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Ukraine: Fußball in Zeiten des Luftalarms – "Demonstration der Furchtlosigkeit"


Fußball in Zeiten des Ukraine-Krieges
Spieler müssen bei Luftalarm in Schutzkeller

Von dpa, sid, t-online, MEM

Aktualisiert am 24.08.2022Lesedauer: 3 Min.
imago images 162887927Vergrößern des BildesFolgen des Krieges: Ein zerstörtes Stadion in der Ukraine. (Quelle: IMAGO/Vincenzo Circosta)
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In der Ukraine herrscht Krieg – und dennoch rollt seit sechs Monaten erstmals wieder der Ball. Dabei kämpfen auch die Fußballvereine um ihr Überleben.

Im vergangenen November fand im Olympiastadion von Kiew der fünfte Spieltag der Champions-League-Gruppenphase zwischen Dynamo Kiew und dem FC Bayern München statt. Der deutsche Rekordmeister gewann knapp mit 2:1, Fans jubelten. Nur wenige Monate später startete der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Fußball wurde zur Nebensache.

Seit Dienstag rollt in dem vielerorts völlig zerstörten Land aber wieder der Ball. Vor dem Anpfiff am Dienstag in besagtem Stadion gedachten die Spieler von Schachtjor Donezk und Metalist Charkiw, die sich später 0:0 trennten, der Kriegsopfer. Zudem durfte ein versehrter Kriegsveteran den symbolischen Anstoß ausführen. Die Angst vor Angriffen oder kriegerischen Zwischenfällen ist aber so präsent, dass Zuschauer nicht zugelassen sind.

Für die Profis gelten strenge Sicherheitsregeln: Bei einem Luftalarm wird das Spiel unverzüglich abgebrochen, alle Beteiligten haben sich dann in die Schutzkeller zu begeben, die sich laut Konzept in unmittelbarer Nähe des Stadions befinden müssen. Sollte ein Wiederanpfiff der Partie nicht möglich sein, geht das Resultat zum Zeitpunkt des Alarms in die Wertung ein.

"Demonstration der Furchtlosigkeit"

Sport in Zeiten des Ausnahmezustandes. Laut dem Präsidenten des ukrainischen Fußballverbandes UAF ist der Ligastart eine "Demonstration der Furchtlosigkeit unseres Volkes, des unbrechbaren Geistes und des Strebens der Ukraine nach dem unvermeidlichen Sieg im Krieg um die Unabhängigkeit mit den russischen Besatzern." Diese Worte wählte Andrij Pawelko auf der Webseite als Begründung für den Neustart der Premjer-Liha.

Es ist das Zeichen, das auch andere ukrainische Sportler an die Welt senden. So waren auch bei den European Championships in München Athleten aus dem vom Krieg betroffenen Land an den Start gegangen. Maryna Bech-Romantschuk holte im Dreisprung Gold und schrieb danach auf Instagram: "Ich habe es geschafft. Wir sind aus der Ukraine." Und auch der Boxer Alexander Usyk stellte sich vor wenigen Tagen Anthony Joshua – und siegte (mehr dazu lesen Sie hier). Stolz präsentierte er danach die ukrainische Flagge.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll sich höchstpersönlich für die Wiederaufnahme der Fußballmeisterschaft starkgemacht haben. Pawelko weiter: "Ich habe mit Selenskyj darüber gesprochen, dass es wichtig ist, die Menschen mit Fußball abzulenken." Fast alle Klubs sind zum Saisonstart dabei, lediglich die Teams Desna Tschernihiw und FC Mariupol fehlen. Grund dafür ist die massiv zerstörte Infrastruktur durch den Krieg. Der FC Mariupol existiert sogar überhaupt nicht mehr.

Stadien im Westen dienen als Austragungsorte

Schauplätze der Liga sind vor allem die Stadien im Westen der Ukraine und die Arena in Kiew. Doch neben der politischen Lage erschwert noch eine Regelung der Fifa die Situation für die Klubs. Denn mit Kriegsbeginn hat der Weltverband beschlossen, dass ausländische Spieler, die Verträge in der Ukraine haben, diese vorübergehend aussetzen können – ganz ohne Strafe. Die Regel soll noch bis zum Ende der aktuellen Saison Bestand haben. Damit war es den Vereinen auch nicht möglich, faire Ablösesummen zu erzielen.

Ein Beispiel dazu lieferte Donezk-Präsident Sergei Palkin im Gespräch mit der "New York Times". Er beschrieb, dass der brasilianische Flügelstürmer Tetê von Lyon umworben wurde. Nach der Regeleinführung der Fifa war der Erhalt einer fairen Ablösesumme nicht mehr möglich. Nun ist der Rechtsaußen für den französischen Klub im Einsatz, wegen der Fifa-Regel als Leihspieler bis zur kommenden Saison. Bereits im Juli erklärte Schachtjor-Manager Darijo Srna im Gespräch mit t-online, dass die Transferregelung der Fifa nicht in Ordnung sei.

"Sie sorgt dafür, dass wir eine gesamte Mannschaft verlieren. Sicher, für einige Spieler haben wir Ablösen generiert. Es gibt aber auch Spieler, deren Verträge im kommenden Jahr enden und die uns somit jetzt schon ablösefrei verlassen", so Srna (mehr dazu lesen Sie hier). Der ukrainische Fußball kämpft also auch um das Überleben und die langfristige Erhaltung der Klubs.

Für Donezk ist die wichtigste Einnahmequelle nun die Champions League. Am Donnerstag steht die Auslosung der Gruppenphase (18 Uhr im t-online-Liveticker) in Istanbul an, dann steht auch fest, auf wen der Verein trifft. Erstmals seit vielen Jahren besteht der Kader fast nur aus Spielern aus dem eigenen Land. Lediglich Lucas Taylor (Brasilien), Neven Djurasek (Kroatien), Lassina Traoré (Burkina Faso) und Olarenwaju Kayode (Nigeria) sind an Spielern aus anderen Ländern noch mit dabei. In der vergangenen Saison waren es im Vergleich dazu noch 14 ausländische Spieler.

Verwendete Quellen
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