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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fifa-Boss Infantino und sein umstrittenes Projekt Das hat er sich anders vorgestellt

Ein Jahr vor der XXL-WM mit 48 Ländern findet in den USA die Klub-WM statt. Doch die hat Startschwierigkeiten.
Am 10. Juni geht es für den Bayern-Tross los in Richtung USA. Zumindest für einen Teil, einige Spieler müssen aufgrund von Länderspieleinsätzen nachreisen. Auch für den BVB beginnt das Kapitel USA ein paar Tage später. Am 13. Juni hebt der zweite deutsche Teilnehmer in Richtung Amerika ab.
Grund für die Reise über den großen Teich ist die neue Klub-WM der Fifa. War diese zuletzt noch ein Mini-Turnier im Dezember, bei dem sich lediglich der Champions-League-Sieger mit den Pendants aus anderen Kontinenten messen durfte, hat der Fußball-Weltverband daraus nun ein Turnier mit 32 Mannschaften aus der ganzen Welt gemacht.
Alle vier Jahre soll es stattfinden. Fifa-Präsident Gianni Infantino rief vergangenes Jahr eine "neue Ära für den Klubfußball" aus, sprach bei der Auslosung der Gruppen im Dezember von einem "historischen" Tag. Um einen Vergleich mit der ersten Weltmeisterschaft in Uruguay 1930 war er sich nicht zu schade. Die neue Klub-WM, sie ist sein Herzensprojekt. Bei den Vereinen selbst stieß er zunächst stellenweise auf Skepsis, Bayern-Präsident Herbert Hainer sprach die "enorme Belastung" durch die vielen zusätzlichen Spiele an. "Das ist sicher ein Problem für uns, das muss man ganz klar sagen", sagte er. Mit seiner Sorge war Hainer nicht allein. Doch mit Bekanntwerden der Preisgelder wurden die kritischen Stimmen leiser.

Allein für die Teilnahme erhalten die europäischen Vertreter je nach ihrer Größe umgerechnet 11 bis 34 Millionen Euro. Für einen Sieg in der Gruppenphase gibt es 1,75 Millionen Euro, für ein Unentschieden immerhin rund 900.000 Euro. Mit dem Erreichen der nächsten Runden geht der Zahltag weiter. Der Titelgewinner kann am Ende zusätzlich zu seinem Startgeld fast 77 Millionen Euro einnehmen. Kein Wunder, dass Real Madrid der vorzeitige Transfer von Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold zehn Millionen Euro wert war. Die Spanier hätten den Engländer vom FC Liverpool auch ablösefrei zum 1. Juli haben können, doch dann ist die Klub-WM bereits in vollem Gange. Durch den vorzeitigen Deal kann Alexander-Arnold nun schon die gesamte Vorbereitung und auch die Gruppenphase mit seinem neuen Klub mitmachen.
DAZN und der saudische Staatsfonds eilen zur Rettung
Nun muss nur dieses Geld, das die Fifa an die Vereine verteilt, aber erst einmal verdient werden. Und damit hatte der Fußball-Weltverband lange Probleme. Während für die Herren-WM 2026 und die Frauen-WM 2027 ein Werbepartner nach dem anderen verkündet werden konnte, blieb es bei Infantinos Herzensprojekt bis tief in den Herbst 2024 ruhig. Ende Oktober erlöste dann der chinesische Elektronikkonzern Hisense die Fifa und stieg als erster Sponsor der Klub-WM ein. Besonders interessant wurde es zwei Monate später, als die Medienrechte vergeben waren. Der Streamingsender DAZN gab bekannt, weltweit alle 63 Spiele zu zeigen – und das kostenlos.
Für die Fifa ideal, denn so bekommt das Turnier eine noch größere Reichweite. Doch für DAZN ein deutliches Minusgeschäft, denn die Kosten der TV-Rechte liegen Medienberichten zufolge bei einer Milliarde US-Dollar (umgerechnet 880 Millionen Euro). Eine Summe, die sich nicht allein von Werbung refinanzieren lässt. Dass der Streamingdienst das Minus dennoch in Kauf nimmt, hat womöglich mit einem anderen Deal zu tun. Denn der Staatsfonds Saudi-Arabiens (PIF) erwarb über seine Sport-Tochterfirma "Surj Sports Investment" für ebenfalls eine Milliarde US-Dollar zehn Prozent von DAZN. Und Saudi-Arabien bekam im Dezember die offizielle Zusage für die Fußball-WM 2034 der Fifa.
Trumps Politik hat Folgen
Auch wenn Infantino und die Fifa inzwischen Sponsoren und Medienpartner gefunden haben, bei den Fans will noch keine große Euphorie aufkommen. Die "New York Times" meldete in dieser Woche, dass die Ticketpreise in den USA erneut gesenkt werden mussten, weil weniger als zwei Wochen vor Turnierstart noch Zehntausende Plätze für das Eröffnungsspiel zwischen Lionel Messis Inter Miami und Al-Ahly (Ägypten) frei sind.
Die Politik von US-Präsident Donald Trump hilft auch nicht bei einer Trendumkehr. Die Vereinigten Staaten sind (noch) keine Fußballnation – die Mithilfe von Fans aus dem Ausland wäre hilfreich. Doch die US-Tourismuszahlen sind eingebrochen. Erste Analysen und Umfragen erkennen einen klaren Zusammenhang mit der Trump-Politik. Auch Aussagen wie die von Vizepräsident JD Vance, dass Fans zur Fußball-WM 2026 "natürlich eingeladen" seien, "dieses großartige Erlebnis mitzuerleben", danach aber "wieder gehen sollen", strahlen auch kein herzliches Willkommen aus. Und seit Mittwoch (Ortszeit) muss sich die Fifa auch fragen, ob alle Teilnehmerländer der WM im kommenden Jahr überhaupt einreisen dürfen. Denn für Menschen aus dem bereits qualifizierten Iran gibt es ein Einreiseverbot.
Die Fifa, die Klub-WM, der Gastgeber USA, sie alle geben momentan kein ideales Bild ab. Für den Erfolg von Infantinos Herzensprojekt wäre das aber nötig. Sonst muss sich die Fifa für die nächste Ausgabe in vier Jahren etwas Neues einfallen lassen.
- skysportaustria.at: "Sicher ein Problem für uns – Bayern-Kritik an Club-WM-Expansion" (Deutsch)
- fifa.com: "Record prize money and wide-ranging benefits for new FIFA Club World Cup USA 2025" (Englisch)
- inside.fifa.com: "Hisense wird Partner für neue FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2025" (Deutsch)
- telegraph.co.uk: "Club World Cup TV rights deal in jeopardy as Fifa’s £1bn Saudi investment unravels" (Englisch, kostenpflichtig)
- telegraph.co.uk: "Club World Cup ‘under threat’ as Saudi Arabia refuses to pay Fifa £800m" (Englisch, kostenpflichtig)
- variety.com: "DAZN’s $1 Billion Sports Investment Deal With Saudi Arabia Under Threat" (Englisch)
- nytimes.com: "Club World Cup tickets: Prices, dates and venues for FIFA’s expanded tournament in Miami" (Englisch, kostenpflichtig)
- handelsblatt.com: "Tourismus: Deutlicher Rückgang bei Flugbuchungen in die USA" (Deutsch)