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FK Teplice legt Spielergehälter offen und bricht ein Tabu


Fußball international
FK Teplice veröffentlicht Gehaltsstruktur

Von dpa
Aktualisiert am 06.03.2013Lesedauer: 3 Min.
Öffentlichkeitsarbeit: Der FK Teplice (rechts Stephan Vachousek) hat seine Gehaltsstruktur offen gelegt.Vergrößern des BildesÖffentlichkeitsarbeit: Der FK Teplice (rechts Stephan Vachousek) hat seine Gehaltsstruktur offen gelegt. (Quelle: imago/CTK Photo)
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Bei diesen Zahlen wird klar, warum so viele ausländische Profis in die Bundesliga oder andere Spitzenligen in Europa streben. Zumindest hat Sportdirektor František Hrdlicka mit einem Tabu gebrochen und die Gehälter der Spieler des tschechischen Erstligisten FK Teplice veröffentlicht. Wie im vergangenen Herbst angekündigt, machte Hrdlicka kurz vor Beginn der Rückrunde Ernst und ließ als wohl erster Klub in Europa tiefe Einblicke zu.

Demnach gibt es beim derzeitigen Tabellenvierzehnten der Gambrinus-Liga sechs Tarifgruppen, in die sämtliche A-Jugendspieler bis hin zu den Topakteuren des Profiteams eingeordnet sind. Ein A-Junior bekommt demnach maximal etwa 400 Euro (10.000 Tschechische Kronen) pro Monat, Spitzenspieler der ersten Mannschaft verdienen nach offiziellen Klubangaben ein Grundgehalt von etwa 3500 Euro brutto (90.000 Tschechische Kronen).

So viel wie ein deutscher Durchschnittsverdiener

"Wir wollen ein maximal transparenter Verein sein und möchten keine Spekulationen. Ursprünglich wollten wir genaue Zahlen von jedem Spieler veröffentlichen, das war wegen des Schutzes der Personaldaten aber nicht möglich", erklärte der Klubvorsitzende Pavel Šedlbauer, der auch Vizepräsident des Unternehmens (ACG Europa) ist, dem der Verein gehört.

Zum Vergleich: Der durchschnittliche Brutto-Monatsverdienst eines Angestellten in Tschechien lag im Jahr 2011 nach offiziellen Angaben bei umgerechnet knapp 947 Euro. In Deutschland betrug der Durchschnittsverdienst 2011 im Westen etwa 3300 Euro, in den neuen Ländern rund 2400 Euro. Somit verdient ein Spitzen-Profi von Teplice ungefähr so viel wie ein deutscher Durchschnittsverdiener.

Extra-Prämien möglich

Die vergleichsweise hohen erfolgsabhängigen Punkt- und Einsatzprämien sind in Teplice kein Bestandteil des Grundgehalts. Sollte sich der Verein beispielsweise für die Champions League qualifizieren, winken jedem Spitzenspieler Extra-Prämien bis zu einer Million Kronen (ca. 40.000 Euro).

Da aus rechtlichen Gründen keine exakten Daten veröffentlicht werden durften, entschloss sich der Verein, "zumindest unsere Tarife bekanntzumachen", wie Šedlbauer erläuterte. Teplice wolle damit "ein Vorbild für andere tschechische Vereine sein". Es sei doch normal, dass Gehälter von Barcelonas Lionel Messi oder von Tschechiens Eishockey-Star Jaromír Jágr bekannt seien. "Warum sollte das im tschechischen Fußball anders sein?", fragte sich Šedlbauer - und handelte.

1,4 Millionen gegen 65 Millionen Euro

Der bestbezahlte Teplice-Profi strich nach Klub-Angaben im vergangenen Jahr 2,6 Millionen Kronen (etwa 101.500 Euro) inklusive Prämien ein - brutto. Davon musste er noch Einkommensteuer, Sozial- und Krankenversicherung bezahlen. Insgesamt gab der Erstligist für sein Personal inklusive Trainerstab 2012 etwas mehr als 36 Millionen Kronen (ca. 1,4 Millionen Euro) aus. Das seien etwa 40 Prozent des gesamten Jahresbudgets. Dies entspricht somit ungefähr dem Etat des deutschen Drittliga-Aufsteigers Hallescher FC beziehungsweise dem Gehalt eines einzelnen, gut bezahlten Bundesliga-Profis.

Die Unterschiede zur Bundesliga sind gewaltig: Der FC Schalke 04 zahlte zum Beispiel im Jahr 2011 laut Bilanz Löhne und Gehälter von fast 100 Millionen Euro, in dieser Summe waren aber knapp 300 fest angestellte Mitarbeiter des Vereins enthalten. Der Schalker Lizenzspielerkader verschlang seinerzeit - vorsichtig geschätzt - Kosten von 60 bis 65 Millionen Euro (inklusive Prämien). Der Konzern-Umsatz 2011 betrug beim Revierklub nach offiziellen Angaben 224 Millionen Euro.

Wenig Freude bei der Konkurrenz

Begeistert waren die Teplice-Spieler von der eigenwilligen Öffentlichkeitsarbeit unterdessen nicht. Und auch bei der Konkurrenz machte sich der Klub mit seinem Vorstoß wenig Freunde. Im Moment erwägt kein anderer Verein, dem Beispiel zu folgen.

Auch von der Deutschen Fußball Liga hieß es, der Verband werde sich an derartigen Enthüllungen nicht beteiligen. Schon das Arbeitsrecht in Deutschland verbiete die Offenlegung von Gehältern einzelner Spieler. Ohnehin sei im deutschen Fußball die Personalkostenquote so niedrig wie sonst nirgends in Europa.

Auch die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) kann sich ein Modell mit Gehaltstarifgruppen wie in Teplice im deutschen Profi-Fußball kaum vorstellen. "Das ist schwierig, weil die Spieler ja nach Leistung in Gruppen eingeteilt werden müssen. Wer soll das entscheiden?", äußerte sich VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky skeptisch. Wichtiger seien "Mindestgehälter", ergänzte Baranowsky. "Aber die gibt es in der ersten und zweiten Bundesliga und die sind ja auch bekannt."

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