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Trainer-Legende | Hitzfeld: Bayern werden drei Meisterkonkurrenten haben


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Trainer-Legende
Hitzfeld: Bayern werden drei Meisterkonkurrenten haben

  • Axel Krüger
Von Luis Reiß, Florian Wichert und Axel Krüger

Aktualisiert am 05.05.2019Lesedauer: 5 Min.
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Ein spannender Bundesliga-Titelkampf: Darauf hofft Ottmar Hitzfeld auch für die Zukunft.Vergrößern des Bildes
Ein spannender Bundesliga-Titelkampf: Darauf hofft Ottmar Hitzfeld auch für die Zukunft. (Quelle: t-online.de)

Er gewann mit Bayern und Dortmund die Champions League. Bei t-online.de beantwortet Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld die großen Fragen des deutschen Fußballs. Zum Beispiel: Wird in Zukunft nur noch Bayern Meister?

t-online.de: Ist der deutsche Fußball zweitklassig, wie Matthias Sammer behauptet?

Ottmar Hitzfeld: Zweitklassig ist eine Mannschaft, die in der zweiten Liga spielt. Ich glaube, dass Deutschland nach wie vor erstklassig ist.

Wo steht der deutsche Fußball in Europa nach dieser Saison, in der es keine deutsche Mannschaft ins Viertelfinale der Champions League geschafft hat?

Ich bin ehrlich gesagt gar nicht so unzufrieden mit der Entwicklung des deutschen Fußballs, weil ich immer die Realität sehe. Ich weiß, dass eine große Leistung dahinter steht, ins Achtelfinale der Champions League einzuziehen – und das haben drei von vier Vereinen geschafft, also alle deutschen Teilnehmer außer Hoffenheim. Nachher hat man das Pech gehabt, dass Bayern, Dortmund und Schalke alle drei englische Gegner hatten. Es war fast logisch, dass Bayern gegen Liverpool ausscheiden kann, weil Liverpool 400, 500 Millionen Euro in Topstars investiert hat. Dortmund hatte Pech, auf Tottenham zu treffen, das ist auch eine Spitzenmannschaft mit überragenden Spielern und viel Erfahrung. Und Schalke gegen Manchester City – da war sowieso klar, wie es ausgeht.

Man muss auch Frankfurt ein Kompliment machen, dass sie noch in Europa unterwegs sind. Das ist eine neue Erfahrung und eine große Leistung, dass sie den deutschen Fußball vertreten.

Kritik an Rummenigge, Lob für Kovac: Lesen Sie hier Teil 1 des großen Interviews mit Ottmar Hitzfeld über den Titelkampf zwischen Bayern und Dortmund sowie die Zukunft seiner Ex-Vereine.

Haben die deutschen Klubs das Fußballspielen verlernt? Selbst Bayern und Dortmund tun sich gegen tief stehende Gegner schwer.

Das sehe ich auch nicht so dramatisch. Man muss Bayern in der Bundesliga sehen, wieviel Ballbesitz sie haben. Sie beherrschen das Spiel nach wie vor, spielen um den Strafraum herum und müssen dann lediglich Geduld haben. Sie machen fast drei Tore pro Spiel in der Liga. Das ist ein sehr guter Schnitt.

Auch Dortmund wurde in dieser Saison lange für den attraktiven Fußball gelobt, den sie spielen. Dortmund begeistert die Fans und die Euphorie ist da. Ich bin überzeugt, dass die Bundesliga guten Fußball bietet.

Wie oft wird der FC Bayern in den nächsten 20 Jahren Meister?

Bayern wird sicher mehr als die Hälfte der Titel holen – und das ist aus Münchner Sicht schon eine pessimistische Prognose. Der FC Bayern ist es gewohnt, Meister zu werden, hat auch finanziell einen großen Vorsprung und hervorragende Spieler. Aber es wird immer wieder Überraschungen geben. Es wäre wünschenswert, wenn Lucien Favre Borussia Dortmund weiter zum Hauptkonkurrenten aufbauen kann.

Dann gibt es noch Leipzig, die unter Rangnick große Fortschritte gemacht haben. Sie werden unter Julian Nagelsmann auch in dem Kampf um die Meisterschaft mitspielen. Auch bei Eintracht Frankfurt sehe ich eine gute Entwicklung. Sie haben ein gutes Management mit viel Kompetenz. Hütter ist ein hervorragender Trainer, der das Sieger-Gen mitgebracht hat. International haben sie Erfahrung gesammelt. Bei ihnen wird entscheidend sein, ob sie die guten Spieler halten können. Dann sehe ich sie auch im erweiterten Kreis im Kampf um die Deutsche Meisterschaft.

Was ist die größte Überraschung der Saison?

Das Positivste ist sicherlich Freiburg. Ganz oben mitspielen ist nicht möglich, aber sich immer zu sichern und nicht gegen den Abstieg kämpfen zu müssen, das ist eine Riesenleistung von Christian Streich, der eigentlich jedes Jahr Deutschlands Trainer des Jahres werden könnte. Er ist ein Unikat, authentisch und akribisch. Er muss jedes Jahr eine neue Mannschaft aufbauen – das ist immer wieder eine große Überraschung.

Was ist die größte Enttäuschung der Saison?

Enttäuschend sind der VfB Stuttgart und Schalke 04, wo jeweils Trainer und Sportchef entlassen worden sind. Das sind zwei Vereine, die sehr exponiert sind in Deutschland. Man interessiert sich für Stuttgart und Schalke. Aber da muss mehr Kontinuität rein. Man muss auch mal an dem Trainer festhalten und ihm den Rücken stärken, wenn es schlecht läuft. Man muss auch mal etwas durchziehen und vielleicht sogar mal einen Abstieg in Kauf nehmen, um gemeinsam wieder aufzusteigen. Dann kann sich etwas entwickeln. Wenn man immer sofort die Konsequenzen zieht, dann bleibt vieles Stückwerk.

Ich finde schon, dass man auf Schalke mehr Geduld hätte haben müssen. Tedesco hat großartigen Erfolg gehabt, fast über seine Verhältnisse mit Schalke gespielt. Das wurde ihm zum Verhängnis. Wenn es schlecht läuft, sind die Erwartungen dann andere, dann verliert man schnell mal die Nerven. Heidel hat aus meiner Sicht einen guten Job gemacht. Er hat Fußballsachverstand, -kompetenz und ich hätte mich gefreut, wenn beide bei Schalke geblieben wären.

Mittlerweile müssen selbst Erfolgstrainer wie Labbadia in Wolfsburg oder Hecking in Gladbach gehen – ein besorgniserregender Trend?

Es ist immer schwer, als Außenstehender zu urteilen, was richtig ist oder nicht. Auf den ersten Blick ist es nicht nachvollziehbar, aber man kennt die Gründe nicht. Sind es persönliche? Wollen die Trainer oder Vereine eine neue Herausforderung? Das Wichtigste ist, dass man als Trainer eine gute Arbeit leistet. Dann werden auch Hecking und Labbadia sehr schnell neue Angebote bekommen.

Bekommen Trainer heute noch die Zeit, etwas aufzubauen?

Es ist immer wünschenswert, dass Trainer langfristig arbeiten. Aber ein Trainer, der zu einem Verein kommt und sagt: „Gebt mir zwei, drei Jahre – ich baue etwas auf“, der wird wahrscheinlich nicht überleben. Fußball ist Tagesgeschäft, da wird nach jeder Saison abgerechnet. Das beinhaltet nun mal der Job. Das war auch vor 20, 30 oder 40 Jahren der Fall. Vielleicht ist es heute sogar ein Vorteil, weil es leichter ist, wieder einen Job zu finden. Das Karussell dreht sich schneller, das birgt auch die Chance, schneller wieder aufzuspringen. Wenn man früher entlassen wurde, war man abgestempelt und hat erstmal keine Chance mehr bekommen.

Was halten Sie von den Diskussionen um eine europäische Super League oder Champions-League-Spielen an Wochenenden?

Eine Champions League am Wochenende kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, weil es das Aus für die Bundesliga wäre, für Deutschlands liebstes Kind. Die Bundesliga hat eine riesige Tradition. Deutschland braucht die Bundesliga.


Machen die Befürworter mit ihrer Geldgier den Fußball kaputt?

Es gibt immer Diskussionen und Visionen im Fußball. Jeder Klub will sich verbessern. Die mittelmäßigen Klubs wollen Topklubs werden und die Spitzenklubs wollen noch größer werden international. Da kann man natürlich auch das meiste Geld verdienen. Das kann man aus Sicht eines Klubs schon nachvollziehen. Aber generell hoffe ich für den Fußball, dass der nationale Betrieb in jedem Land aufrechterhalten wird.

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