Wieder Abwehr-Patzer "Dumme Niederlage": DFB-Elf gibt Rätsel auf
News folgenAus Berlin berichtet Sebastian Schlichting
Am Ende entschied sich die Stadionregie für einen Klassiker: "Always look on the bright side of life." Diese Vorlage nahmen die ohnehin siegestrunkenen englischen Fans gern auf. Schon das gesamte Spiel über hatten sie das Stadion akustisch im Griff gehabt, nun verlängerten sie die Party am Marathontor noch um ein paar Minuten.
Der Rest des Olympiastadions war zu diesem Zeitpunkt fast leer. Geradezu überstürzt waren die meisten Zuschauer nach dem 2:3 (1:0) Richtung Ausgang gehastet. Die weniger Eiligen hatten das deutsche Team zum Abschluss ausgepfiffen.
Es war mal wieder ein Spektakel in Berlin. Allerdings erneut eines, auf das die DFB-Elf wohl gern verzichtet hätte. Wie im Oktober 2012, als eine 4:0-Führung gegen Schweden nicht zum Sieg reichte. Und diesmal? Niederlage trotz 2:0-Führung. "England hat nicht unverdient gewonnen", bilanzierte Bundestrainer Joachim Löw.
Khedira: "Dumme, unnötige Niederlage"
Andere fanden deutlichere Worte. "Eine dumme, unnötige Niederlage", polterte Kapitän Sami Khedira. "Ein Stück weit unerklärlich" fand Stürmer Mario Gomez das soeben Erlebte. Die Nationalmannschaft ist sich zweieinhalb Monate vor der Europameisterschaft selbst ein Rätsel.
Unabhängig davon, dass es nur ein Testspiel war, nervte die Niederlage. "Wenn man spielt, will man auch gewinnen", sagte Mittelfeldspieler Toni Kroos. Doch auch im neunten Länderspiel in Berlin reichte es gegen England nicht zum Sieg. Trotz der Führung durch die Treffer von Kroos und Gomez.
Abwehrfehler werden bestraft
Deutschland lieferte bis dahin eine ordentliche Partie ab, machte aber in der zweiten Halbzeit, ohne den ausgewechselten Mats Hummels, die altbekannten Fehler in der Abwehr. Von denen die stark aufspielende, ganz junge, englische Mannschaft noch nicht einmal alle bestrafte. So drosch etwa Dele Alli die Kugel in der 84. Minute beim Stand von 2:2 weit über das leere Tor Richtung Ostkurve.
Trotzdem summierten sich die Patzer zur Niederlage auf: Vor dem ersten englischen Tor reichte Harry Kane ein einfacher Trick gegen Thomas Müller und Mesut Özil. Das – zugegeben sensationelle – 2:2 von Jamie Vardy konnte Antonio Rüdiger nicht verhindern. Und in der Nachspielzeit hatte André Schürrle gegen Eric Dier das Nachsehen.
Löw vermisst Kompaktheit
Löw hatte sich Erkenntnisse aus den Testspielen gegen England und am Dienstag gegen Italien erhofft. Die gab es in Berlin auf jeden Fall – sie waren ziemlich ernüchternd. Die Laufwege hätten nicht gestimmt, "die Kompaktheit" habe gefehlt, trotz der Führung habe der Gegner zu viel Raum gehabt, dazu kamen Ballverluste in der Vorwärtsbewegung. "Das darf nicht passieren", sagte Löw.
Festival der Unzulänglichkeiten
Bei diesem Festival der Unzulänglichkeiten ging fast unter, dass Gomez in Sachen EM intensiv Werbung in eigener Sache betrieben hatte. Zwei Tore erzielt, eines davon zu Unrecht aberkannt bekommen, immer in Bewegung, immer gefährlich – eine äußerst ansprechende Leistung.
Gomez freute sich darüber nach eigenem Bekunden, aber: "Ich schaue jetzt auch mehr darauf, der Mannschaft zu helfen, und weniger darauf, ob ich ein Tor mache oder nicht." Am Dienstag hat das Team dann schon die Gelegenheit, sich selbst zu helfen. Mit einer überzeugenden Leistung gegen Italien.
