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Champions League: BVB-Stürmer Robert Lewandowski und die deutschen Tugenden


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Reale Ängste in Madrid
"Tornado" Robert Lewandowski und die deutschen Tugenden

Von t-online
07.04.2014Lesedauer: 4 Min.
BVB-Stürmer Robert Lewandowski dreht nach seinem vierten Treffer beim 4:1 gegen Real Madrid im April 2013 an.Vergrößern des BildesBVB-Stürmer Robert Lewandowski dreht nach seinem vierten Treffer beim 4:1 gegen Real Madrid im April 2013 an. (Quelle: Revierfoto/imago-images-bilder)
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Von Florian Haupt

Borussia Dortmund kann sich bei seinem geliebten Nachbarn FC Schalke dafür bedanken, dass Real Madrid nicht mehr mit dem Glauben an eine übersinnliche Verschwörung in Westfalen antritt (ab 20.30 Uhr im T-Online.de Live-Ticker). Das naive 1:6 der Königsblauen im Achtelfinalhinspiel dieser Champions-League-Saison beendete nach überwiegender Meinung der "Trauma-Deuter", was unter Sympathisanten der Königlichen als "la maldición alemana" gefürchtet war – "der deutsche Fluch". Die seltsame Paralyse also, die Real befiel, sobald es im Europapokal nach Deutschland musste.

Wo es nun keine Verwünschung mehr geben mag, ist deshalb aber noch lange nicht totale Entspanntheit eingekehrt. Trotz des komfortablen 3:0 aus dem Hinspiel, bei dem Real-Schreck Robert Lewandowski mit einer Gelb-Sperre fehlte, nehmen die Madrilenen die Partie in Dortmund ernst. Sehr ernst.

Real wackelte oft auf deutschem Boden

Der Sieg bei den Schalkern schminkt ja bloß eine verheerende Statistik. Bis im 26. Europapokal-Auftritt auf deutschem Boden der zweite Erfolg gelang – nach einem 3:2 in der Champions-League-Gruppenphase 2000 in Leverkusen – hatten die Madrilenen eine Kette von Unglücken erlebt, die von einem 0:1 beim TSV 1860 München im November 1966 bis zum 1:4 beim BVB im April 2013 reichte. Klar, dieses Ergebnis aus dem Champions-League-Halbfinale vor einem Jahr würde den Dortmundern diesmal nicht ganz reichen. Dafür aber beispielsweise das 5:0, das der 1. FC Kaiserslautern im UEFA-Cup 1982 gegen Real Madrid zustande brachte.

Lewandowskis Viererpack im Hinterkopf

Das "Wunder vom Betzenberg" kann als archetypisch für die Art und Weise gelten, wie die Spanier ihre deutschen Alpträume erlebten. Eingeschüchtert von einem fanatischen Publikum ließen sie sich schlichtweg überrollen, machten Fehler, die kaum erklärbar waren, kassierten die ersten Tore nach Kopfbällen und Gestocher, die späteren dann durch Konter, zu einem Zeitpunkt, als sie längst die Nerven verloren hatten und die Gastgeber, euphorisiert durch den nahenden Triumph über den Weltklub, über sich hinauswuchsen – so wie Lewandowski bei besagtem 4:1 aus der Vorsaison mit seinen vier Toren, die er bei all seiner Klasse nie zuvor und nie wieder geschafft hat.

Aus all diesen Erlebnissen resultierte in Madrid immer eine undefinierbare Angst, die meistens etwas mit Körpern und Kopfbällen und wild schreienden Menschen zu tun hatte und die – jedenfalls bis zum Schalke-Spiel – dafür sorgte, dass Real in Deutschland so zuverlässig deutlich unter seinem Niveau blieb. Der Umstand, dass man von zehn Auftritten beim FC Bayern München neun verlor, dokumentiert den Befund quer durch die Epochen. Ob es daheim in der Liga gerade gut lief oder nicht, spielte dabei nie eine große Rolle. Real in Deutschland – das ist ein eigener Kosmos.

Ancelotti und das "Trauma von Dortmund"

Inzwischen haben die Madrilenen mit Carlo Ancelotti einen Trainer, dessen AC Milan zwar bei den Bayern spielerisch einfach gelang, was Real dort nie schaffte – mehrfach gewann er in München. Doch der Italiener weiß dafür umso genauer, wie es sich anfühlt, in Dortmund unterzugehen. Im UEFA-Cup-Halbfinale 2002 verloren seine Mailänder im Westfalenstadion durch drei Tore von Marcio Amoroso und eines von Jörg Heinrich gegen einen von Matthias Sammer trainierten BVB mit 0:4.

Womöglich auch aus eigener Erfahrung ist Ancelotti also vorsichtig. So vorsichtig, dass er den am Knie angeschlagenen Cristiano Ronaldo am vergangenen Spieltag in San Sebastian gar nicht in den Kader berief, obwohl er nach Aussage des Italieners nichts Ernsthaftes hatte und obwohl jeder Punktverlust beim Tabellensechsten das Ende aller Meisterschaftschancen bedeutet hätte. Ancelotti stellte vom gewohnten 4-3-3 auf ein 4-4-2 um und schonte zunächst auch Angel Di Maria und Fabio Coentrao. Dennoch zeigte Madrid beim 4:0 sein nach dem Schalke-Gig zweitbestes Auswärtsspiel der Saison und ersparte sich so unliebsame Rotationsdebatten.

Ancelotti: deutsche Teams dank Winterpause im Vorteil

"Der physische Zustand einiger Spieler hat mich besorgt", begründete der Trainer danach seine Maßnahme. Ancelotti spricht seit dem Hinspiel gegen Dortmund auffällig oft von physischen Aspekten. Konkret erwähnte er etwa, dass die Deutschen durch ihre Winterpause einen Vorteil hätten. "Sie kommen frischer in die entscheidenden Monate der Saison." Im Januar könnten sie trainieren, während in Spanien wegen der Pokalrunden neunmal gespielt werde. "Mit diesem Terminkalender ist es ein Wunder, dass wir noch fünf spanische Mannschaften im Europapokal haben."

Die Physis also, eines der klassischen Schreckensmuster von Reals Deutschlandreisen. Darüber hinaus weiß von den Spielern im aktuellen Kader etwa Hinspiel-Torschütze Isco, welch' irrationale Wendungen europäische Nächte vor den steilen Tribünen in Dortmund nehmen können – er stand vorige Saison für Malaga auf dem Platz, als zwei Tore in der Nachspielzeit den ungläubigen Südspaniern den Einzug ins Halbfinale verwehrten. Diesmal wird Isco wohl erst mal auf der Bank sitzen, von den Neuzugängen sind nur Daniel Carvajal und Gareth Bale in der Anfangself zu erwarten. Der Rest partizipierte bis auf Torwart Iker Casillas geschlossen am 1:4 der Vorsaison.

Real-Legende warnt vor Lewandowski

Er erlebte also aus nächster Nähe diesen Tornado namens Lewandowski, den man in Madrid natürlich nicht vergessen hat. Dass der Pole im Hinspiel wegen einer Gelbsperre fehlte, wurde entsprechend honoriert, nun aber wird man ihm notgedrungen begegnen müssen. "Borussia hat eine gefährliche Mannschaft, und Lewandowski wird wieder dabei sein", sagte Emilio Butragueno, Legende und heute Funktionär der Madrilenen, schon nach dem Schlusspfiff des Hinspiels. "Zwanzig schlechte Minuten können dich in Europa erledigen. Es bleiben noch 90, also sehr viel Zeit."

Ancelotti vermutet derweil, dass der BVB versuchen werde, "uns eine Falle zu stellen." Aber worin könnte die bestehen? Für den Real-Trainer erfüllt den Tatbestand womöglich schon die Erschöpfung, welche auf den Boden fallende Dortmunder nach dem Abpfiff gegen Wolfsburg erkennen ließen. Körperlich unterlegene Deutsche? Ancelotti wird das im Leben nicht glauben. Er und sein Klub haben es schon zu oft anders erlebt.

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