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Nationalmannschaft: Trotz "Mats" und "Radio" Müller – was dem DFB-Team fehlt


Acht Tage vor EM-Start
Trotz der Rückkehrer: Dieser Fehler brachte das DFB-Team um den Sieg

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

Aktualisiert am 03.06.2021Lesedauer: 4 Min.
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Die beiden Rückkehrer Mats Hummels (li) und Thomas Müller: Sie konnten bei ihrem Comeback im DFB-Team keinen Sieg bejubeln.Vergrößern des Bildes
Die beiden Rückkehrer Mats Hummels (li) und Thomas Müller: Sie konnten bei ihrem Comeback im DFB-Team keinen Sieg bejubeln. (Quelle: Christian Charisius/dpa-bilder)

Das 1:1 gegen Dänemark war der vorletzte Test vor dem EM-Start gegen Frankreich. Thomas Müller und Mats Hummels feierten ihr Comeback in einer Partie, in der am Ende ein Fehler dem DFB-Team den Sieg kostete.

Es lief die 14. Minute, als es fast passiert wäre. Joshua Kimmich, Stratege des FC Bayern, guckte, flankte aus zentraler Mittelfeldposition – und fand in der Strafraummitte Thomas Müller, Raumdeuter des FC Bayern. Der so oft gesehene Chipball fand den Kopf des Mannschaftskollegen aus München, doch dieser schaffte es nicht, dem Ball genügend Druck zu verpassen, sodass Dänemarks Keeper Kasper Schmeichel die Kugel locker in seinen Händen begraben konnte.

Vermutlich wäre es aber auch zu kitschig gewesen, wenn ausgerechnet jener Müller in seinem ersten Einsatz für die Nationalmannschaft nach mehr als zwei Jahren Abstinenz mit seinem Treffer für den Startschuss in die heißen EM-Wochen gesorgt hätte.

Sowohl er als auch Mats Hummels waren beim ersten EM-Test vor dem Eröffnungsspiel gegen Frankreich (15. Juni, im Liveticker bei t-online) vom Bundestrainer direkt in die Startelf berufen worden. Am Ende stand ein 1:1 gegen Dänemark, das sich ebenfalls für die EM qualifizieren konnte und ein unangenehmer Gegner war.

Löw spielt wieder mit Fünferkette

"Von Licht und Schatten" sprach Joachim Löw nach dem Remis im Tivoli-Stadion von Innsbruck. Nur wenige Kilometer entfernt in Seefeld bereitet sich die Nationalmannschaft seit vergangenem Freitag auf das paneuropäische Turnier und die Gruppenphase in München vor.

Der scheidende Bundestrainer setzte in Abwesenheit der drei Champions-League-Sieger Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Timo Werner (auch Ilkay Gündogan fehlte noch) sowie der zuletzt angeschlagenen Toni Kroos (Corona) und Leon Goretzka (Muskelfaserriss) auf eine Fünferkette in der Abwehr. Ein System, das Löw in den Monaten nach dem Debakel in Russland immer wieder wählte, in der WM-Qualifikation im Frühjahr aber nicht mehr praktizierte.

In diesem 5-2-3 oder wahlweise 5-4-1 agierte der Dortmunder Rückkehrer Hummels auf der linken Innenverteidigerposition. Bayerns Thomas Müller nahm wie von Löw angekündigt die Position in der Sturmspitze ein – eine Rolle, die Müller in der Vergangenheit zwar mehr schlecht als recht ausfüllte, in der er gegen Dänemark aber zu gefallen wusste.

Der Plan schien aufzugehen. Das DFB-Team agierte, angeführt vom lautstarken Antreiber Müller, deutlich kompakter. Lediglich in der Anfangsphase passten die Abstände kurzzeitig nicht. Das konsequente Anlaufen der deutschen Offensive, in der neben Müller auch die beiden anderen Bayern-Spieler Serge Gnabry und Leroy Sané starteten, setzte dem Gegner zu, sodass das deutsche Team nicht nur selbst zu Chancen kam (Müller in der 14. Minute, Sané 28., Gnabry 44.), sondern gleichzeitig defensiv kaum gefordert war.

Müller ist erschöpft – und spricht von einer Niederlage

Zu Beginn des Trainingslagers hatte Löws Hauptaugenmerk auf defensiver Stabilität und dem Verteidigen von Standards gelegen, "weil wir da sehr anfällig waren". Außerdem habe er "situatives Pressing, Anlaufen des Gegners und hohes Stören" üben lassen.

Insbesondere "Radio" Müller, so der Spitzname des gesprächsfreudigen Bayern, der immer wieder die dänische Abwehrreihe anlief, wurde diese Störrolle zuteil. Entsprechend erschöpft zeigte er sich nach der Partie auch im Field-Interview:

"Ich musste sehr viel laufen, deshalb fällt mir die Analyse noch schwer", erklärte Müller bei RTL. "Es war intensiv, aber irgendwann sind wir nicht mehr so in die Zweikämpfe gekommen. Wir waren in den Offensivaktionen relativ klar. Bei den beiden Lattentreffern war es Pech, die hätten auch reingehen können." Bezeichnend, dass Müller im Nachgang der Partie fälschlicherweise von einer Niederlage sprach (mehr dazu lesen Sie hier).

Es ziehe sich wie ein roter Faden durch das Spiel seiner Elf, "dass wir eine Vielzahl von Chancen herausarbeiten und -spielen, uns aber häufig nicht entscheidend belohnen", analysierte Löw nach Schlusspfiff. Deshalb wolle er erreichen, "dass wir die Dinge konsequent zu Ende spielen. Daran müssen wir arbeiten."

Dänemark nutzt die einzige Chance eiskalt

Trotz des spielerischen Übergewichts gelang es dem deutschen Team erst kurz nach Wiederanpfiff, in Führung zu gehen. Florian Neuhaus, der seinen Part im defensiven Mittelfeld mit öffnenden Bällen und starker Übersicht gut ausfüllte, hatte den Ball nach einer Flanke von Linksverteidiger Gosens hineingestochert (47.). Es war die folgerichtige Belohnung für einen couragierten Auftritt, auf die knappe 25 Minuten später der Ausgleich folgte.

Bis zu jenem Treffer in der 71. Minute waren die Dänen um den Leipziger Poulsen und Inter-Regisseur Christian Eriksen nicht gefährlich vor dem Tor von DFB-Kapitän Manuel Neuer aufgetaucht. Die eine Szene reichte der Mannschaft des früheren Mainzer Coaches Kasper Hjulmand allerdings, die aufgrund des von Löw angeordneten passiveren deutschen Spiels mehr Zugriff bekam – und ihre einzige Chance eiskalt nutzte.

Auch Mats Hummels war am Gegentreffer durch Poulsen beteiligt, allerdings traf den 32-jährigen Weltmeister keine Schuld. Vielmehr hätte der zuletzt formschwache Niklas Süle, zentraler Verteidiger in der Fünferkette, den Raum vor dem Sechzehnmeterraum schließen müssen, wie Löw anmerkte.

So bleibt ein solider Auftritt mit fadem Beigeschmack. Das 1:1 taugt sicher nicht als Mutmacher für eine Mannschaft, die bei der EM mit Frankreich und Portugal auf noch stärkere Kaliber treffen wird.

Ab Freitag will Löw nun das Thema Offensive "eingehend" angehen. Dann dürfte Löw bis auf den wiedergenesenen Leon Goretzka und womöglich den angeschlagenen Emre Can (Adduktoren) alle Spieler an Bord haben.

"Taktische Bereiche, Standards, Kompaktheit, offensive Abläufe. Das war im Ansatz gut, aber einige Laufwege haben nicht gestimmt und die Positionen waren nicht besetzt. Das ist unser Thema", bilanzierte Löw, der beim letzten Test vor Turnierstart gegen Lettland (7.6. in Düsseldorf, im Liveticker bei t-online) eine veränderte Elf auflaufen lassen wird.

Verwendete Quellen
  • DFB-Länderspiel bei RTL
  • Eigene Recherche
  • Spielstatistik bei "spiegel.de"
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen SID und dpa
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