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Real Madrid schon wieder galaktisch: Neuer Schwung durch Zidane


Neuer Schwung durch Zidane
Real Madrid schon wieder galaktisch

Von t-online
Aktualisiert am 11.01.2016Lesedauer: 4 Min.
Zinedine Zidane hat bei Real ein perfektes Debüt hingelegt.Vergrößern des BildesZinedine Zidane hat bei Real ein perfektes Debüt hingelegt. (Quelle: Alterphotos/imago-images-bilder)
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Von Florian Haupt

Es ist die Zeit für Nostalgiker bei Real Madrid. In den Fanshops hängt wieder das Trikot mit der Nummer 5 und dem Namen Zinedine Zidane. Wie man die Legenden des Fußballs am besten vermarktet – darin machte dem Klub von Präsident Florentino Perez schon damals keiner etwas vor, als Zidane noch spielte.

Nun ist Zizou zurück als Trainer, und nicht nur in den Geschäften erleben die Madridistas eine Reminiszenz an die Ära der „Galaktischen“ um ihn, Ronaldo oder David Beckham, als der Wert des allsommerlichen Stareinkaufs nicht zuletzt daran gemessen wurde, wie viele Hemdchen er verkaufte.

Gleich zu seinem Einstand als Trainer spielte Real dazu auch galaktischen Fußball. Das 5:0 gegen Deportivo La Coruna mochte um ein paar Tore zu hoch ausgefallen sein, vor allem weil die Gäste selbst ein, zwei Treffer verdient gehabt hätten: zur Grandezza einer echten Madrid-Elf hat immer gehört, den Gegner ebenfalls mal vors Tor kommen zu lassen. Bedenkt man allerdings, dass Depor im gesamten Saisonverlauf noch kein Spiel mit mehr als einem Treffer Unterschied verloren hatte und in Barcelonas Camp Nou ein 2:2 erwirtschaftete, dann rückt das die Qualität von Zidanes Trainerdebüt in ein umso helleres Licht.

Der Trainerwechsel setzt Kräfte frei

Es war locker die beste Saisonleistung der Madrilenen, zumindest in der Liga. Und sie lieferte hervorragendes Anschauungsmaterial darüber, welche Rolle die weichen Faktoren im Fußball spielen. Ein Trainerwechsel setzt ja immer Kräfte frei. Erleben die Spieler noch dazu statt eines ungeliebten Coaches wie Rafael Benitez plötzlich einen Mythos des Sports, zu dem viele in ihren Jugendjahren aufgeblickt haben – dann kann es schon mal zu dem "radikalen Wandel" von einem Spiel zum nächsten kommen, den die Klubexperten der Zeitung "Marca" feststellten.

"Ballbesitz, Aufopferung, Tempo, Pressing und guter Fußball" listete das Blatt auf. Aber als erstes wäre vielleicht das Wohlwollen zu nennen. Die neue Geduld des Publikums im Santiago Bernabeu, das seit dem Clásico-Debakel gegen Barcelona im November selbst bei Siegen gepfiffen hatte, und gegen Trainer Benitez sowieso. Die Bereitschaft der Spieler, einen Schritt mehr zu gehen, um dem Idol auf der Trainerbank einen guten Start zu bescheren oder, pragmatischer, um ihn zu beeindrucken. Beides zusammen schaffte ein völlig verändertes Ambiente. Es war vor allem ein Sieg von Zidanes Aura.

Die kann kurz- bis mittelfristig eine positive Dynamik schaffen, auf der das unbestrittene Talent dieser Elf gedeiht. Aber eine Meisterschaft gewinnen, zumal gegen so starke Konkurrenz wie den FC Barcelona oder den aktuellen Tabellenführer Atlético Madrid, kann sie allein natürlich nicht.

Reals Anhänger mögen Hoffnung daraus beziehen, dass Zidane das selbst offenbar am besten weiß. Mehrfach betonte er nach seinem Traumstart, dass es noch viel zu verbessern gebe; und dass er mit der Mannschaft hart zu arbeiten gedenke. Weil Real wegen eines Aufstellungsfehlers aus dem Königspokal ausgeschlossen wurde, hat er in den kommenden Wochen dafür viel Zeit.

Carvajal ersetzt Danilo

Erste Anzeichen einer Handschrift waren schon gegen La Coruna zu erkennen, jedenfalls im Vergleich zu seinem Vorgänger. Die Außenverteidiger Marcelo und Carvajal – zurück im Team für den von Benitez favorisierten Danilo – rückten weiter auf und agierten oft als Flügelstürmer. Aus der Innenverteidigung wurden keine weiten Bälle mehr nach vorn geschlagen, sondern Passtaffeten initiiert. Die Mannschaft schaltete nach der Führung nicht, wie oft unter Benitez, in einen Verwaltungsmodus. Auch wirkten ihre Einzelteile harmonischer verbunden, nicht zuletzt durch Mittelfeldmann Isco, den Zidane aus seinem Exil der letzten Benitez-Zeit befreite.

Der wichtigste Unterschied aber betraf ein Trio, das eigentlich unverändert war. Seit Jahren steht und fällt bei Madrid fast alles mit der „BBC“ – Bale, Benzema und Cristiano Ronaldo. Entgegen ihrer relativ klaren Positionsaufteilung unter seinem Vorgänger Carlo Ancelotti setzte Benitez den Plan, sie frei rochieren zu lassen. Vielleicht forcierte der als kontrollorientiert und taktisch detailversessen bekannte Spanier diese Idee zu verkrampft, vielleicht gab er ihr doch ein zu starres Korsett. Jedenfalls entfaltete sie ihre Blüte erst im ersten Spiel nach Benitez. Bei Ronaldo und Benzema mag zudem eine Rolle gespielt haben, dass sie den Ex-Coach nie allzu gut leiden konnten.

Neuer Glückszustand bei Real

Der herausragende Vertreter einer nicht zu bremsenden Sturmreihe war mit Bale jedoch genau derjenige, der Benitez als einer der wenigen hinterhertrauerte. Sogar über einen möglichen Abgang aus Enttäuschung war spekuliert worden. Jetzt rechtfertigte der Waliser wie noch nie seine Rekordablöse von 100 Millionen Euro. Es gab Ovationen für seine drei Tore, etliche gelungene Spielzüge und nicht zuletzt den Moment beim Stand von 4:0, als er in den eigenen Strafraum zurückeilte und mit einem Tackling das 4:1 verhinderte. Für viele Beobachter war es die Szene des Spiels, die mit dem meisten Symbolgehalt. Wenn die „BBC“ immer so mitverteidigen würde, davon sind sie überzeugt, wäre Real nicht mehr so anfällig gegen Spitzenmannschaften. Dann hätte es auch gegen das aktuelle Barça eine echte Chance.

"Es tut mir leid für Rafa und ich möchte ihm für seine Arbeit danken", sagte Luka Modric, ein anderer, der mit Benitez zumindest kein Problem hatte: "Aber wenn man das Spiel gesehen hat und ehrlich ist, dann hat der Wechsel gut getan." Wie ihm geht es allen, die es mit Real halten. Madrid hat eine alte Liebe neu entdeckt und den Zustand des Glücks erklärt. "Felicidad" auf Spanisch. Oder wie es jetzt heißt: Felizidane.

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