet. Für den kommenden Gegner aus Hoffenheim geht es im Fernduell mit Heidenheim noch darum, den drohenden Abstieg in die 2. Liga zu verhindern. So bekommt die Reise nach Ibiza einen Beigeschmack.
Warum jetzt? Nach dem Spiel gegen Hoffenheim haben die Bayern-Stars alle Zeit der Welt und vor allem Freizeit, bevor es zu den Nationalmannschaften und dann mit den Bayern zur Klub-WM in die USA geht.
Der Bayern-Trip ist verdient, sorgt aber zum Teil für Kopfschütteln. Wozu macht sich der Rekordmeister unnötig angreifbar? Sportvorstand Max Eberl hatte in der letzten Woche die Reise noch untersagt, mit dem Hinweis, dass der Wettbewerb schließlich noch laufe. Recht hatte er. Und deswegen hätten die Verantwortlichen der Reise erneut einen Riegel vorschieben müssen. Mit dem Hinweis an die Spieler: Ab nächster Woche könnt ihr machen, was ihr wollt.

Dann hätte Kompany etwas falsch gemacht
Für zwei Tage sind zahlreiche Profis der Mannschaft von Vincent Kompany nun nach Ibiza gejettet. Der Bayern-Trainer gönnte seinen durch die lange Saison arg strapazierten Spielern zwei dringend benötigte freie Tage. Auch, um Meisterschaft und Abschied von Thomas Müller würdig zu begehen – "ausgerechnet" vor dem Bundesligafinale gegen die abstiegsgefährdete TSG Hoffenheim. Beobachter wittern Wettbewerbsverzerrung zu Ungunsten des ebenfalls noch um den direkten Klassenerhalt kämpfenden 1. FC Heidenheim.
Ist das Verhalten der Bayern nun verantwortungslos? Im Gegenteil: Es ist umsichtig. Denn die Führung des deutschen Rekordmeisters schaut natürlich zuerst auf das Wohlbefinden der eigenen Spieler – und nicht auf die selbst verschusselte Lage der Kellerkinder der Liga.
Das 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach vom Samstag war bereits Pflichtspiel Nummer 50 für die Münchner in dieser Saison. Eine Verschnaufpause nach dem Bundesliga-Abschluss? Von wegen: Schon Anfang Juni spielt die deutsche Nationalmannschaft im Final Four der Nations League, Bundestrainer Julian Nagelsmann wird auf die Spieler der Bayern nicht verzichten wollen. Und in einem knappen Monat beginnt die Klub-WM in den USA, bei der den Bayern bis zu 125 Millionen Euro winken.
Eine andere Möglichkeit zum kurzen Durchschnaufen bot sich nicht wirklich. Und von erfahrenen, hoch professionellen Fußballern des Kalibers Bayern München ist zu erwarten, dass sie sich trotz eines eingeschobenen Kurztrips gewissenhaft auf den kommenden Gegner vorbereiten. Wenn nicht, hätte Vincent Kompany etwas falsch gemacht – und die Spieler wären des FC Bayern nicht würdig.
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- Eigene Beobachtungen
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und SID