Personalsorgen beim DFB-Team Der nächste Youngster steht vor seinem EM-Debüt
Aus Evian berichtet Thomas Tamberg
Im Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich muss Bundestrainer Joachim Löw auf drei Stammkräfte verzichten. Hinter Bastian Schweinsteiger steht ein großes Fragezeichen.
Während Mats Hummels eine Gelbsperre absitzen muss, ist für Mario Gomez das Turnier gelaufen. Er wird zwar bis zum Ende bei der Mannschaft bleiben, zum Einsatz wird er nach seinem Muskelfaserriss aus dem Italien-Spiel nicht mehr kommen.
Sami Khedira (Adduktorenprobleme) darf immerhin darauf hoffen, beim möglichen Finale wieder einsatzbereit zu sein. Gegen Frankreich (Donnerstag, ab 20.45 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de) wird er definitiv fehlen. Das gab Joachim Löw auf einer Pressekonferenz im Mannschaftsquartier von Evian bekannt.
Hoffen auf Schweinsteiger
Außerdem scheint ein Einsatz von Schweinsteiger mehr als fraglich. Der Kapitän hatte ein Schlag aufs Knie bekommen. "Ich hoffe, unser Kapitän kann spielen", sagte der Bundestrainer, aber eines sei auch klar: "Ich setze keine Spieler ein, die nicht hundert Prozent fit sind." So dürfte die Besetzung neben Toni Kroos im defensiven Mittelfeld bis zuletzt offen bleiben.
Sollte Schweinsteiger nicht spielen können, darf sich daher Weigl die größten Hoffnungen auf einen Einsatz machen. Emre Can wäre zwar ein weiterer Kandidat, doch der Spieler des FC Liverpool ist in Löws Planspielen wohl eher als Backup für die rechte Außenverteidiger-Position vorgesehen.
Kimmich keine Alternative
"Ich muss schauen, welche Lösung ich wähle", wollte sich der Trainer allerdings nicht in die Karten schauen lassen. Dennoch: die Tendenz geht in Richtung Weigl. "Er ist unglaublich sicher am Ball und macht die Passwege gut zu", sagte Löw.
Joshua Kimmich jedenfalls ist keine Alternative. Der andere Youngster hat sich auf der rechten Außenbahn festgespielt, egal ob als Verteidiger in der Viererkette oder als Mittelfeldspieler in der Dreierkette. Nur wenn während des Spiels etwas passieren würde, könne sich Löw einen Wechsel Kimmichs auf die Sechser-Position vorstellen.
"Er ist Gold wert für mich"
Soweit also die einigermaßen vorhersehbaren Personalentscheidungen. Schwierig wird es bei der Frage: Wer ersetzt Mats Hummels? Benedikt Höwedes gilt als erster Kandidat. Hört man Löw über den Schalker schwärmen, bleibt nur der Schluss, dass der Coach auf ihn setzt. Da Löw gegen Italien auf eine Dreierkette umgestellt hatte, war Höwedes als zusätzlicher Verteidiger in die Startelf gerückt.
Löw: "Höwedes hat seine Sache überragend gemacht. Er ist ein großartiger Zweikämpfer, er hat alle Kopfbälle gewonnen und seinen Mann gestanden. Er kann in verschiedenen Systemen, verschiedene Rollen spielen. Das macht ihn so wertvoll. Er ist Gold wert für mich." Viel mehr Lob geht nicht.
Dreier- oder Viererkette?
Da Frankreich mit Olivier Giroud einen 1,92 Meter großen Stoßstürmer in seinen Reihen hat, dürfte Höwedes den Vorzug vor Shkodran Mustafi erhalten, auch wenn der Verteidiger mit 1,84 Meter nur drei Zentimeter kleiner als Höwedes ist.
Das gilt allerdings nur, wenn Deutschland mit einer Viererkette agiert. Sollte Löw wie gegen Italien auf eine Dreierkette setzen, sind Mustafi und Höwedes neben dem gesetzten Jerome Boateng dabei.
"Müller geht mehr in die Tiefe"
Auch im Angriff ist nach dem Ausfall von Gomez nur schwer vorherzusehen, wie sich Löw entscheiden wird. Kommt Mario Götze wieder ins Spiel?
Gegen Nordirland hat der WM-Held sein bestes Spiel bei dieser EM gezeigt, wurde trotzdem Opfer der Umstellung auf den wuchtigeren Gomez. Oder rückt Thomas Müller ganz nach vorne und der zuletzt so stark aufspielende Julian Draxler rotiert wieder in die Startelf?
"Beide Möglichkeiten sind denkbar", sagte Löw. Müller sorge vorne durch seine Laufwege für enorme Unruhe. Götze könne im Sturmzentrum die Bälle besser verteidigen. "Der Unterschied ist", so Löw, "Götze ist in den Zwischenräumen anspielbar. Müller geht mehr in die Tiefe."