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Bayer-Torwart Lukas Hradecky: "Kovac und Herrlich sind sich sehr ähnlich"


Lukas Hradecky
Bayer-Torwart über Jungprofis: "Alles Mega-Talente"

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InterviewEin Interview von Alexander Kohne

Aktualisiert am 04.08.2018Lesedauer: 6 Min.
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Lukas Hradecky (l.) setzt große Steine auf die Bayer-Juwele.Vergrößern des Bildes
Lukas Hradecky (l.) setzt große Steine auf die Bayer-Juwele. (Quelle: imago-images-bilder)

Als Nachfolger von Bernd Leno hat Lukas Hradecky in Leverkusen ein schweres Erbe angetreten. Das nimmt der Keeper aber locker. Im Interview schwärmt er vom Bayer-Nachwuchs, formuliert ein ungewöhnliches Saisonziel und erklärt seine Bier-Leidenschaft.

Lukas Hradecky ist eine echte Frohnatur. Der finnische Nationaltorwart lacht viel, auch wenn er zum Bundesligastart seines neuen Klubs Bayer Leverkusen wohl fehlen wird. Vor etwa drei Wochen wurde ihm ein Weisheitszahn entfernt – dann bildete sich eine Zyste, die operativ entfernt werden musste. Im Trainingslager im österreichischen Zell am See darf er deshalb nur leicht trainieren. Andere Spieler wären da schlecht gelaunt. Hradecky strahlt während des Interviews mit t-online.de in der Lobby des Mannschaftshotels in Kaprun eher das Gegenteil aus.

t-online.de: Herr Hradecky, Bernd Leno hatte bei Bayer 04 einen außergewöhnlichen Status. Ist das für Sie ein besonderer Druck, so einem Torwart nachzufolgen?

Lukas Hradecky: Ich nehme das ganz entspannt und hoffe, hier genauso gut zu werden wie Bernd. Er hat sieben Jahre in Leverkusen gespielt und war jede Saison einer der besten Torhüter der Liga. Damit liegt die Latte für mich natürlich sehr hoch. Aber in Frankfurt, wo ich als Nachfolger von Kevin Trapp (ebenfalls deutscher Nationaltorwart, Anm. d. Red.) geholt wurde, war es fast das Gleiche.

Als Sie nach Leverkusen gewechselt sind, stand noch nicht fest, dass Leno den Klub verlassen wird. Da haben Sie sehr hoch gepokert…

Das kann man sagen. Ich weiß nicht, wie der Verein für diesen Fall geplant hatte. Aber es wäre wahrscheinlich nicht gut gewesen, wenn wir beide hier gewesen wären. Letztendlich ist es aber so gekommen, wie es jetzt ist. Aus meiner Sicht war der Wechsel also eine gute Entscheidung.

Sie sind aber schon mit der Einstellung zu Bayer 04 gekommen, Leno verdrängen zu können, oder?

Letztendlich hätte alles passieren können. Einer von uns hätte sich verletzten können, was die Situation total verändert hätte. Aber ich glaube, dass guten Leuten – wie Bernd – auch gute Dinge passieren. Wir haben vor meinem Wechsel auch mehrmals gesprochen…

Hat Leno dabei schon verraten, dass er den Klub verlassen wird?

Ja, das hat er angedeutet. Letztendlich ist glücklicherweise alles nach Plan gelaufen und er hat seinen Wunschwechsel bekommen.

Was auffällt, ist dass Sie bei all ihren Klubs Publikumsliebling waren. Wie ist Ihnen das gelungen?

(lacht) Puh, das verfolgt mich irgendwie – und ist natürlich eine Ehre. Ich bin einfach eine offene Person, rede gerne mit den Fans und bin ein ganz normaler Mensch, der es in die Bundesliga geschafft hat. Und wenn ich abheben sollte, holt meine Familie mich schnell wieder auf den Boden zurück.

In der vergangenen Saison wurde Leverkusen Fünfter, verpasste am letzten Spieltag ganz knapp den Sprung auf Platz vier. Klappt es dieses Mal mit der Champions League?

Ja! Ich habe mit einigen Jungs über die letzte Saison gesprochen und das war schon eine sehr große Enttäuschung. Aber umso größer ist der Hunger, es nun zu machen – das sieht man in ihren Augen. Bei diesem starken Kader müssen wir die Ziele ganz hoch stecken.

Was heißt das konkret? Meisterschaft?

Na, fangen wir erst einmal bei der Qualifikation für die Champions League an. (lacht) Und dann ist da noch der DFB-Pokal: Den wollen wir gewinnen. Dafür bin ich ja ein Spezialist. (lacht).

Damit spielen Sie auf den Pokalsieg mit Frankfurt an. Im Vorjahr standen sie mit dem Klub zudem im Finale. Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, den Pott zu gewinnen?

Die Wahrscheinlichkeit, mit der Eintracht zweimal ins Endspiel einzuziehen, war jedenfalls nicht sehr hoch. Trotzdem haben wir es geschafft. Natürlich muss man da Glück haben – das hatte Bayer im letzten Jahr eben nicht, als sie im Halbfinale auf einen FC Bayern in Topform getroffen sind (Endstand: 2:6, Anm. d. Red). Aber es sind eben "nur" sechs Siege bis zum Titel.

Im Endspiel 2018 hat Frankfurt eine extreme Willenskraft ausgestrahlt. Wie entwickelt man so etwas und ist das auf Bayer übertragbar?

Der Effekt des Trainers ist dabei sehr groß. Das war die dritte Saison mit Niko Kovac und wir hatten seine Spielidee total verinnerlicht. Das ist in Leverkusen ähnlich. Heiko Herrlich ist jetzt im zweiten Jahr hier und man sieht schon die Automatismen. Am wichtigsten ist aber, dass die Mannschaft zusammenhält, der Teamgeist. Und da habe ich hier in Leverkusen ein sehr gutes Gefühl.

Apropos Kovac: Wo unterscheidet er sich von ihrem jetzigen Trainer Heiko Herrlich und wo gibt es Überschneidungen?

Ich kenne Heiko erst einen Monat. Er und Niko sind eigene Persönlichkeiten, die sich aber auch sehr ähnlich sind: Beide sind Top-Trainer, die eine gute Ansprache haben und wissen, was sie wollen. Außerdem sind beide sehr gläubig.

Die vergangene Saison unterlag Bayer starken Schwankungen: Fußballfesten wie gegen Gladbach (5:1), Hoffenheim oder Leipzig (jeweils 4:1) standen Pleiten gegen Mainz und Köln gegenüber. Woran hat das gelegen?

Da muss man nicht lange überlegen: Das war eine ganz junge Mannschaft. Da ist das normal. Nun haben alle eine weitere Saison Erfahrung dazugewonnen. Und das ist durch nichts zu ersetzen. Die Bayern sind da, wo sie sind, weil sie so erfahrene Spieler haben, die immer auf einem gewissen Niveau spielen. Selbst wenn die morgens mit dem falschen Fuß aufstehen, gewinnen sie die Spiele. Dahin muss man sich aber erst entwickeln.

Ob Julian Brandt, Kai Havertz oder Jonathan Tah – sie haben viele junge deutsche Akteure im Kader. Spielt die Zukunft des DFB-Teams in Leverkusen?

Ja, ein Teil davon auf jeden Fall. Leverkusen war immer schon bekannt für junge deutsche Spieler. Brandt, Tah oder Havertz: Das sind alles Mega-Talente. Brandt und Tah sind bereits regelmäßig im DFB-Team dabei. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch Havertz in der kommenden EM-Qualifikation einige Spiele machen wird.

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Nochmal zu Ihnen: Wie sind Sie eigentlich zu dem Spitznamen "Spinne" gekommen?

Das war in Frankfurt. Ich weiß gar nicht genau, von wem das kam. Auf jeden Fall ist das ein cooler Name. Diese langen Arme und Beine haben schon einiges gehalten, auch wenn ich nur vier statt acht habe. (lacht und streckt alle Viere von sich)

Sie wurden in Bratislava geboren und kamen im Alter von einem Jahr nach Finnland, wo Ihr Vater Volleyball-Profi war. Bereits im Kindesalter haben Sie unterschiedliche Sportarten betrieben – von Eishockey bis Volleyball. Was für einen Effekt hat das auf Ihr heutiges Torwartspiel?

Das vielseitige Training hat mir auf jeden Fall geholfen. Aber eigentlich stehe ich auch schon seit meinem siebten Lebensjahr im Tor – weil mir das einfach am meisten Spaß macht. Man sollte sich aber nicht schon als Zehn- oder Elfjähriger spezialisieren. Auch unser Trainer Heiko Herrlich ist davon überzeugt, dass man von anderen Sportarten lernen muss.

Sind Sie ein Sport-Freak?

Ja, irgendwie schon. Aber ich brauche einen Ball. Neben Fußball spiele ich gerne Beachvolleyball, dazu Tennis. Laufen und Radfahren sind dagegen nicht so meine Sache. Das mache ich jetzt nur, weil ich muss – und außer Fausten und Fangen nichts anderes kann. (lacht) Auch im TV gucke ich viel Sport. Da verpasse ich kein Grand-Slam-Finale und als Finne gucke ich natürlich auch Eishockey…

… und dabei die Spiele ihres Freundes Artturi Lehkonen vom NHL-Team Montreal Canadians.

Stimmt. Wir sind beide in Turku aufgewachsen und fast Nachbarn. Das ist eine echte Sportstadt, auch wenn sie nur 150.000 Einwohner hat: Zum Beispiel die Eishockey Brüder Saku und Mikko Kouva oder Bremens Verteidiger Niklas Moisander… vielleicht ist da irgendwas im Trinkwasser oder im Bier. (lacht)

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Apropos Bier. In sozialen Netzwerken haben sie einige Bilder mit einem Bierchen in der Hand gepostet. Und die Bayer-Fans haben Ihnen zum Einstand Bier aus dem Rheinland geschenkt. Sind Sie eine Art Bier-Experte?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin kein Bier-Tester oder sowas. (lacht) Ich habe ein paar Lieblingsbiere – meistens aus Tschechien – und daran halte ich mich. Es haben aber auch schon einige finnische Brauereien angefragt, ob man bei Werbung und Branding nicht zusammenarbeiten könnte.

Hatten Sie durch die geposteten Bilder schonmal Schwierigkeiten mit Klubverantwortlichen?

Nein, nein. Meistens bleibt es ja bei ein oder zwei. Ich bin Profi-Sportler, genieße aber auch mal ein gutes Bier. Mehr nicht. Und die Fans mögen das eben.

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