Nagelsmanns spÀter Fehler rÀcht sich
Es war eine weitgehend einseitige Partie â und doch ist der FC Bayern gegen AuĂenseiter Villarreal aus der Champions League ausgeschieden. Das haben sich die MĂŒnchner auch selbst zuzuschreiben.
Drei Minuten vor dem Ende der regulĂ€ren Spielzeit wechselt Bayern-Trainer Julian Nagelsmann den offensivdenkenden AuĂenspieler Alphonso Davies fĂŒr Verteidiger Lucas HernĂĄndez ein. Da steht es noch ein 1:0 fĂŒr den Bundesligisten, es droht die VerlĂ€ngerung gegen Villarreal, das sich im Hinspiel selbst mit 1:0 durchsetzen konnte.
- Champions League: Villarreal wirft den FC Bayern raus
Nagelsmann möchte in dieser Situation womöglich zu viel, denn Davies ĂŒbernimmt die Position von HernĂĄndez in der Abwehr, ist dafĂŒr aber nur bedingt geeignet. Bei einem Konterangriff der Spanier eine Minute nach seiner Einwechslung hebt er das Abseits gegen Gerard Moreno auf, der Samuel Chukwueze bedient und den K.o. der Bayern einleitet.
Was zuvor zu sehen war, kann ohne Zweifel als EinbahnstraĂenfuĂball bezeichnet werden. Denn Bayern mit einer verĂ€nderten 3-2-4-1-Formation fĂ€hrt gegen die GĂ€ste einen Angriff nach dem anderen. Villarreal verteidigt im 4-4-2 und befolgt dabei strikt den Matchplan von Trainer Unai Emery. Dieser ĂŒberlegt sich beispielsweise im Vorfeld der Partie, dass Bayerns starker AuĂenstĂŒrmer Kingsley Coman in Doppeldeckung genommen werden sollte. Folglich kĂŒmmern sich Juan Foyth und Giovani Lo Celso konsequent um den Franzosen â bei Villarreal fĂ€llt an diesem Abend keiner aus der Reihe.
Bayern verlagern auf die FlĂŒgel
Rein taktisch erinnern die Bayern an diesem Champions-League-Abend etwas an ihre Zeit unter Nagelsmann-VorgĂ€nger Hansi Flick: Hinten wird mit viel Risiko und teils in Gleichzahl gegen Villarreals KonterstĂŒrmer verteidigt. Weiter vorn gibt es bei Ballbesitz viele DiagonalbĂ€lle â in der Regel erst auf den weniger eng gedeckten Leroy SanĂ© rechts und anschlieĂend auf den zweiten Pfosten auf der linken Seite. Villarreal lĂ€sst die Bayern bis zum eigenen Strafraum gewĂ€hren, weiĂ aber auch um die Lufthoheit des Innenverteidigerduos Pau Torres und RaĂșl Albiol, die Flanken mal um mal herausköpfen.
So hat Bayern groĂes spielerisches Ăbergewicht, nur der Ertrag ist bis in die zweite Halbzeit hinein dĂŒrftig. Erst einige starke Pressing-Attacken gegen Villarreal fĂŒhren zu aussichtsreichen Torchancen. Vorm 1:0-Treffer von Robert Lewandowski ist es speziell der erneut gut aufgelegte Coman, der in der zweiten Linie einen erzwungenen Fehlpass von Dani Parejo abfĂ€ngt und direkt den Angriff in Richtung GĂ€stetor einleitet. Nach der FĂŒhrung bleiben die Bayern ĂŒberlegen, aber viel tut sich nicht und so hat Villarreal bis zum Schluss die Chance aufs Weiterkommen.
Automatismen fehlen
Bei der Entstehung des Ausgleichstreffers befindet sich Parejo erneut unter Pressingdruck. Dieses Mal spielt er sich jedoch frei und bringt den Ball nach vorn. Der 32-jĂ€hrige Mittelfelddirigent ist es auch, der nach dem Spiel davon spricht, dass Bayern-Trainer Nagelsmann womöglich Parejos Team nicht genĂŒgend respektiert. Der groĂe Unterschied zwischen beiden Mannschaften im RĂŒckspiel besteht jedoch nicht im jeweiligen Matchplan, sondern in der Umsetzung dessen.
Die Spanier treten trotz des risikoreichen Ansatzes, die Bayern so stark kommen zu lassen, mit einer groĂen SelbstverstĂ€ndlichkeit auf. WĂ€hrenddessen fehlen bei den Bayern nach der erneuten taktischen Umstellung vom 4-2-3-1 aus dem Hinspiel zum erwĂ€hnten 3-2-4-1 die Automatismen im Offensivspiel. Gerade die Angreifer Robert Lewandowski und Thomas MĂŒller sind als Resultat sichtlich abgeschnitten vom Rest des Teams. Nagelsmann verlangt von seinen hoch veranlagten Spielern, dass sie taktisch flexibel sind, allerdings ĂŒberfordert er sie gelegentlich. So wie den eingewechselten Davies, der sich in den Schlussminuten in einer ungewohnten Rolle wiederfindet und am fatalen Gegentor beteiligt ist.