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Kai Havertz: Zweifel an DFB-Star beim FC Arsenal


Zweifel an DFB-Star wachsen
Ist er es überhaupt wert?

Von Nils Kögler

Aktualisiert am 29.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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Kai Havertz: Der Nationalspieler tut sich aktuell schwer.Vergrößern des Bildes
Kai Havertz: Der Nationalspieler tut sich aktuell schwer. (Quelle: IMAGO/Paul Terry)

Vor der Saison wechselte Kai Havertz für viel Geld zum FC Arsenal. Bislang enttäuscht der Nationalspieler allerdings. Seine Zukunft scheint ungewiss.

"Gefühlt hast du das Preisschild auf der Stirn stehen und jeder urteilt über deine Leistung. Du musst gut spielen und wenn du nicht gut spielst, dann wirst du kritisiert. Dann gehst du nach Hause und fragst dich: Bist du das überhaupt wert? War es die richtige Entscheidung?" Es sind eindrücklich Worte, mit denen Kai Havertz in einem Interview einst seine Gefühlslage nach seinem 80-Millionen-Euro Wechsel von Bayer Leverkusen zum FC Chelsea im Sommer 2020 beschrieb.

Nach drei Jahren Chelsea steht Havertz vor einer ähnlichen Situation: Im Sommer dieses Jahres wechselte er erneut den Verein. Es ging zum Londoner Stadtrivalen FC Arsenal – erneut für die stolze Summe von 75 Millionen Euro. Havertz ist einer der kostspieligen Transfers, mit denen der Vizemeister der vergangenen Saison in diesem Jahr endlich Premier-League-Dominator Manchester City angreifen will. Die Erwartungshaltung an den Deutschen mit dem hohen Preisschild auf der Stirn ist erneut enorm – und bislang konnte er sie nicht erfüllen. Für Havertz könnte es jedoch die letzte Chance in der besten Liga der Welt sein. Der DFB-Star steht am Scheideweg.

Schwacher Start bei Arsenal

Sieben Spiele in Liga und Champions League absolvierte Havertz bislang für Arsenal. Die Bilanz des Offensivspielers ist dabei ernüchternd: kein Tor, keine Vorlage. Im Internet verspotten ihn die Fans der "Gunners" deshalb schon in Anspielung auf James Bond als 007 – der Zahlencode soll für die null Vorlagen und null Tore in sieben Spielen stehen.

Arsenal-Coach Mikel Arteta, dessen ausdrücklicher Wunschspieler Havertz gewesen sein soll, stärkte dem 24-Jährigen nach seinen ersten schwachen Spielen noch den Rücken. Anfang September sagte er: "Ich habe zu Havertz gesagt: Am Anfang sind die Dinge nicht leicht. Als ich meine Frau kennenlernte, war es zu Beginn schwierig, sie zu erobern. Ich musste dranbleiben, ihr Nachrichten schreiben und es immer wieder versuchen. Am Ende hat sie gesagt, dass wir zusammen sein können. Das war wunderschön."

Was der Trainer seinem Schützling mit dem etwas merkwürdig anmutenden Vergleich wohl sagen wollte: Arbeite einfach weiter, dann wirst du dich bald einfinden und bessere Leistungen zeigen.

Nur ein Highlight bei Chelsea

Dass Havertz nach etwas Anlaufzeit tatsächlich zu herausragenden Leistungen imstande ist, zeigte er in der Tat bereits beim FC Chelsea. Auch dort tat er sich in den ersten Monaten schwer. Dann kam aber das Champions-League-Finale im Mai 2021: "Havertz kommt ran, kommt vorbei, Chelsea führt", kommentierte DAZN-Kommentator Jan Platte, als Havertz in der 42. Minute in einem insgesamt starken Spiel den Siegtreffer gegen die Favoriten von Manchester City erzielte.

Nach dem erst zweiten Champions-League-Titel der Klub-Geschichte war Havertz bei den Fans in der Folge hoch im Kurs. "Thank you for the goal", (zu Deutsch: Danke für das Tor) werde ihm regelmäßig auf der Straße entgegengerufen, berichtete er einst. Sportlich lief es für den DFB-Star in der Folge aber weiter durchwachsen.

Insgesamt kam Havertz auf 32 Tore und 15 Vorlagen in 139 Spielen für den FC Chelsea. Als der Klub unter dem neuen Eigentümer Todd Boehly begann, Unmengen an Geld für neue Spieler auszugeben, durfte Havertz gehen.

Neustart in neuem System

Mit Arsenal verbindet sich für Havertz nun die Hoffnung, in einem ruhigeren Umfeld und einem nach schwierigen Jahren wieder aufstrebenden Team einen Neustart hinzulegen und sich endlich wirklich in der Premier League zu etablieren.

Dabei erhoffte er sich wohl auch taktisch eine Verbesserung: Denn bei Chelsea litt Havertz auch darunter, unter dauerhaft wechselnden Trainern permanent hin und her geschoben zu werden. Achter, Zehner, rechter Flügel, falsche Neun oder zuletzt meistens die ungeliebte Position des Mittelstürmers – Havertz musste bei den "Blues" viele verschiedene Rollen ausfüllen und durfte sich nirgendwo richtig einspielen. Dabei bevorzugt er selbst es, im offensiven Mittelfeld oder als hängende Spitze hinter einem richtigen Neuner aufzulaufen.

Bei Arsenal sah er wohl die Chance, das hinter Spielern wie Edward Nketiah oder Gabriel Jesus auch endlich zu dürfen. Tatsächlich muss Havertz bei seinem neuen Klub nicht mehr in vorderster Front auflaufen. Im 4-3-3-System von Arteta darf er im Dreiermittelfeld auf der linken Seite ran und in der Offensive immer wieder in die Halbräume vorstoßen. Gebracht hat es ihm bislang allerdings wenig.

Das EM-Aus droht

Die bisherigen Statistiken sprechen für sich. In den letzten beiden Liga-Spielen gegen Everton und Tottenham setzte ihn selbst Unterstützer Arteta nun erstmal auf die Bank. Fábio Vieira übernahm seine Position im Mittelfeld.

Havertz täte jedoch in doppelter Hinsicht gut daran, das bald wieder zu ändern. Schließlich steht im kommenden Sommer die Europameisterschaft in Deutschland an. Sollte er bei Arsenal dauerhaft auf der Bank Platz nehmen müssen, droht Havertz vom neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht für das Heim-Turnier nominiert zu werden.

Auch auf Klub-Ebene dürfte die laufende Saison eine entscheidende Phase in der Karriere des noch jungen Spielers werden. Nach der durchwachsenen Zeit bei Chelsea ist die zweite Chance bei den "Gunners" wohl die letzte, um sich bei einem Topklub in der Premier League unter Beweis zu stellen. Scheitert er, bleibt ihm wohl nur der Schritt zu einem Mittelklasse-Team oder die Rückkehr in die Bundesliga.

Weltklasse oder Mittelmaß?

Wie schnell derartige Rückschritte kommen können, kann Havertz bei DFB-Kollege Timo Werner erfragen. Werner wechselte zeitgleich mit Havertz im Sommer 2020 von RB Leipzig zu Chelsea. Dort konnte er jedoch auch nie richtig Fuß fassen und kehrte nach zwei Jahren wieder nach Leipzig zurück. Auch dort spielt er aber mittlerweile nur noch eine untergeordnete Rolle, wurde zuletzt nicht für die DFB-Länderspiele im September nominiert.

Noch kann Havertz ein ähnliches Schicksal vermeiden. Karriere auf Weltniveau oder Rückkehr ins Mittelmaß – zurzeit scheint beides noch möglich. Doch ein Durchbruch-Moment wie der Siegtreffer für Chelsea in der Champions League sollte nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.

Verwendete Quellen
  • transfermarkt.de: Profil von Kai Havertz
  • spox.com: "Mikel Arteta über Kai Havertz' Probleme bei Arsenal: 'War auch schwierig, meine Frau zu erobern'"
  • fussballtransfers.com: "Kader Arsenal"
  • sport.sky.de: "Havertz in neuer Rolle: So könnte die neue Arsenal-Startelf aussehen"
  • transfermarkt.de: Profil von Timo Werner
  • youtube.com: "Kai Havertz x Ehrenpflaume – ein sehr privater Tag mit Kai und seiner Freundin Sophia in London"
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